Transparency begrüßt positive Entwicklung bei Nachhaltigkeits-Berichten
Die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland e.V. begrüßt, dass sich die Nachhaltigkeitsberichte deutscher Großunternehmen im Bereich Korruption und Politik verbessert haben. Dies geht aus einer heute von Transparency Deutschland veröffentlichten Studie hervor, die die Nachhaltigkeitsberichte von 18 deutschen Großunternehmen analysiert.
17.12.2014
Untersucht wurden Berichte, die für sich in Anspruch nehmen, dem internationalen Berichtsstandard der Global Reporting Initiative (GRI) zu entsprechen und dabei die höchste Anforderungsstufe zu befolgen (die sogenannte Anwendungsebene A). Bei ihrer Überprüfung beschränkte sich Transparency auf die Angaben zur Korruptionsbekämpfung und zu Lobbying. Um dem Standard zu genügen, müssen die Unternehmen im „GRI-Index“ ihres Nachhaltigkeitsberichtes angeben, ob und wie vollständig sie über die von GRI vorgegebenen Indikatoren berichten („vollständig“, „teilweise“ oder „nicht berichtet“).
Vor zwei Jahren hatte die gleiche Analyse von Transparency Deutschland ergeben, dass die Unternehmen überwiegend zu ihren Gunsten aufbauschten: Im GRI-Index gaben sie an, vollständig zu berichten, obwohl sie tatsächlich nur teilweise oder gar nicht berichteten. Die jetzt von Transparency erneut durchgeführte Analyse derselben Unternehmen zeigt, dass diese die Qualität ihrer Berichterstattung verbessert haben: Die Informationen in den Berichten sind sowohl vollständiger als auch die Angaben in den GRI-Indizes zutreffender. Insgesamt hat sich die Anzahl der Abweichungen von den GRI-Regeln in etwa halbiert. Bei etwa einem Drittel der untersuchten Indikatoren wurden aber die GRI-Richtlinien noch immer nicht eingehalten.
Hamburger Unternehmen im Fokus
Parallel zur deutschlandweiten Untersuchung der Nachhaltigkeitsberichterstattung von Großunternehmen hat die Regionalgruppe Hamburg/Schleswig-Holstein von Transparency Deutschland Hamburger Unternehmen in den Fokus genommen. Nur fünf der 100 mitarbeiterstärksten Unternehmen (Aurubis, Beiersdorf, Ergo, Hamburg Port Authority, Stadtreinigung) berichten nach den anspruchsvollen GRI-Richtlinien. Lediglich eines dieser Unternehmen (Stadtreinigung) hatte sich die höchste Anwendungsebene A vorgenommen und diese hohen Anforderungen auch vollständig erfüllt. Die anderen vier Unternehmen hatten sich selbst niedrigere Ziele gesetzt (Anwendungsebenen B, C oder keine) und auch diese Anforderungen nur zum Teil erfüllt. Weitere vier Firmen erstellen zwar einen Nachhaltigkeitsbericht, folgen dabei aber einem weniger strengen Berichtsweg. In der bundesweiten Studie sind außerdem die Hamburger Großunternehmen Tchibo und Otto vertreten.
Transparency fordert umfassende Berichterstattung und unabhängige Prüfung
Die bisher in der Version „G3“ gültigen GRI-Richtlinien sind inzwischen zum „G4“-Standard weiterentwickelt worden. An dem Konsultationsverfahren hatte sich Transparency mit eigenen Vorschlägen beteiligt. Die nach GRI berichtenden Unternehmen sollen den Übergang zu den neuen Richtlinien in den kommenden Berichtsperioden vornehmen; die Firmen Daimler und SAP haben ihn bereits in diesem Jahr vollzogen. Dr. Manfred zur Nieden, Co-Autor der Studie: „Es ist zu hoffen, dass der Neustart der Berichterstattung mit größerer Regeltreue und Transparenz einhergehen wird, zumal die Unternehmen nach den G4-Regeln in gewissem Umfang selbst definieren können, welche Themen für sie wesentlich und daher berichtenswert sind."
Transparency fordert, dass die Themen Antikorruption und politische Einflussnahme umfassend behandelt und dass die Nachhaltigkeitsberichte einer unabhängigen Prüfung unterzogen werden.
Zur Studie
Grundlage für die Analyse sind die Richtlinien der Global Reporting Initiative für die Themenbereiche Korruption und Politik. Die vier Kernindikatoren, zu denen – bei Wahl der höchsten Anwendungsebene A – Angaben im Nachhaltigkeitsbericht zu den Themenbereichen Korruption und Politik erfolgen müssen, sind:
- Prozentsatz und Anzahl der Geschäftseinheiten, die auf Korruptionsrisiken hin untersucht wurden,
- Prozentsatz der Angestellten, die in der Antikorruptionspolitik und den -verfahrensweisen der Organisation geschult wurden,
- in Reaktion auf Korruptionsvorfälle ergriffene Maßnahmen,
- politische Positionen, Teilnahme an der politischen Meinungsbildung und Lobbying.
Hier ist die Studie abrufbar.