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Studie: Sind E-Paper ökologisch?
Noch könnte die Innovation e-Paper im Vergleich zur herkömmlichen Papierzeitung sehr umweltentlastend gestaltet werden. Elektronische Zeitungen spielen ihren geringen Herstellungsaufwand aber nur voll aus, wenn die Datenpakete mit den aktuellen Zeitungsinhalten über digitale Rundfunknetze verbreitet werden. Im ungünstigsten Fall könnte die Innovation e-Paper Klimaschutzbemühungen erschweren. Das sind die Ergebnisse zwei neuer Studien.
23.05.2005
Der Zeitungsleser der Zukunft soll spätestens in drei bis fünf Jahren sein persönliches, elektronisches Zeitungslesegerät mit sich herumtragen. Mehrmals pro Tag könnte das neue Gerät mit den display-ähnlichen, hauchdünnen Folien aktualisierte Zeitungsausgaben empfangen. Namhafte Hersteller wie Philips oder Siemens sind mit der Innovation „elektronische Zeitung“ befasst.
Bisher berichteten die Medien meist euphorisch über die neuen Möglichkeiten, die sich durch diese Technologie eröffnen. Doch wird eine elektronische Zeitung den Massenmarkt erobern können? Und wenn ja, was bedeutet dies für die Umwelt? E-paper-Technologien werden bisher aufgrund ihres geringeren Gewichts und Stromverbrauchs als ökologisch vorteilhaft eingeschätzt. Nicht selten wird auch behauptet, dass das elektronische Papier das gedruckte Papier ersetzen und damit einen Beitrag zum Schutz der Umwelt und zur Ressourcenschonung leisten könnte. Denn der enorme Energieaufwand für das Herstellen des täglich neu benötigten Zeitungs-Druckpapiers könnte entfallen. Doch stimmen diese Behauptungen? Das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung(IZT) hat im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderten Projektes „E-nnovation“ hierzu zwei Studien durchgeführt.
Hier das überraschende Ergebnis der ersten vom IZT vorgenommenen ökologischen Abschätzung: In den bisher von Firmen und Experten angedachten Geschäftsmodellen (e-paper als Download an PC bzw. Laptop oder mobil über UMTS) schneidet e-Paper erheblich schlechter ab als die herkömmliche Papierzeitung. Bei beiden Geschäftsmodellen ergibt sich eine 10- BIS 40-FACH HÖHERE UMWELTBELASTUNG gegenüber dem Lesen der gedruckten Zeitung.
Energieverbrauch steigt stetig
Zwar sind die hardwareseitigen Umweltbelastungen gegenüber heutigen PC- oder Laptop-basierten Nutzung deutlich geringer, aber der Energieverbrauch für die individualisierte Datenübertragung über das energieaufwendige UMTS-Netz übersteigt die Energieeinsparungen bei den Endgeräten. Dipl.-Ing. Christian Kamburow, der am IZT den ökobilanziellen Vergleich durchführte: „Wird UMTS-Mobilfunk genutzt, können die ökologischen Vorteile der zukünftigen mobilen e-Paper-Endgeräte durch die Möglichkeit, individuell zugeschnittene Zeitungsinhalte via UMTS überall und jederzeit mit großem Energieaufwand verfügbar zu machen, überkompensiert werden. Dies macht aus ökologischer Sicht diese Form der Verbreitung der elektronischen Zeitung über das Mobilfunknetz unvorteilhaft.“
Auf der Suche nach alternativen Datenübertragungswegen konnte das IZT mit den beiden digitalen Rundfunknetzen DAB (Digital Audio Broadcasting) und DVB-T (Digital Video Broadcasting - Terrestrial) zwei Wege identifizieren, die deutlich weniger Energie für das Versenden der Zeitungen benötigen. Die Datenübertragung der Inhalte der elektronischen Zeitung auf das Lesegerät via DAB oder DVB-T stellt eine Möglichkeit dar, den niedrigen Energieaufwand für die Herstellung und den Gebrauch eines Foliendisplays mit dem sehr niedrigen Energieaufwand der Datenübertragung über die Infrastruktur des digitalen Rundfunks zu verknüpfen“. IZT-Projektleiter Siegfried Behrendt betont die Vorteile der hauchdünnen, display-ähnlichen e-Paper-Folien: „Die Zeitungen auf elektronischem Papier haben durch ihren vergleichsweise geringen Herstellungsaufwand große ökologische Vorteile, die sie bei der Verbreitung über digitale Rundfunknetze voll ausspielen könnten.“
Die Bedienbarkeit muss vie besser werden
Ob es dazu kommt, hängt auch entscheidend von der Akzeptanz ab, d.h. inwieweit die elektronische Zeitung vom Kunden als Alternative zur gedruckten Zeitung genutzt wird. Die Ablösung des herkömmlichen Papiers durch digitale Netze und Darstellungstechniken wird schon seit langem diskutiert. Bisher waren die elektronischen Medien aber nicht in der Lage, das Papier zu verdrängen. Auch mobile digitale Lesegeräte vermochten bisher ebenfalls nicht, herkömmliche Printmedien zu verdrängen. Beispielsweise wurde mit den sogenannten E-Books versucht, das Lesen digitaler Bücher losgelöst vom PC attraktiver zu machen - allerdings mit relativ bescheidenem Erfolg.
