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Verlustgeschäft Fischerei: Studie zeigt Kosten der Überfischung in Nord- und Ostsee

Überfischung führt bekanntermaßen zu Einkommensverlust. Eine neue Studie vom WWF zeigt modellhaft, welche Erträge die Fischer hätten erzielen können, wenn sie in den vergangengen Jahrzehnten in Nord- und Ostsee nachhaltig gefischt hätten.

20.01.2003

Die Ausbeutung der Fischbestände ist nicht nur ökologisch sondern auch ökonomisch ein Desaster: Allein die Überfischung von Kabeljau in der Nordsee und von Dorsch in der Ostsee hatte im vergangenen Jahr einen Einkommensverlust von über 415 Millionen Euro zur Folge. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die der WWF jetzt vorgestellt hat:

"Jahrelang wurden die Fischbestände ohne Rücksicht ausgebeutet. Jetzt ist der Kabeljaubestand in der Nordsee zusammengebrochen und weitere Bestände stehen kurz davor. Anstatt Erholungspläne für die Bestände umzusetzen, wird dieses Verlustgeschäft jährlich mit Millionen Euro Steuergeldern subventioniert!" kritisierte Heike Vesper vom WWF. Der WWF fordert Fischereiministerin Renate Künast auf, sich persönlich auf der EU-Fischereiratssitzung für konkrete Maßnahmen einzusetzen, damit nicht weitere Bestände zusammenbrechen und Fischer in den Ruin getrieben werden.

Durchschnittlich wurden im Zeitraum 1977-1997 in der Nordsee 203.000 Tonnen Kabeljau gefangen. Bei einer Sicherheitsmarge von 30% zur Berücksichtigung der theoretisch nachhaltigen Fangmenge resultiert daraus eine langfristig mögliche Fangmenge von ca. 140.000 Tonnen pro Jahr. 2001 betrug die Gesamtfangmenge des Kabeljau nur ungefähr 50.000 Tonnen. Die Differenz zwischen nachhaltiger Fangmenge und realen Fängen in 2001 ergeben einen finanziellen Verlust von rund 243 Millionen Euro für die Kabeljaufischerei der Nordsee. Die Situation in diesem und im nächsten Jahr ist vergleichsweise schlimmer, da nach dem Zusammenbruch des Kabeljaubestandes der ICES (Wissenschaftlicher Rat zur Erforschung der Meere) empfohlen hat, die Kabeljaufischerei auf unbestimmte Zeit zu schließen.

Die gleiche Kalkulation für den Dorsch in der Ostsee zeigt ein ähnliches Ergebnis: Durchschnittlich wurden in der Ostsee 1977-1997 jährlich 235.000 Tonnen Dorsch gefangen, wobei eine langfristige nachhaltige Fangmenge 165.000 Tonnen pro Jahr gewesen wäre. Die Fangmenge für 2001 betrug jedoch nur 70.000 Tonnen, da der Bestand stark überfischt ist. Die WWF Studie zeigt, dass die Fischer 2001 etwa 175 Millionen Euro Verluste hatten, für 2002 werden die Verluste bei etwa 160 Millionen Euro liegen. Für diese beiden Fischbestände habe es einen enormen Ertragsverlust gegeben, so der WWF in seinem Bericht.

Der Verlust bei allen 14 Fischbeständen in EU-Gewässern, für die dringend Erholungspläne nötig wären, ist viel höher. Insgesamt sind 62 % der kommerziellen Fischbestände im Nordost-Atlantik, 75 % in der Ostsee und 65 % im Mittelmeer außerhalb der sicheren biologischen Grenzen. WWF fordert Frau Künast auf, im Rahmen der EU-Fischereireform sicherzustellen, dass keine Fischereisubventionen für den Ausbau der Fischereiflotten gezahlt, dass Erholungspläne für die Bestände eingeführt und die jährlichen Fangquoten durch eine langfristige Planung ersetzt werden, die eine rasche Erholung der Bestände ermöglicht.
Quelle: UD
 
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