Reporting

Werte leben, um Werte zu schaffen - Der HVB Nachhaltigkeitsbericht 2006

Der jüngst von der HypoVereinsbank (HVB) vorgestellte neue Nachhaltigkeitsbericht entstand ganz vor dem Hintergrund des Zusammenschlusses der HVB mit der italienischen UniCredit-Gruppe. Gemeinsam bilden sie nun eines der führenden Bankhäuser Europas, welches neben den Heimatmärkten vor allem in Osteuropa eine beeindruckende Marktstellung vorweisen kann. Für die CSR-Abteilungen bedeutet die Fusion aber vor allem viel Arbeit und Fingerspitzengefühl.

17.08.2006

Der Blick in die Nachhaltigkeitsberichterstattung beider Banken zeigt, dass sie sich durch ein traditionell gut verankertes und ausgeprägtes CSR-Management auszeichnen. Bei näherem Hinsehen gibt es allerdings Unterschiede, die die Abteilungen nun meistern müssen: Der Ansatz der UniCredit-Gruppe sei breiter, allgemeiner und stärker auf den Shareholder Value orientiert, so die Autoren des HVB-Reports. Bei den Münchnern dagegen spürt man noch heute die Anfänge aus der Umweltdebatte der 80er Jahre. So liegt der Fokus hier eher auf Umwelt- und Sozialthematiken.
 
Fingerspitzengefühl ist gefragt, denn in Deutschland wird der reine Blick auf Aktienperformance und Shareholder Value argwöhnisch beäugt, während in Italien sicher manche Tradition der konsensualistischen „Deutschland AG“ irritiert. Gemeinsame Lösungspotenziale bieten hier vor allem nachhaltige Bankprodukte, Emissionshandel sowie  ethische Regeln im Kreditgeschäft, bei denen die UniCredit viel von der HVB lernen und übernehmen kann. Im Gegenzug erschließen sich für die Münchner durch die neue Marktstellung ganz neue Potenziale für diese nachhaltigen Geschäftsmodelle.

Fusion als Kraftakt

Diese beiden Ausgangspunkte zusammenzuführen ist die große Herausforderung der deutsch-italienischen CSR-Abteilungen. Bei der Integration beider Banken geht es um mehr als nur die Abstimmung organisatorischer Abläufe. Der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht kann und will kein Fazit liefern, sondern bestenfalls einen Zwischenstand. „Es gilt, ein neues Zugehörigkeitsgefühl innerhalb der neuen europäischen Bankengruppe zu schaffen sowie unseren Anspruchsgruppen das Selbstverständnis der neuen UniCredit Group zu erklären und deren Zustimmung zu finden“, erläutern die Autoren der Studie. 
 
Gegenüber den bisherigen Nachhaltigkeitsberichten aus den Jahren 2002 und 2004 haben sich einige Punkte bei Struktur, Inhalte und teilweise Ausrichtung verändert, doch insgesamt fällt positiv auf, dass die Münchner an Bestehendem anknüpfen und so einen Vergleich und Dialog zulassen. Bei den Vorläufern waren allerdings nachhaltige Bankprodukte, etwa bei Immobilienfinanzierung oder Geldanlage, sowie nachhaltiger Bankbetrieb, von Energieverbrauch über Dienstreisen bis hin zu Einkaufsrichtlinien, prominenter präsentiert. In der aktuellen Ausgabe wird den Anspruchsgruppen Aktionäre und Kunden deutlich mehr Raum gelassen. An diesen Stellen merkt man dann die Auswirkungen der Fusion.

Die Zusammenführung beider CSR-Ansätze bildet nach Ansicht von Vorstand Alessandro Profumo „eine Ausgangsbasis für eine hervorragende CSR-Performance“. Zu einem der wichtigsten Elemente dieser Fusion zählt seiner Ansicht nach die Integrity Charter, welche das Verhalten aller Mitarbeiter vom Vorstandsvorsitzenden bis zum Azubi regeln soll. „Sie verkörpert das gemeinsame Werteverständnis zur Umsetzung unseres Unternehmensauftrages,“  heißt es dazu im CSR-Bericht.

Neues Unternehmensleitbild

Die Integrity Charter versteht sich dabei als Richtschnur für das tägliche Handeln sowie als Bindeglied der verschiedenen Unternehmenskulturen. Die Kernbotschaften lauten: Oberstes Unternehmensziel ist die Erwirtschaftung von Gewinnen. Die sollten im Idealfall nachhaltig sein und in Werte umgewandelt werden können. Darüber hinaus regeln Wertekategorien das tägliche miteinander von Kunden und Lieferanten, Mitarbeitern, Investoren und regionalen Gemeinschaften. Diese Kategorien sind Fairness und Transparenz, Respekt und Gegenseitigkeit sowie Freiheit und Vertrauen.    
 
Neu sind viele dieser Empfehlungen für die Mitarbeiter der HVB-Group nicht, denn die Münchner hatten schon 2001 einen Verhaltenskodex eingeführt, der für alle Mitarbeiter  verbindliche Standards festlegte. Dieser wirkt sogar konkreter und damit verbindlicher als die gemeinsame neue Version. Schließlich werden konkrete Themen wie Korruption, Geldwäsche und Insiderhandel angesprochen und schließen explizit Sanktionen bei Fehlverhalten ein.
 
Trotz dieser jetzt vorgestellten Grundlagen liegt vor den CSR-Teams beider Häuser noch viel Arbeit: Viele Presseberichte thematisierten etwa in jüngster Zeit Klagen der deutschen Mitarbeiter ob des neuen italienischen Führungsstils. Eine Folge davon war eine starke Personalfluktuation vor allem auf Führungsebenen, was zu weiteren Verunsicherungen führte. Eine Lösung und sinnvolle Anlaufstelle könnte hier die demnächst eingerichtete Funktion eines Ombudsmannes sein, welcher dann als unabhängige Schiedsstelle fungieren soll.
Quelle: UD
 
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