Reporting

EU-Kommissarin McGuinness kündigt CSR-Berichtspflichten für KMUs an

Mairead McGuinness, Kommissarin für Finanzdienstleistungen, Finanzstabilität und Kapitalmarktunion in der EU-Kommission, sagte bei einer außerordentlichen EFRAG-Sitzung, dass die Zeit zur Umsetzung der EU-weiten Berichtspflichten dränge. Zugleich kündigte sie an, die Berichterstattung auch auf alle KMUs auszudehnen. UmweltDialog über die wichtigsten Aussagen der Kommissarin.

11.07.2023

EU-Kommissarin McGuinness kündigt CSR-Berichtspflichten für KMUs an
Mairead McGuinness, European Commissioner for Financial Services, Financial Stability, and Capital Markets Union

McGuinness betonte, dass die Zeit für die Umsetzung der europaweiten Berichtspflichten drängt. Man befände sich jetzt in der Endphase der Verabschiedung der Standards als delegierter Rechtsakt. Dazu habe sich die Kommission mit den Mitgliedsstaaten und den zuständigen Gremien beraten. Zudem wurden die Mitglieder des Europäischen Parlaments und verschiedene Interessengruppen konsultiert. Zum weiteren Zeitplan sagte McGuiness, dass zwei Monate – plus zwei weitere Monaten möglicher Verlängerung – geplant sind. Stichtag ist der 28. Juli, wenn alle Übersetzungen verfügbar sind.

Man sei sich, so Kommissarin McGuinness weiter, mit der EFRAG völlig einig, dass die künftige Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen vollständig dem Entwurf entsprechen müsse, und deshalb sollen alle vorgeschlagenen Standards übernommen werden und so das gesamte ESG-Spektrum abdecken. Gleichzeitig müsse vermieden werden, den Unternehmen eine unverhältnismäßige Belastung aufzuerlegen. Das sei im derzeitigen wirtschaftlichen Umfeld besonders wichtig. Die Normen müssen den Schwierigkeiten Rechnung tragen, mit denen die Unternehmen möglicherweise konfrontiert sind. 

Gezielte Änderungen sollen erreichen, dass Unternehmen, die zum ersten Mal den Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung unterliegen, schrittweise an die gesamten Berichtspflichten herangeführt werden. McGuinness: „Teil meiner Überlegungen in dieser Angelegenheit ist es, die Unternehmen dazu zu bringen, sich zu engagieren, anstatt sich zu widersetzen, um zu verstehen, dass wir uns in einem Prozess der Veränderung befinden, der bedeutend und wichtig ist.“

Zum Vorwurf, mit den Regeln gleiche Wettbewerbsbedingungen zu erschweren, sagte McGuinness, dass dies immer angeführt werde, wenn es um europäische Gesetzgebung im Vergleich zu globaler gehe. „Andere Gerichtsbarkeiten werden ihre eigenen Nachhaltigkeitsstandards anwenden. Das ist nicht ideal.“ Zugleich wies sie darauf hin, dass die neuen Standards der IFRS/ISSB für stärkere globale Kohärenz sorgen werden. „Wir müssen die Beziehungen auf internationaler Ebene weiter ausbauen, damit wir zu einem Punkt gelangen, an dem es weniger Unterschiede und eine bessere Koordination gibt.“ Brüssel will den EU-Standard zumindest dahingehend ändern, um sicherzustellen, dass er so kompatibel wie möglich mit anderen globalen Standards ist. Man schätze die konstruktiven Beziehungen sowohl mit dem ISSB als auch mit der Global Reporting Initiative.

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What´s next? KMUs im Visier

Die nächste Priorität werde die Entwicklung von KMU-Standards sein, so McGuinness weiter. Angemessene Standards für börsennotierte KMU sind bereits Teil des CSRD-Mandats. Sie müssen die legitimen Erwartungen der Finanzmärkte erfüllen und gleichzeitig deutlich einfacher sein als die umfassenden Standards für größere Unternehmen. McGuinness schlägt darüber hinaus vor, zusätzliche Standards für die freiwillige Anwendung durch nicht börsennotierte KMU zu entwickeln. „Ich denke, wir sind uns alle einig, dass wir nicht wollen, dass unsere KMU-Gemeinschaft von diesem Prozess ausgeschlossen wird. Wir wollen sie sogar dazu ermutigen, sich daran zu beteiligen,“ so McGuinness.

