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UN-Umweltprogramm veröffentlicht globalen Umweltbericht

Wenn in den nächsten 30 Jahren nicht dringende Maßnahmen ergriffen werden, könnten mehr als 70 Prozent der Landfläche auf der Erde durch Straßenbau, Bergbau, Siedlungen und sonstige Weiterentwicklungen der Infrastruktur beeinträchtigt werden. Dies geht aus dem Umweltbericht "GEO-3" hervor, den das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) veröffentlicht hat.

17.12.2002

Mit den stärksten Konsequenzen müssen Lateinamerika und die Karibikregion rechnen, wo mehr als 80 Prozent des Bodens betroffen sein werden; dicht gefolgt von Asien und der Pazifikregion. Hier könnten mehr als 75 Prozent der Bodenfläche auf Grund rascher und schlecht geplanter Erweiterungen der Infrastruktur durch Lärm, Störungen von Biotopen und andere Umweltschäden beeinträchtigt werden.

Gleichzeitig könnten bis 2032 mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Gegenden mit extremem Wassermangel leben, wenn weltweite Politik, Wirtschaft und Gesellschaft nur von den Kräften des Marktes bestimmt werden. Das westliche Asien, zu dem auch Gebiete wie die Arabische Halbinsel gehören, dürfte zu den am stärksten betroffenen Regionen gehören: Hier werden 2032 voraussichtlich 90 Prozent der Bevölkerung in Gebieten mit extremer Wasserknappheit leben.

Gleichzeitig jedoch scheint sich bei der Anzahl der Hungernden in der Welt eine rückläufige Tendenz abzuzeichnen. Einem Zukunftsszenario zufolge wird der Anteil der Hungernden an der Weltbevölkerung bis 2032 auf bis zu 2,5 Prozent sinken - was den Zielen der Milleniumserklärung der Vereinten Nationen entspräche.
Durch konzertierte Maßnahmen unter Einbeziehung der Regierungen, der Industrie und des einzelnen Bürgers könnte sich der Ausstoß an Treibhausgasen drastisch reduzieren lassen. Bei ausreichend gutem Willen seitens der staatlichen und privaten Stellen könnte sich der Kohlendioxidanteil in der Atmosphäre bis 2032 stabilisieren.
Dies sind nur einige prägnante Ergebnisse des globalen Umweltberichts "Global Environment Outlook-3" (GEO-3), der vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) herausgegeben wurde. In der Studie wird ein eingehender Blick auf die Politik und Umweltauswirkungen der letzten 30 Jahren geworfen; anschließend werden für die nächsten drei Jahrzehnte vier Politikansätze beschrieben und die wahrscheinlichen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt gegenübergestellt und verglichen.

Die mehr als 1.000 am Bericht beteiligten Fachleute, von denen viele in einem weltweiten Netz kooperierender Forschungszentren arbeiten, sehen den Planeten an einem Scheideweg: Welche Entscheidungen heute getroffen werden, werde sich nachhaltig auf die Wälder, Meere, Flüsse, Berge, Tierwelt und auf andere lebenserhaltende Systeme auswirken, auf die heutige und künftige Generationen angewiesen sind.

In der Schlussfolgerung von GEO-3 wird betont, dass in den 30 Jahren seit der Konferenz von Stockholm, die zur Gründung des UNO-Umweltprogramms führte, bereits zahlreiche Umweltveränderungen eingetreten seien. In Erdteilen wie Nordamerika und Europa hätten Verbesserungen in der Qualität des Flusswassers und der Luft erzielt werden können. Ein weiterer beachtlicher Erfolg seien die internationalen Bemühungen zur Wiederherstellung der schützenden Ozonschicht in der Erdatmosphäre durch eine Senkung der Herstellung und des Verbrauchs von Fluorchlorkohlenwasserstoffen (FCKW). Im allgemeinen jedoch habe die Umweltqualität kontinuierlich abgenommen, vor allem in zahlreichen Entwicklungsländern.
Schätzungen zufolge ist die Zahl der von Naturkatastrophen betroffenen Menschen von durchschnittlich 147 Millionen jährlich in den achtziger Jahren auf 211 Millionen jährlich in den neunziger Jahren gestiegen. Die weltweiten finanziellen Verluste durch Naturkatastrophen beliefen sich 1999 auf schätzungsweise mehr als 100 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig ist der Anteil der vom Wetter verursachen Katastrophen gewachsen, was einige Experten auf die Klimaveränderung durch vom Menschen erzeugte Emissionen zurückführen.

Nach Einschätzung von GEO-3 verursachen die Umweltschäden den Ländern auch noch andere Kosten. So verliere zum Beispiel Indien jährlich 10 Milliarden US-Dollar bzw. 4,5 Prozent seines Bruttoinlandprodukts; allein die Kosten für Produktionsausfälle durch vom Menschen verursachte Bodendegradation belaufen sich auf 2,4 Milliarden Dollar.

Gleichzeitig erhöhen sich mit sinkender Umweltqualität die gesundheitlichen Risiken. So nennt der Bericht zum Beispiel die Verschmutzung der Meere als Ursache einer "beschleunigten Gesundheitskrise gewaltiger Ausmaße". Allein durch den Verzehr verseuchter Schalentiere erkrankten jährlich ca. 2,5 Millionen Menschen an infektiöser Hepatitis; von ihnen sterben 25.000, während weitere 25.000 nach Leberschäden an langfristigen Behinderungen leiden.
Als eine der wichtigsten treibenden Kräfte wird in GEO-3 die wachsende Kluft zwischen den reichen und armen Teilen der Erde bezeichnet. Zur Zeit genieße ein Fünftel der Erdbevölkerung einen hohen, wenn nicht gar exzessiven, Lebensstandard. Dieses Fünftel vereinige auf sich beinahe 90 Prozent des weltweiten persönlichen Konsums. Gleichzeitig müssten etwa vier Milliarden Menschen mit weniger als 1-2 US-Dollar pro Tag auskommen.

Bei der Vorstellung des Berichts in London erklärte UNEP-Exekutivdirektor Klaus Töpfer: "Vor zehn Jahren trafen sich die Regierungen in Rio auf dem Erdgipfel. In nur drei Monaten findet in Südafrika der Weltgipfel für nachhaltige Entwicklung (WSSD) statt. Auf diesem Gipfel geht es um nachhaltige Entwicklung, aber es geht auch um die Umwelt. Das UNEP-Motto lautet "Umwelt für Entwicklung", denn ohne Umweltschutz wird niemals die Art von Entwicklung stattfinden, die wir benötigen, um für diese oder künftige Generationen Gerechtigkeit zu schaffen. Wir brauchen konkrete Taten, wir brauchen konkrete Zeitpläne, und wir brauchen von allen Seiten eisernen Willen. Diese Verantwortung kann nicht alleine den Politikern überlassen werden; an diesem Unternehmen sind wir alle beteiligt. Nur dann können die Versprechen von Rio Wirklichkeit werden."
Quelle: UD
 
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