Neuerscheinung „CSR Made in Germany“
„Made in Germany“ steht für traditionelle Wertarbeit, höchste Qualität und Vertrauenswürdigkeit. Diese Attribute sollen in Zukunft auch die gesellschaftliche Verantwortung von Unternehmen in Deutschland kennzeichnen - mit der Leitidee „CSR Made in Germany“ will die Bundesregierung das deutsche CSR-Profil im In- und Ausland schärfen und das Verantwortungsbewusstsein der nationalen Wirtschaft strategisch stärken. Auf welche Tradition Corporate Social Responsibility (CSR) in Deutschland zurückblicken kann und wie Beispiele guter Unternehmenspraxis aussehen können, zeigt die neue englischsprachige Broschüre des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS).
01.06.2012
Wichtiges Anliegen des sogenannten Aktionsplans CSR ist es, einen Bewusstseinswandel dahingehend herbeizuführen, dass CSR sich für Unternehmen und Gesellschaft lohnt. Denn CSR bietet für Deutschland die Chance, sowohl die internationale Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen nachhaltig zu stärken, als auch Antworten auf gesellschaftliche Herausforderungen zu finden.
Der Aktionsplan stützt sich auf Empfehlungen des Nationalen CSR-Forums, eines vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales berufenes Fachgremium, dem 44 Expertinnen und Experten aus Wirtschaft, Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen und Wissenschaft angehören. In einem Interview spricht Birgit Riess von der Bertelsmann-Stiftung über ihre Erfahrungen im CSR-Forum und gibt einen Ausblick auf die zentralen Chancen und Herausforderungen eines Dialogs zwischen Akteuren aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft.
Der Wirtschaftsethiker Prof. Josef Wieland erläutert in seinem Beitrag die Tradition, Aktualität und Herausforderungen von CSR in Deutschland: Deutschland ermöglicht mit einer ausgeprägten Sozialpartnerschaft, einer weitreichenden Umwelt- und Sozialgesetzgebung und vielfachen freiwilligen unternehmerischen Aktivitäten, dass Unternehmen ein hohes Maß an gesellschaftlich verantwortlichem Verhalten erfüllen. Es dürfe jedoch nicht vergessen werden, so Wieland, dass aufgrund der Internationalität von Wertschöpfungsketten eine europäische und globale Perspektive auf das Arbeitsfeld CSR unabdingbar sei.
Der Ehrbare Kaufmann
„Warum am Ende stets der Ehrbare Kaufmann gewinnt“, erklärt Prof. Joachim Schwalbach, Leiter des Instituts für Management an der Humboldt-Universität Berlin. Er sieht die Norm einer verantwortungsvollen und nachhaltigen Unternehmensführung in der Wirtschaft fest in der deutschen Geschichtstradition verwurzelt. Das Leitbild des Ehrbaren Kaufmanns, verbunden mit dem Entstehen der Deutschen Hanse, prägt die deutsche Wirtschaftskultur seit dem 12. Jahrhundert. Ein Ehrbarer Kaufmann stützt sein Verhalten auf Tugenden, die den langfristigen wirtschaftlichen Erfolg zum Ziel haben, ohne den Interessen der Gesellschaft entgegenzustehen. Er wirtschaftet nachhaltig. Das Konzept „CSR-Made in Germany“ baut auf diesem Leitbild auf und betont die Bedeutung der Ehrbarkeit in der Wirtschaft im 21. Jahrhundert - insbesondere in Hinblick auf die Entwicklungstendenzen in Gesellschaft, Politik und Wirtschaft.
Deutlich wird das mit Blick auf fünf aktuelle Megatrends: „Klimawandel“, „Gute Arbeit“, „Globale Standards“, „Nachhaltiger Konsum“ und „Gesellschaftliche Verantwortung“. Der zweite Teil der Publikation beleuchtet diese Bereiche und präsentiert zu jedem Themenfeld vielseitige Stimmen aus Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft sowie Beispiele guter Unternehmenspraxis.
