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Buchtipp: Befreiung vom Überfluss

Trotz der Krise geht es der Konsumgesellschaft gut. Menschen kaufen, finanzieren und verschwenden munter weiter. Die Devise lautet immer noch: höher, weiter, schneller. Der Wachstumskritiker Niko Paech untersucht in seinem neuen Buch „Befreiung vom Überfluss“ die moderne Gesellschaft und stellt der momentanen Fortschrittstheorie den einfachen Satz entgegen: „Souverän ist nicht, wer viel hat, sondern wenig braucht.“ Dabei warnt er vor dem Irrglauben, die derzeitigen Wachstumsszenarien könnten mithilfe nachhaltiger Wertschöpfungsketten in „Gut“ und „Schlecht“ eingeteilt werden.

30.03.2012

Würden wir eine Welt vermissen, in der man sich zwischen drei Dutzend Fernsehprogrammen, Internet und anderen Zerstreuungen glaubt entscheiden zu müssen? Wäre es nicht schöner wieder mehr Zeit für Familie und Freunde zu haben, Zeit um selbst Musik zu machen oder Nachbarn zu helfen? Doch nach einer anstrengenden 40-Stunden-Woche möchte man sich auch einmal etwas gönnen: das neueste Smartphone, einen Kurztrip nach London oder einen Flachbildfernseher. Ruckzuck steckt man im Teufelskreis aus Konsumwunsch und Zeitmangel. Und nicht nur das: Der Ruf nach „mehr“ lässt Rohstoffe schwinden und treibt die Umweltzerstörung voran.

Noch ist die Welt nicht bereit, von der Droge „Wachstum“ zu lassen. Aber die Diskussion über das Ende der Maßlosigkeit nimmt an Fahrt auf. Der Nachhaltigkeitsforscher Niko Paech liefert mit seinem Buch „Befreiung vom Überfluss. Auf dem Weg in die Postwachstumsökonomie“, das am 3. April 2012 im oekom verlag erscheint, die dazu passende Streitschrift, die „grünes“ Wachstum als Mythos entlarvt und zugleich aufzeigt, dass nachhaltige Entwicklung mit Genügsamkeit beginnt.

Die derzeit allgegenwärtige Debatte um die monströsen „Rettungsschirme“ wird zur Schicksalsfrage stilisiert und lässt uns glauben machen, dass die Rettung ökonomisch maroder Euroländer unseren bisherigen Wohlstand sichern würde und daher unumgänglich sei. Dabei verzetteln wir uns schon jetzt im Hamsterrad einer reizüberfluteten Konsumsphäre und zehren die knappen Ressourcen unserer Zeit auf. Zu allem Überfluss sind wir auch dem Märchen des „grünen“ Wirtschaftswachstums und des „nachhaltigen“ Konsums aufgesessen, das uns suggeriert, Wachstum ließe sich in „gut“ und „schlecht“ unterscheiden. Doch diesen Unterschied hält Niko Paech für Augenwischerei. Der bekannte deutsche Wachstumskritiker plädiert für einen von geldvermittelter und global arbeitsteiliger Fremdversorgung unabhängigen Lebensstil, befreit von "Konsumkrücken" und "Energiesklaven". In seinem Gegenentwurf, der Postwachstumsökonomie, fordert er industrielle Wertschöpfungsprozesse einzuschränken und lokale Selbstversorgungsmuster zu stärken. Das von Paech skizzierte Wirtschaften wäre genügsamer, aber auch stabiler und ökologisch verträglicher. Und es würde viele Menschen entlasten, denen im Hamsterrad der materiellen Selbstverwirklichung schon ganz schwindelig wird.
Quelle: UD / pm
 
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