Der Erfolg dieser zusätzlichen, freiwilligen Normen werde daran gemessen werden, wie viele KMU sie anwenden. „Ich möchte Sie ermutigen, darüber nachzudenken, wie Sie sicherstellen können, dass die Normen von den Hunderttausenden von europäischen KMUs genutzt werden.“ Zugleich erkenne Brüssel an, dass viele KMU sehr besorgt seien, dass sie nicht in der Lage sein werden, alle diese Standards zu erfüllen, auch wenn sie dazu nicht zwingend verpflichtet sind. McGuinness kündigte an, dass der freiwillige KMU-Standard zeitgleich mit dem börsennotierten KMU-Standard fertiggestellt werden soll. Sie erwarte aber ein „sehr, sehr einfaches Reporting. Nicht zu viele, strategische Fragen. Ein paar Auswirkungen, Risiken und Chancen, die es zu berücksichtigen gilt, kein sehr großes Spektrum, manchmal nicht sehr ausgeklügelte Managementsysteme und ein großes Vertrauen in externe Beratung durch Fachleute.“

Die KMUs machten sich aus Sicht der EU-Kommissarin um zwei andere Dinge Sorgen: Zum einen geht es um den Zugang zu Finanzmitteln. Und zum zweiten sei die Sorge groß, dass sie, wenn sie Teil einer Lieferkette für ein größeres Unternehmen sind, hier auf Schwierigkeiten stoßen könnten. McGuinness: „Ich habe bereits gesagt und werde es wiederholen, dass es für diese größeren Teile der Lieferkette eine Sorgfaltspflicht gibt, mit den Lieferanten so zusammenzuarbeiten, dass sie die Ziele, die Sie hoffentlich erreichen werden, oder die Standards, die Sie uns vorlegen werden, erfüllen können. Der vollständige Berichterstattungsrahmen wird also letztendlich auch diese sektorspezifischen Standards erfordern, und das ist bereits im CSRD vorgesehen.“ Man prüfe derzeit den Zeitplan für die Entwicklung und Genehmigung künftiger sektorspezifischer Normen. Es werde einfacher sein, vollständige Klarheit zu schaffen, wenn die erste Reihe von Standards vollständig genehmigt sind. 

Hilfestellungen und Sektor Supplements

Die horizontalen Standards sind bereits ein großer Schritt für die Unternehmen, insbesondere für diejenigen, die zum ersten Mal einen delegierten Rechtsakt mit Standards im nächsten Sommer melden werden. „Es ist also wirklich ein sehr historischer Moment, und ich denke, Sie alle sollten sehr stolz auf die von Ihnen geleistete Arbeit sein. Die Priorität besteht nun darin, diese Errungenschaften zu konsolidieren und sich vor allem auf die reibungslose Anwendung der ersten Reihe von Standards zu konzentrieren und im Laufe der Zeit schrittweise weitere Standards zu entwickeln,“ so McGuinness. „In der Tat mussten wir bei vielen meiner Rechtsvorschriften im Bereich der nachhaltigen Finanzen zu Recht Leitlinien herausgeben und häufig gestellte Fragen beantworten. Ich bitte Sie also darum, diese Arbeit zu unterstützen. Eine solide Anleitung ist wirklich entscheidend für den Erfolg dieses ganzen Unterfangens.“

Es gehe darum, so viel Klarheit über die Umsetzung zu schaffen wie möglich. Brüssel arbeite dazu am einem einfachen Zugang zur gesamten Dokumentation. Letzten Endes sei das Verstehen der CSRD nicht einfach, aber es gebe eine Menge bestehender oder implizierter Verweise auf andere Rechtsvorschriften oder andere Rahmenwerke. Mit begrenzten Personalressourcen sei es schwierig, das alles zu erfassen - insbesondere für die kleinere Konzernen, ganz zu schweigen von den KMU.

McGuinness will Schritt für Schritt vorgehen. "Das ist vielleicht vorsichtig, aber manchmal funktioniert es tatsächlich, damit man ein ohnehin schon komplexes Thema nicht durch zu viele Dinge verkompliziert, die zusammenkommen." Die reibungslose Umsetzung der horizontalen Normen ist ihrer Meinung nach von entscheidender Bedeutung, bevor wir zu den sektorspezifischen Normen übergehen.

Quelle: UD
 

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