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HVB-Werftenstudie: Boom der globalen Schiffbauindustrie ungebrochen

Angesichts der raschen Expansion der globalen Schiffbaukapazitäten insbesondere in China besteht die Gefahr von Überkapazitäten. Allerdings können die internationalen Schiffbauer und die Schiffsausrüster mit einer Vollauslastung für mindestens drei Jahre und Auslieferungspreisen auf Rekordniveau planen. Der nach den Jahren des Booms denkbaren Abflachung der Nachfrage könne die Schiffbauindustrie aus einer Position der Stärke begegnen. Zu diesem Fazit kommt eine Werftenstudie der HypoVereinsbank.

30.10.2006

Die weltweite Schiffbauindustrie befindet sich seit mehr als drei Jahren im längsten und kräftigsten Boom aller Zeiten. Am 1. August 2006 betrug der weltweite Auftragsbestand 5.386 Schiffe mit 269,1 Millionen tdw (international gebräuchliche Maßeinheit für die Größe von Schiffen) bzw. 117,4 Millionen CGT (international gebräuchliche Maßeinheit im Schiffbau) mit einem Auftragswert von 263,9 Milliarden US-Dollar. Stephen Gordon von Clarkson Research geht davon aus, dass darüber hinaus die globale Schiffsausrüstungsindustrie 2006 bei einem Umsatz von 37,1 Milliarden US-Dollar über einen Auftragsbestand von 132 Milliarden US-Dollar verfügt. "Für den deutschen Schiffbau ist die Lage derzeit sehr gut. In- und ausländische Auftraggeber haben per August 2006 insgesamt 210 Schiffe mit rund 4 Millionen CGT im Wert von 11,6 Milliarden Euro bei deutschen Werften bestellt", sagt Ingmar Loges, Leiter HypoVereinsbank Global Shipping in Hamburg. Im Moment profitieren die deutschen Werften vom Auftragsboom vor allem im Containerschiffbau, der mit den Werftkapazitäten in Fernost nicht gedeckt werden kann, so dass Bauaufträge nach Europa umdisponiert werden.
 
Strategien gegen das 'Powerhouse Fernost'
 
Die rasant steigenden Produktionskapazitäten in Fernost werden mittelfristig allerdings die hiesigen Werften unter Druck setzen. Dies gilt insbesondere für Containerschiffe. Um dem 'Powerhouse Fernost' aber auch zukünftig die Stirn bieten zu können, so Loges, sollten die europäischen Schiffbauer noch enger kooperieren und beispielweise strategische Allianzen bilden. Gerade die deutschen Werften und die weltweit führende deutsche Zulieferindustrie müssen ihre Innovationskraft weiter ausbauen und stärker noch die deutschen Schiffbautugenden "State of the Art im Schiffs-design", "Top-Qualität auf höchstem innovativen Niveau", "Liefertreue" und "Flexibilität" weiterentwickeln. Stephen Gordon von Clarkson Research sieht für die europäische Werftindustrie auch künftig eine Stärkeposition in Spezialsegmenten wie beispielweise bei Kreuzfahrtschiffen. Darüber hinaus sollten die europäischen Werften neue Akzente setzen wie etwa im Bereich der kleinen Schiffe und der Spezialtonnage, die in Fernost vernachlässigt werden.
 
China im Jahr 2020 größte Schiffbaunation der Welt

China will bis 2020 die weltweit größte Schiffbaunation werden. Von 1996 bis heute ist der Anteil Chinas an den weltweiten Kapazitäten von 7 Prozent auf 19,1 Prozent gestiegen, was Platz drei unter den Schiffbaunationen bedeutet. Südkorea belegt mit einem Anteil von 38 Prozent den ersten Rang des Weltorderbuches, gefolgt von Japan (20,8 Prozent), China 19,1 Prozent) und Europa mit 15,7 Prozent.
 
Deutsche Reedereien auf Platz zwei

Den weltweiten Auftragsbestand von 5.386 Schiffen teilen sich 770 Reedereien aus 61 Ländern auf. Aufgeteilt nach Staaten führen Reedereien aus Japan und Deutschland mit einem Auftragswert von 36,9 Milliarden US-Dollar bzw. 33,5 Milliarden US-Dollar die Liste an. Danach folgen die USA (21,4 Milliarden US-Dollar), Griechenland (18,8 Milliarden US-Dollar) und Norwegen (16,5 Milliarden US-Dollar). Das hohe Investitionsvolumen in Deutschland ist nach Einschätzung von Clarkson Research zum großen Teil auf das deutsche Kommanditgesellschaft-Modell (KG-Modell) zurückzuführen, das den Reedereien Zugang zu Kapitalmitteln privater Einzelinvestoren verschafft. Die von deutschen Eignern in Auftrag gegebenen Bestellungen belaufen sich auf 33,5 Milliarden US-Dollar. Die HypoVereinsbank finanziert derzeit 912 Schiffe, was ein Schiffsfinanzierungsvolumen von 5,4 Milliarden Euro bedeutet, zuzüglich 1,2 Milliarden Euro Finanzierungsvolumen für Container und Offshore-Projekte.
 
Auch kleinere Schiffbaunationen drängen auf den Markt

"Kleine, aber aufstrebende Schiffbaunationen wie Rumänien, Türkei, Vietnam, Indien, Brasilien werden mittelfristig mit modernen Werften auf den Weltmarkt drängen. In Europa gehört beispielsweise auch Kroatien dazu. Dort werden fünf Werften restrukturiert und privatisiert, um sie international wettbewerbsfähig zu machen. Damit wird eine wesentliche Voraussetzung für den Beitritt des Landes zur EU erfüllt", sagt Domenik Nizet, Werftenconsultant bei der HypoVereinsbank. Die kroatische Regierung hatte im Frühjahr die international ausgeschriebenen Consultingaktivitäten zur Privatisierung der Staatswerften an ein von der HypoVereinsbank gebildetes Konsortium vergeben. HVB Global Shipping, Hamburg, ist Kompetenzcenter der HypoVereinsbank/UniCredit für die maritime Industrie und verfügt als weltweit einziges Kreditinstitut über einen Bereich Werftenconsulting.
 
"Der kroatischen Seite liegen seit wenigen Tagen unsere Vorschläge vor", so Nizet, "sie berücksichtigen Aspekte wie technische Ausstattung, produktseitige Leistungsfähigkeit, Managementfähigkeiten und Mitarbeiterqualität der Werften." Das Orderbuch der kroatischen Werften umfasst einen Auftragswert von rund 2,5 Milliarden US-Dollar. 500 bis 700 Millionen US-Dollar Exporterlös werden jährlich verzeichnet, das sind rund 15 Prozent der kroatischen Exportquote. 26.000 Menschen sind bei Zulieferern und Werften des Landes beschäftigt.
Quelle: UD
 
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