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Talanx: auch im Krisenjahr auf Nachhaltigkeitskurs

Das „Corona-Jahr“ 2020 war für den Versicherungskonzern Talanx wie für die meisten Unternehmen herausfordernd – nicht nur innerbetrieblich. Auch die Kunden benötigen besondere Unterstützung. Dass sich die Unternehmensgruppe in dieser Situation als robust und widerstandsfähig erwies und sogar Fortschritte bei ihren Klimazielen machte, zeigt der Nachhaltigkeitsbericht 2020.

02.06.2021

Talanx: auch im Krisenjahr auf Nachhaltigkeitskurs

„Together we take care of the unexpected and foster entrepreneurship“, lautet der Purpose von Talanx. In der Krise habe sich dieses Unternehmensziel bewährt, resümiert der in über 150 Ländern aktive Versicherungskonzern in seinem Nachhaltigkeitsbericht 2020. Schnell und flexibel habe man intern auf die unerwarteten Herausforderungen der Corona-Pandemie reagiert.

Für die interne Unternehmensorganisation stellte die Gesundheitskrise einen Stresstest dar. Immerhin arbeiteten zeitweilig mehr als 20.000 der 23.000 Mitarbeiter von zu Hause aus, Kunden wurden per Online-Konferenz betreut. Die beachtliche „Nebenwirkung“ dieser Umwälzung: Der Kraftstoffverbrauch für die Dienstwagenflotte sank international um mehr als 1,4 Mio. auf nun 10.290.389 Liter.

Talanx will aus der Pandemie lernen. Einige der spontan eingeführten Neuerungen sollen beibehalten werden. Die neu gebildete Taskforce „NewWork@HDI“ prüft anhand der aktuellen Erfahrungen, wie eine dementsprechende Arbeitsorganisation aussehen könnte.

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Bericht bilanziert besonderes Unternehmensjahr

Corona wirkte sich natürlich auch auf das Kerngeschäft der Talanx, das Versicherungswesen, aus. Die HDI Deutschland AG sicherte ihren Kunden etwa auch dann Versicherungsschutz zu, wenn ihre Betriebe auf behördliche Anordnungen hin „dichtgemacht“ werden mussten. HDI Global Frankreich bot wiederum Versicherungen für die klinische Forschung zur Bekämpfung des Corona-Virus an.
Wegen der zahlreichen Zusatzbelastungen sank das allgemeine Konzernergebnis auf 673 Millionen Euro. Gleichwohl habe sich die Gruppe, zu der Marken wie HDI, Hannover Rück, Ampega und TARGO gehören, „trotz der historischen Tiefenkrise aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie sehr robust und resilient gezeigt“, heißt es im Nachhaltigkeitsbericht. So stiegen etwa die gebuchten Bruttoprämien leicht auf gut 41 Milliarden Euro an.

Der neue Nachhaltigkeitsbericht wartet mit einigen Neuerungen auf. Wie gewohnt wird nach GRI-Standard über die Kapitalanlagen, die Versicherungstechnik sowie den Betrieb des Unternehmens berichtet. Zum ersten Mal werden aber die Empfehlungen der Taskforce on Climate-related Financial Disclosures (TCFD) aufgegriffen. Außerdem trat Talanx im Mai 2020 dem UN Global Compact bei. Dementsprechend wird auch über den Stand der Implementierung der zehn Global-Compact-Prinzipien informiert.

Vor allem für sieben der 17 Sustainable Development Goals (SDGs) leitet Talanx konkrete KPIs ab. Diese betreffen im Wesentlichen die Bereiche Bildung, Geschlechtergleichheit, menschenwürdige Arbeit, Energie, Industrie und Infrastruktur, Konsum und Produktion sowie Klimaschutz.
Ausgeweitet wurde darüber hinaus das Berichtsgebiet. Einbezogen sind nun auch Daten der Talanx Gesellschaften in Großbritannien, der Schweiz und Ungarn. Damit werden etwa 79 Prozent der Belegschaft und 82 Prozent aller Bruttoprämien für die Erstversicherung erfasst.

Mehr Gesamt-Energieverbrauch bei kleinerem CO2-Fußabdruck

Wegen des vergrößerten Berichtsumfanges sind viele Daten nicht mehr direkt miteinander vergleichbar. So ist der ausgewiesene Energie- und Ressourcenverbrauch zum Teil sprunghaft angestiegen. Der konzernweite Verbrauch von Heizungs- und Elektrizitätsenergie stieg etwa auf knapp eine Million Megawattstunden an. Statt 17 Megawattstunden im Jahr 2019 verbraucht ein Mitarbeiter nun theoretisch 54 Megawattstunden Energie pro Jahr. Ähnlich sieht es beim Wasserverbrauch aus: Hier verbrauchte jeder Mitarbeiter statistisch über 12.000 Liter pro Jahr – ein Anstieg von etwa 3.000 Litern.

