Publikationen
Studie: Konsum plündert den Planeten
Der exzessive Konsum, dem die Bewohner der Industrienationen frönen, plündert den Planeten Erde aus und trägt wesentlich zur Zerstörung globaler Ökosysteme bei. Zu diesem Schluss kommt der Bericht "Zur Lage der Welt 2010", der vom Worldwatch-Institute herausgegeben wurde. Die deutsche Ausgabe präsentierten jetzt die Heinrich-Böll-Stiftung und Germanwatch der Öffentlichkeit.
08.04.2010
In den vergangenen fünf Jahrzehnten sind die Ausgaben für den Konsum um das Sechsfache gegenüber den 4,9 Bio. Dollar des Jahres 1960 angestiegen. Nur ein Teil dieses Anstiegs ist auf das Bevölkerungswachstum zurückzuführen, denn die Zahl der Menschen ist zwischen 1960 und 2006 nur um den Faktor 2,2 gestiegen. Damit haben sich die Ausgaben für den Konsum pro Kopf noch immer beinahe verdreifacht.
Jährlich 60 Mrd. Tonnen Ressourcenentnahme
Im Jahr 2006 wurden weltweit 30,5 Bio. Dollar für Waren und Dienstleistungen ausgegeben (nach dem Dollar-Kurs von 2008). In diesen Ausgaben waren Grundbedürfnisse wie Nahrung und Unterkunft enthalten. Je mehr das frei verfügbare Einkommen stieg, desto mehr gaben die Menschen für Konsumgüter aus - von reichhaltigerer Nahrung und größeren Häusern bis zu Fernsehern, Autos, Computern und Flugreisen. 2008 kauften die Menschen auf der ganzen Welt 68 Mio. Fahrzeuge, 85 Mio. Kühlschränke, 297 Mio. Computer und 1,2 Mrd. Mobiltelefone.
"Insgesamt werden heute jährlich 60 Mrd. Tonnen an Ressourcen der Erde entnommen. Das sind ungefähr 50 Prozent mehr als vor 30 Jahren. Zwischen 1950 und 2005 sind die Metallproduktion um das Sechsfache, der Ölverbrauch ums Achtfache und der Erdgasverbrauch ums Vierzehnfache gestiegen", so Erik Assadourian, einer der Direktoren des Worldwatch-Institute. Heute verbraucht jeder Europäer im Durchschnitt täglich 43 kg an Ressourcen und der Amerikaner 88 kg. Alles in allem zieht die Menschheit jeden einzelnen Tag den Gegenwert von 112 Wolkenkratzern wie das Empire State Building aus der Erde.
60 Forscher zeichnen innovative Verhaltensmuster
Derzeit übernutzt die Weltbevölkerung die natürlichen Kapazitäten der Erde um rund ein Drittel. Die Hauptverantwortung dafür liegt in den hoch industrialisierten Ländern. Nach Einschätzung der rund 60 Forscher, die am diesjährigen Bericht mitgearbeitet haben, ist ein Wandel der Konsumkultur möglich und sogar schon im Gang. Der 300-seitige Band dokumentiert neue Verhaltensmuster und Lebensstile für eine neue Kultur.
"Nach dem Unvermögen der Regierungen, sich auf eine globale Antwort auf den Klimawandel zu verständigen, kommt es umso mehr auf die aufgeklärten Bürger an", so Ralf Fücks, Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung. Jeder Einzelne könne zum Vorreiter für ein nachhaltiges Wohlstandsmodell werden und dazu beitragen, umweltfreundliche Produkte und fairen Handel zu fördern.
"Aber letztlich kann individuelles Verhalten die großen Weichenstellungen in der Energie-, Verkehrs- oder Steuerpolitik nicht ersetzen. Verantwortlicher Konsum, schärfere Standards für Industrie und Landwirtschaft sowie Lenkungsinstrumente wie die Ökosteuer gehören zusammen", so Fücks.
Bürger und Regierungen sind gefordert
"Der Staat muss die Rahmenbedingungen setzen, die es Bürgern ermöglichen, nachhaltig zu handeln. Nachhaltiges Handeln muss zum Normalfall werden, nicht-nachhaltiges Handeln hingegen teurer und reguliert", erklärt Hendrik Vygen, Mitglied im Vorstand Germanwatch. "Nicht nur mit Gesetzesinitiativen wie dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz kann der Staat wichtige Akzente setzen."
