Digitalisierung der Nachhaltigkeitsberichterstattung – Regeln vorgestellt
Angesichts von mehr als 45.000 ESG-Reports pro Jahr in Europa muss künftig KI mithelfen, die Datenmengen zu erfassen. Dafür muss das Reporting lesbar werden. XBLR nennt sich die Technik. Jetzt stellt Brüssel erstmals verbindliche Regeln vor.
26.09.2024
XBRL (eXtensible Business Reporting Language) ist eine standardisierte, digitale Sprache zur Übermittlung und Analyse von Finanz- und Geschäftsdaten. Sie ermöglicht es Unternehmen, ihre Berichte in einem strukturierten und maschinenlesbaren Format zu erstellen und weiterzugeben. Dadurch können Finanz- und Nachhaltigkeitsinformationen effizienter verarbeitet, verglichen und analysiert werden, da die Berichte automatisch von Software gelesen und verarbeitet werden können.
XBRL wird häufig in der Finanzberichterstattung verwendet, um sicherzustellen, dass Finanzdaten konsistent und transparent dargestellt sind. Es basiert auf XML (eXtensible Markup Language), einer weit verbreiteten Technologie zur strukturierten Darstellung von Daten im Internet. Der wesentliche Vorteil von XBRL besteht darin, dass es Finanz- und Nachhaltigkeitsinformationen über standardisierte „Tags“ strukturiert und damit die Effizienz bei der Analyse und Verfügbarkeit von Berichten verbessert.
Die ESRS-XBRL-Taxonomie verstehen
In Bezug auf die Nachhaltigkeitsberichterstattung, wie bei den European Sustainability Reporting Standards (ESRS), hilft XBRL dabei, Nachhaltigkeitsinformationen in maschinenlesbarer Form zu kennzeichnen, was es für Investoren, Analysten und Aufsichtsbehörden einfacher macht, diese Daten zu interpretieren und zu nutzen.
Am 30. August 2024 veröffentlichte die European Financial Reporting Advisory Group (EFRAG) die XBRL-Taxonomie für das European Sustainability Reporting Standards (ESRS) Set 1. Diese ermöglicht das digitale „Tagging“ von Nachhaltigkeitsberichten im maschinenlesbaren XBRL-Format. Zusätzlich stellte EFRAG die XBRL-Taxonomie für die Offenlegungen nach Artikel 8 der EU-Taxonomieverordnung zur Verfügung, die von der Europäischen Kommission (EK) angefordert wurde.
Die XBRL-Taxonomie übersetzt die humanlesbaren ESRS-Anforderungen, die von der EK im Juli 2023 angenommen wurden, in ein digitales Format. Sie bildet die Grundlage für die Entwicklung von regulatorischen technischen Standards (RTS) durch die Europäische Wertpapier- und Marktaufsichtsbehörde (ESMA). Diese Standards sollen die Kennzeichnung der Nachhaltigkeitsberichte nach den ESRS ermöglichen.
Das digitale Tagging wird für Unternehmen erst verpflichtend, wenn die XBRL-Taxonomie in die bestehenden ESEF-Vorgaben der EU aufgenommen wird. Bis dahin empfiehlt EFRAG Unternehmen, die Taxonomie freiwillig zu nutzen, um die Strukturierung ihrer Berichte zu verbessern und deren Nützlichkeit zu steigern.
In einer öffentlichen Konsultation sammelte EFRAG Feedback zur Taxonomie und verbesserte daraufhin die Validierungsregeln, die spezifischen Verweise auf Datenpunkte und die Modellierung für XBRL-Fakten. Zusätzlich wurden narrative XBRL-Elemente vereinfacht, um Redundanzen zu beseitigen.
Das abschließende Set der XBRL-Taxonomie wurde im Juli 2024 von EFRAG genehmigt. Begleitdokumente wie die „Explanatory Note and Basis for Conclusions“ bieten Erklärungen zu den Entscheidungsgrundlagen und technischen Optionen. Diese Dokumente sind nicht bindend, sollen aber Unternehmen bei der Implementierung der ESRS unterstützen.
Patrick de Cambourg, Vorsitzender des EFRAG SRB, bezeichnete die Veröffentlichung der Taxonomie als wichtigen Schritt für maschinenlesbare Nachhaltigkeitsberichte, und Chiara Del Prete, Vorsitzende des EFRAG SR TEG, betonte die Bedeutung der Taxonomie für die Digitalisierung und Interoperabilität von Nachhaltigkeitsberichten.
Ressourcen:
- ESRS Set 1 XBRL Taxonomy Package (ZIP, 1.8 MB)
- ESRS Set 1 XBRL Taxonomy Explanatory Note and Basis for Conclusions (PDF, 1.5 MB)
- Annex 1: ESRS Set 1 XBRL Taxonomy Illustrated in Excel (XLSX, 1.6 MB)
- Annex 2: Illustrative examples of XBRL reports (ZIP, 5.5 MB)
- EFRAG‘s webpage on the Article 8 XBRL Taxonomy