Trotzdem hat Talanx seine Gesamt-CO2-Emissionen um fast 6.000 Tonnen CO2-Äquivalente gesenkt. Das liegt an den Corona-bedingten Minderverbräuchen. Außerdem waren auch Maßnahmen zur Senkung des CO2-Fußabdrucks erfolgreich. Exemplarisch zeigt sich das an den 15 deutschen Talanx-Standorten. Der Gesamt-Energieverbrauch für Heizung und Strom sank dort um mehr als 10.000 auf nun knapp 43.000 Megawattstunden. Um mehr als 50.000 Kubikmeter wurde der Wasserverbrauch auf gut 100.000 Kubikmeter reduziert, der Papierverbrauch um gute 50 auf 343 Tonnen. Die Restmüllmenge verringerte sich sogar um etwa 20 Prozent auf jetzt 494 Tonnen.
Dass auch vermeintlich unscheinbare Maßnahmen zu beachtlichen Ergebnissen führen können, verdeutlicht die Aktion „Talanx ohne Plastik“. Voriges Jahr verzichteten alle deutschen Standorte unter anderem endgültig auf Portionsverpackungen aus Kunststoff. Alle Getränkeautomaten wurden auf Glasflaschen umgestellt. In Hamburg und Köln wurde außerdem die zentrale Abfallentsorgung eingeführt. Allein dadurch wurden gut 750.000 Plastik-Mülltüten für die individuellen Abfallbehälter in den Büros eingespart.

Der Offshore-Windpark Borkum Riffgrund 2 des dänischen Energieversorgers Orsted, den die Talanx Gruppe als Lead-Investor mitfinanziert hat.
Der Offshore-Windpark Borkum Riffgrund 2 des dänischen Energieversorgers Orsted, den die Talanx Gruppe als Lead-Investor mitfinanziert hat.

In Deutschland wurde das Klimaziel bereits erreicht

Alles in allem sieht sich der nach eigenen Angaben drittgrößte deutsche Versicherer auf einem guten Weg, seine Nachhaltigkeits- und Klimaziele zu erreichen. Bis 2030 soll der weltweite Betrieb klimaneutral gestaltet werden. Das haben die deutschen Standorte bereits 2019 erreicht. Außerdem soll bis 2025 der CO2-Fußabdruck des liquiden Investment-Portfolios um 30 Prozent gegenüber 2020 verringert werden. Verpflichtet hat sich die Versicherungsgruppe auch zu den Principles for Sustainable Insurance (PSI). Demnach sollen bis 2038 keine Industrien mehr versichert werden, die auf Kohleverbrauch basieren. Ein Ausschlusskriterium soll es dann auch für Gewerbe geben, die auf Öl- und Teersande setzen.

Stattdessen werden die Investitionen in Infrastruktur und erneuerbare Energien deutlich ausgeweitet. Insgesamt fünf Milliarden Euro will Talanx in diesem Bereich investieren. Bislang beträgt das Investitionsvolumen etwa 3,7 Milliarden Euro. Zwei Milliarden Euro davon kamen voriges Jahr hinzu, etwa die Hälfte davon für Windkraftanlagen. Alle Erneuerbaren Energie-Projekte im Talanx-Portfolio bringen es zusammen auf eine Leistung von ungefähr 2,6 Milliarden Kilowattstunden Strom pro Jahr.

Frauen-Anteil in den Führungsgremien soll steigen

Besonders wichtig ist Talanx das Thema „Diversity & Inclusion“. Deswegen wurde im März dieses Jahres eine eigene Managementstelle dafür geschaffen. Raha Anssari ist nun federführend dafür verantwortlich, die konzernweite Diversity-Strategie voranzubringen.

Bei Talanx gibt es sehr viele unbefristete Vollzeit-Arbeitsplätze. Lediglich 2.520 Teilzeit-Beschäftigte – darunter nur 278 Männer – weist der Nachhaltigkeitsbericht aus. Das Männer-Frauen-Verhältnis in der Gesamtbelegschaft ist ausgeglichen.

Anders sieht dies bei den Führungspositionen aus. Im sechsköpfigen AG-Vorstand sind Männer unter sich. Bis Mitte 2022 soll allerdings mindestens eine Frau in den Vorstand einziehen, hat der Aufsichtsrat – Frauenanteil wie gesetzlich gefordert: mehr als 30 Prozent – beschlossen. Den Vorgaben entsprechend soll sich auch der Frauenanteil in den weiteren Führungsebenen unterhalb des Vorstands verbessern. Für die erste Ebene wurde als Zielmarke 20 Prozent festgelegt, für die zweite Ebene 30 Prozent. Die deutschen Gesellschaften erfüllen diese Anforderungen anders als ihre internationalen Pendants noch nicht. Damit Mitarbeiterinnen ihr Potenzial besser ausschöpfen und im Unternehmen aufsteigen können, wurde ein Mentoring-Programm eingerichtet.

Den Talanx Nachhaltigkeitsbericht 2020 können Sie sich hier herunterladen.

Quelle: UmweltDialog
 

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