Mit einer klimafreundlich ausgerichteten öffentlichen Beschaffung könne der Staat zum Vorbild werden, Investitionsströme in Richtung nachhaltiger Produkte und Unternehmen lenken und gleichzeitig für eine deutliche Reduzierung des CO2-Haushalts sorgen, meint der Experte.
Die deutsche Ausgabe von "2010 State of the World: From Madison Avenue to Mad Max?" ist unter dem Titel "Zur Lage der Welt 2010. Einfach besser leben. Nachhaltigkeit als neuer Lebensstil" im oekom-Verlag erschienen.
Jährlich 60 Mrd. Tonnen Ressourcenentnahme
Im Jahr 2006 wurden weltweit 30,5 Bio. Dollar für Waren und Dienstleistungen ausgegeben (nach dem Dollar-Kurs von 2008). In diesen Ausgaben waren Grundbedürfnisse wie Nahrung und Unterkunft enthalten. Je mehr das frei verfügbare Einkommen stieg, desto mehr gaben die Menschen für Konsumgüter aus - von reichhaltigerer Nahrung und größeren Häusern bis zu Fernsehern, Autos, Computern und Flugreisen. 2008 kauften die Menschen auf der ganzen Welt 68 Mio. Fahrzeuge, 85 Mio. Kühlschränke, 297 Mio. Computer und 1,2 Mrd. Mobiltelefone.
"Insgesamt werden heute jährlich 60 Mrd. Tonnen an Ressourcen der Erde entnommen. Das sind ungefähr 50 Prozent mehr als vor 30 Jahren. Zwischen 1950 und 2005 sind die Metallproduktion um das Sechsfache, der Ölverbrauch ums Achtfache und der Erdgasverbrauch ums Vierzehnfache gestiegen", so Erik Assadourian, einer der Direktoren des Worldwatch-Institute. Heute verbraucht jeder Europäer im Durchschnitt täglich 43 kg an Ressourcen und der Amerikaner 88 kg. Alles in allem zieht die Menschheit jeden einzelnen Tag den Gegenwert von 112 Wolkenkratzern wie das Empire State Building aus der Erde.
60 Forscher zeichnen innovative Verhaltensmuster
Derzeit übernutzt die Weltbevölkerung die natürlichen Kapazitäten der Erde um rund ein Drittel. Die Hauptverantwortung dafür liegt in den hoch industrialisierten Ländern. Nach Einschätzung der rund 60 Forscher, die am diesjährigen Bericht mitgearbeitet haben, ist ein Wandel der Konsumkultur möglich und sogar schon im Gang. Der 300-seitige Band dokumentiert neue Verhaltensmuster und Lebensstile für eine neue Kultur.
"Nach dem Unvermögen der Regierungen, sich auf eine globale Antwort auf den Klimawandel zu verständigen, kommt es umso mehr auf die aufgeklärten Bürger an", so Ralf Fücks, Vorstand Heinrich-Böll-Stiftung. Jeder Einzelne könne zum Vorreiter für ein nachhaltiges Wohlstandsmodell werden und dazu beitragen, umweltfreundliche Produkte und fairen Handel zu fördern.
"Aber letztlich kann individuelles Verhalten die großen Weichenstellungen in der Energie-, Verkehrs- oder Steuerpolitik nicht ersetzen. Verantwortlicher Konsum, schärfere Standards für Industrie und Landwirtschaft sowie Lenkungsinstrumente wie die Ökosteuer gehören zusammen", so Fücks.
Bürger und Regierungen sind gefordert
"Der Staat muss die Rahmenbedingungen setzen, die es Bürgern ermöglichen, nachhaltig zu handeln. Nachhaltiges Handeln muss zum Normalfall werden, nicht-nachhaltiges Handeln hingegen teurer und reguliert", erklärt Hendrik Vygen, Mitglied im Vorstand Germanwatch. "Nicht nur mit Gesetzesinitiativen wie dem Erneuerbaren-Energien-Gesetz kann der Staat wichtige Akzente setzen."
Mit einer klimafreundlich ausgerichteten öffentlichen Beschaffung könne der Staat zum Vorbild werden, Investitionsströme in Richtung nachhaltiger Produkte und Unternehmen lenken und gleichzeitig für eine deutliche Reduzierung des CO2-Haushalts sorgen, meint der Experte.
Die deutsche Ausgabe von "2010 State of the World: From Madison Avenue to Mad Max?" ist unter dem Titel "Zur Lage der Welt 2010. Einfach besser leben. Nachhaltigkeit als neuer Lebensstil" im oekom-Verlag erschienen.
Quelle: UD / pte