Neben unsicheren Erlösmodellen (fehlende Bereitschaft der Konsumenten für Online-Informationen zu zahlen), den Schwierigkeiten beim Abrechnen kleiner Zahlungsbeträge (Microbilling), der unsicheren Datenübertragung und den Unsicherheiten beim Copyright sind vor allem auch technische Hemmnisse zu verzeichnen. So können Online-Informationen bisher weitestgehend nur an Computern oder Notebooks mit halbwegs befriedigender Lese- und Nutzungsqualität empfangen werden. Kleinere mobile Endgeräte lassen sowohl hinsichtlich der Lesefreundlichkeit als auch der Navigationsmöglichkeit zu wünschen übrig. Die Zugriffsgeschwindigkeit ist bisher für viele Nutzer unbefriedigend und die nutzerfreundliche Speichermöglichkeit relevanter Informationen in ein eigenes elektronisches Archiv ist noch nicht gegeben.
Knackpunkt Kunde: Wer will dafür zahlen?
E-Paper könnte einige dieser technisch bedingten Nachteile (Handhabbarkeit, Bequemlichkeit, Lesbarkeit u.a.) ausräumen und somit die Akzeptanz für elektronische Zeitungen, Zeitschriften oder Bücher steigern. Dies spricht dafür, dass sie zu einem ernstzunehmenden Ersatz für traditionelle Printmedien werden können. IZT-Projektleiter Siegfried Behrendt zum Ergebnis seiner Expertenumfrage in deutschen Verlagshäusern: „Das Marktpotenzial auf dem Printmarkt könnte sich ersten Schätzungen zufolge bei 20 Prozent bewegen.“
Erfolgskritisch für die Markteinführung ist jedoch der Preis für das
Endgerät. Zeitungsleser sind kaum bereit, teure Geräte speziell für das
Lesen von Zeitungen anzuschaffen. Hohe Kosten für
Telekommunikationsdienste stehen bisher noch einer weiten Verbreitung
entgegen. Angebote, wie sie derzeit für eine schnelle Übertragung
großer Datenmengen auf mobile Rechner existieren, müssten deutlich
günstiger werden.
Bisher berichteten die Medien meist euphorisch über die neuen Möglichkeiten, die sich durch diese Technologie eröffnen. Doch wird eine elektronische Zeitung den Massenmarkt erobern können? Und wenn ja, was bedeutet dies für die Umwelt? E-paper-Technologien werden bisher aufgrund ihres geringeren Gewichts und Stromverbrauchs als ökologisch vorteilhaft eingeschätzt. Nicht selten wird auch behauptet, dass das elektronische Papier das gedruckte Papier ersetzen und damit einen Beitrag zum Schutz der Umwelt und zur Ressourcenschonung leisten könnte. Denn der enorme Energieaufwand für das Herstellen des täglich neu benötigten Zeitungs-Druckpapiers könnte entfallen. Doch stimmen diese Behauptungen? Das Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung(IZT) hat im Rahmen des vom Bundesforschungsministerium (BMBF) geförderten Projektes „E-nnovation“ hierzu zwei Studien durchgeführt.
Hier das überraschende Ergebnis der ersten vom IZT vorgenommenen ökologischen Abschätzung: In den bisher von Firmen und Experten angedachten Geschäftsmodellen (e-paper als Download an PC bzw. Laptop oder mobil über UMTS) schneidet e-Paper erheblich schlechter ab als die herkömmliche Papierzeitung. Bei beiden Geschäftsmodellen ergibt sich eine 10- BIS 40-FACH HÖHERE UMWELTBELASTUNG gegenüber dem Lesen der gedruckten Zeitung.