So mahnt der Vorstandsvorsitzende der NGO Germanwatch, Klaus Milke, dass der Klimawandel eine der größten Herausforderungen der Menschheit im 21. Jahrhundert darstelle. Als Vorreiter im Bereich Umwelttechnologie und Energiewende, trägt die deutsche Industrie eine Verantwortung, die über die nationalen Grenzen hinaus geht. Sie muss ihr Wissen nutzen, um diejenigen Länder der Welt zu unterstützen, die bereits am stärksten unter den Folgen des Klimawandels leiden. Neben finanzieller und technischer Unterstützung, fordert Milke von der deutschen Wirtschaft und Politik mehr Technologiekooperationen, den Ausbau von Kapazitäten sowie die Konzeption eines neuen Green Climate Funds.
Vorbild Bosch
„Ich zahle nicht gute Löhne, weil ich viel Geld habe, sondern ich habe viel Geld, weil ich gute Löhne zahle.“ Der Unternehmer Robert Bosch (1861-1942) und sein Unternehmen werden zu Recht bis heute als gelungene Beispiele im Bereich „Gute Arbeit“ portraitiert. Bosch hielt stets an seiner Überzeugung fest, dass die Wirtschaftlichkeit eines Unternehms unmittelbar mit dem Wohlergehen seiner Arbeiter zusammenhängt - der Erfolg seines Unternehms spricht für sich: Die Robert Bosch GmbH zählt zu den erfolgreichsten Technologieunternehmen Deutschlands. Die Einführung von Renten- und Berufsunfähigkeitsversicherung, Millionen-Investitionen in berufliche Weiterbildungsprogramme oder auch die Förderung flexibler Arbeitszeiten, stehen in enger Verbindung zu diesem Erfolg. Bosch betonte: „langfristig betrachtet, wird ein ehrliches und faires Wirtschaften immer am profitträchtigsten sein.“
Die Initiative „Runder Tisch Verhaltenskodizes“ leistet einen starken Beitrag im Handlungsfeld „Global Standards“: Seit 2001 finden sich Unternehmen, Wirtschaftsverbände, Gewerkschaften, NGOs und Bundesministerien auf Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung zusammen, um gemeinsam über Verhaltenskodizes und Sozialstandards zu diskutieren. Dies ermöglicht einen Erfahrungsaustausch aus unterschiedlichen Perspektiven und Branchen. Das erfolgreiche Forum hat das Ziel, die Umsetzung freiwilliger Sozialstandards in Entwicklungsländern durch Information, Dialog und gemeinsame Pilotprojekte zu fördern.
Nachhaltiger Konsum
Die Aufforderung einen Beitrag zu der Lösung ökologischer und sozialer Herausforderungen des 21. Jahrhunderts zu leisten, richtet sich sowohl an Wirtschaftsunternehmen, als auch an die privaten Konsumenten. Unter dem Stichwort „Consumer Social Responsibility“ gilt es, ein individuelles Bewusstsein für die Produktionsbedingungen von Konsumgütern und Dienstleitungen zu entwickeln, so Dr. Robert Kloos, Staatssekretär im Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. Eine Informationsgesellschaft wie Deutschland ermöglicht es dem Konsumenten, sich ohne viel Aufwand über die Arbeitsbedingungen und Löhne eines Unternehmens oder über die Herkunft eines Produkts im Supermarkt zu informieren. Ein nachhaltiger Lebensstil ist der erste Schritt hin zu einer nachhaltigen Wirtschaftskultur.
Die extreme Armut und den weltweiten Hunger zu bekämpfen, die Lebensqualität der Weltbevölkerung zu verbessern und für einen nachhaltigen Umweltschutz zu sorgen, diesen Zielen verschreibt sich das Kapitel „Gesellschaftliche Verantwortung“. Viele Wirtschaftsunternehmen übernehmen bereits Verantwortung, so Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe, und lobt weiter, dass sich viele Projekte der Welthungerhilfe ohne das Engagement der Wirtschaft nicht verwirklichen ließen. Aber auch das Beispiel der Deutschen Post DHL mit ihren Katastropheneinsatzteams, die im Notfall die Hilfslogistik koordinieren, zeigt auf, wie Verantwortung ausgestaltet werden kann.
Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales präsentiert mit der Publikation „CSR-Made in Germany“ auf rund 80 Seiten einen umfassenden Überblick über die Leitidee der nationalen Strategie zur gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen. Darüber hinaus bekommt der Leser einen intensiven Einblick aus Perspektive verschiedener Stakeholder, in die Tradition und Praxis der deutschen Unternehmensverantwortung und globalen Herausforderungen. Mit der Umsetzung der Broschüre betraut war die Mediengruppe macondo.