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Ist Internet gut für die Umwelt?

Die Fortentwicklung zur Wissensgesellschaft und die Nachhaltigkeit in allen Politikbereichen - beide Politikziele haben viel miteinander zu tun und fordern innerhalb der EU ein Überdenken von Produkten und Dienstleistungen. Ist die digitale Welt eine nachhaltige Welt? Spart sie Energie, Material und Arbeitskraft?

14.08.2003

Welche Auswirkungen hat sie auf den einzelnen Nutzer? Fragen dieser Art haben Wissenschaftler aus Italien, Großbritannien und Deutschland im Rahmen des EU-Projekts "Digital Europe" in den vergangenen zwei Jahren untersucht. Die Idee ist bestechend: Aus Produkten, deren Herstellung und Transport oft viel Energie und Material verbraucht, werden durch Computer und Internet "material-lose" Dienstleistungen, die Materialeinsatz, Energieverbrauch und Abfall mindern. Die Forscher fanden allerdings heraus, dass die "De-Materialisierung" von Produkten nicht unbedingt ökologisch ist. Laut Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie (WI) wuchs der Stromverbrauch für das Internet in Deutschland im Jahr 2001 auf 6,8 Milliarden Kilowattstunden, das entspricht in etwa dem Jahresstromverbrauch von 220.000 Haushalten.

Durch die Stromproduktion für die Internetnutzung wurden 2001 vier Millionen Tonnen Kohlendioxid ausgestoßen. Bis 2010, so prognostizieren die Klimaexperten, werden sich diese Zahlen verdoppeln bis vervierfachen, da zum einen die Anzahl der Internetnutzer weiter steigt, zum anderen, weil sowohl die Netzinfrastruktur als auch die Geräte selbst immer mehr Strom benötigen.

Außerdem stellen die Wissenschaftler fest, dass bei der Geräteentwicklung "kleiner" nicht automatisch "ökologischer" bedeutet, da immer kleinere und leistungsfähigere Handys und Computer für ihre Funktion oft seltene und edle Metalle benötigen, deren Gewinnung und Transport viel Energie verbrauchen. Auch die Telearbeit bringt weitaus weniger Umweltvorteile als erwartet: Trotz 1,6 Millionen Teleworkern in Deutschland, die ganz oder zeitweise zuhause arbeiten, ist laut WI kaum ein Rückgang im Berufsverkehr zu spüren. Und das papierlose Büro, das mit dem Einzug des Computers vorausgesagt wurde, liegt in weiter Ferne.

Nicht zuletzt verlagern online-Produkte die ökologische Verantwortung zumindest teilweise vom Hersteller auf den Konsumenten, betonen die Forscher. Und der verhält sich nur selten energiesparend. So buchen immer mehr Internetnutzer die preiswerte Flatrate ihres Providers und lassen Computer & Co. einfach laufen, viele stellen ihre Geräte auf Stand-by-Betrieb, statt sie abzuschalten, oder laden stundenlang Musik herunter. Solche "Rebound-Effekte" können nach den Berechnungen der Wuppertaler Experten ökologische Vorteile digitaler Dienstleistungen schnell zunichte machen.
Quelle: RNE
 
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