Energieverbrauch steigt stetig
Zwar sind die hardwareseitigen Umweltbelastungen gegenüber heutigen PC- oder Laptop-basierten Nutzung deutlich geringer, aber der Energieverbrauch für die individualisierte Datenübertragung über das energieaufwendige UMTS-Netz übersteigt die Energieeinsparungen bei den Endgeräten. Dipl.-Ing. Christian Kamburow, der am IZT den ökobilanziellen Vergleich durchführte: „Wird UMTS-Mobilfunk genutzt, können die ökologischen Vorteile der zukünftigen mobilen e-Paper-Endgeräte durch die Möglichkeit, individuell zugeschnittene Zeitungsinhalte via UMTS überall und jederzeit mit großem Energieaufwand verfügbar zu machen, überkompensiert werden. Dies macht aus ökologischer Sicht diese Form der Verbreitung der elektronischen Zeitung über das Mobilfunknetz unvorteilhaft.“
Auf der Suche nach alternativen Datenübertragungswegen konnte das IZT mit den beiden digitalen Rundfunknetzen DAB (Digital Audio Broadcasting) und DVB-T (Digital Video Broadcasting - Terrestrial) zwei Wege identifizieren, die deutlich weniger Energie für das Versenden der Zeitungen benötigen. Die Datenübertragung der Inhalte der elektronischen Zeitung auf das Lesegerät via DAB oder DVB-T stellt eine Möglichkeit dar, den niedrigen Energieaufwand für die Herstellung und den Gebrauch eines Foliendisplays mit dem sehr niedrigen Energieaufwand der Datenübertragung über die Infrastruktur des digitalen Rundfunks zu verknüpfen“. IZT-Projektleiter Siegfried Behrendt betont die Vorteile der hauchdünnen, display-ähnlichen e-Paper-Folien: „Die Zeitungen auf elektronischem Papier haben durch ihren vergleichsweise geringen Herstellungsaufwand große ökologische Vorteile, die sie bei der Verbreitung über digitale Rundfunknetze voll ausspielen könnten.“
Die Bedienbarkeit muss vie besser werden
Ob es dazu kommt, hängt auch entscheidend von der Akzeptanz ab, d.h. inwieweit die elektronische Zeitung vom Kunden als Alternative zur gedruckten Zeitung genutzt wird. Die Ablösung des herkömmlichen Papiers durch digitale Netze und Darstellungstechniken wird schon seit langem diskutiert. Bisher waren die elektronischen Medien aber nicht in der Lage, das Papier zu verdrängen. Auch mobile digitale Lesegeräte vermochten bisher ebenfalls nicht, herkömmliche Printmedien zu verdrängen. Beispielsweise wurde mit den sogenannten E-Books versucht, das Lesen digitaler Bücher losgelöst vom PC attraktiver zu machen - allerdings mit relativ bescheidenem Erfolg.
Neben unsicheren Erlösmodellen (fehlende Bereitschaft der Konsumenten für Online-Informationen zu zahlen), den Schwierigkeiten beim Abrechnen kleiner Zahlungsbeträge (Microbilling), der unsicheren Datenübertragung und den Unsicherheiten beim Copyright sind vor allem auch technische Hemmnisse zu verzeichnen. So können Online-Informationen bisher weitestgehend nur an Computern oder Notebooks mit halbwegs befriedigender Lese- und Nutzungsqualität empfangen werden. Kleinere mobile Endgeräte lassen sowohl hinsichtlich der Lesefreundlichkeit als auch der Navigationsmöglichkeit zu wünschen übrig. Die Zugriffsgeschwindigkeit ist bisher für viele Nutzer unbefriedigend und die nutzerfreundliche Speichermöglichkeit relevanter Informationen in ein eigenes elektronisches Archiv ist noch nicht gegeben.
Knackpunkt Kunde: Wer will dafür zahlen?
E-Paper könnte einige dieser technisch bedingten Nachteile (Handhabbarkeit, Bequemlichkeit, Lesbarkeit u.a.) ausräumen und somit die Akzeptanz für elektronische Zeitungen, Zeitschriften oder Bücher steigern. Dies spricht dafür, dass sie zu einem ernstzunehmenden Ersatz für traditionelle Printmedien werden können. IZT-Projektleiter Siegfried Behrendt zum Ergebnis seiner Expertenumfrage in deutschen Verlagshäusern: „Das Marktpotenzial auf dem Printmarkt könnte sich ersten Schätzungen zufolge bei 20 Prozent bewegen.“
Erfolgskritisch für die Markteinführung ist jedoch der Preis für das
Endgerät. Zeitungsleser sind kaum bereit, teure Geräte speziell für das
Lesen von Zeitungen anzuschaffen. Hohe Kosten für
Telekommunikationsdienste stehen bisher noch einer weiten Verbreitung
entgegen. Angebote, wie sie derzeit für eine schnelle Übertragung
großer Datenmengen auf mobile Rechner existieren, müssten deutlich
günstiger werden.
Quelle: UD