Reporting
Analyse des Bayer Nachhaltigkeitsberichts 2005
Werte schaffen durch Innovation und Wachstum. Unter diesem Motto stellte jetzt die Leverkusener Bayer AG ihren neuen Nachhaltigkeitsbericht 2005 vor. Orientiert an den Richtlinien der Global Reporting Initiative gibt der 88 Seiten starke Report einen umfassenden Einblick in das vielfältige Engagement des Konzerns. Das Beispiel Emissionshandel und CO2-Reduktionen gibt einen Einblick in Lösungen und Reaktionen.
18.08.2006
Zwei Jahre sind vergangen, seitdem Bayer seinen letzten
Nachhaltigkeitsbericht vorstellte. In Zeiten der Globalisierungen und
Beschleunigung der Wirtschaftsprozesse ist dies eine lange Phase, und auch der
Bayer-Konzern hat viel Neues zu berichten: Etwa die Abspaltung der Chemiesparte
zur Lanxess AG oder jüngst die Übernahme des Pharmakonkurrenten Schering.
Insgesamt bescheinigt Vorstandsvorsitzender Werner Wenning dem Konzern eine
„außerordentlich erfolgreiche“ Zeit. Nach diesen umfangreichen
Umstrukturierungen konzentriere man sich nun aber auf die Kerngeschäftsfelder
Gesundheit, Herstellung von Werkstoffen sowie Ernährung.
Auch das Nachhaltigkeitsthema ist im Management in den letzten Jahren dabei neu positioniert worden und stärker im neuen Konzernleitbild verankert: Der Slogan „Science for a better Life“ diene als Richtschnur, die ausdrücken soll, dass es nicht alleine nur um Wissen und Erfolg gehe, sondern auch um Respekt gegenüber Mensch und Natur, nämlich all jene Komponenten, die den Begriff „life“ ausfüllen. Die konzernweite Steuerung obliegt dem „Bayer Corporate Sustainability Board“, dem höchsten Gremium für das Nachhaltigkeitsmanagement. Seine Mitglieder setzen sich aus den Forschungs- und Technologie-Vorständen der Teilkonzerne sowie den Leitern der Personal-, Kommunikations- und Umweltabteilungen zusammen. Dazu heißt es im Report: „Bei ihren vierteljährlichen Treffen unter Leitung des Konzernvorstands für Innovation, Technologie und Umwelt legen sie gemeinsam Strategie und Ziele fest, beschließen Konzern-Richtlinien sowie wesentliche Initiativen.“
Faktor Klima
Doch wie funktioniert dieses Management in der Praxis? Das Beispiel Emissionshandel und CO2-Reduktionen gibt einen Einblick in Lösungen und Reaktionen: Bayer ist mit insgesamt zwölf Anlagen in Deutschland, Großbritannien und Spanien in den europäischen Emissionshandel der Europäischen Union eingebunden. Im Startjahr 2005 bekam man ausreichend Emissionsberechtigungen zugeteilt, das heißt: Der Verbrauch entsprach genau der Anzahl der vorliegenden Gratiszertifikate. Doch in der nahen Zukunft muss der Konzern effizienter werden oder Rücklagen für entsprechende Kosten bilden. In der zweiten Handelsperiode von 2008 bis 2012 soll nämlich die Gesamtzuteilung an die Wirtschaft um rund 15% deutlich verringert werden. Im Nachhaltigkeitsbericht heißt es dazu: „Das wird sich aus unserer Sicht negativ auf das wirtschaftliche Wachstum auswirken, da ein verknapptes Angebot den Preis der Zertifikate und folglich die Kosten unseres Strom- und Wärmebezugs weiter erhöhen wird. Da wir an den deutschen Standorten auch Energie von externen Versorgern beziehen, sind wir von Preiserhöhungen unmittelbar betroffen.“
Bei Bayer versucht man dieser Entwicklung durch effizienteres Ressourcenmanagement entgegenzusteuern. Laut Nachhaltigkeitsbericht hat man die Produktionsprozesse zum Teil so modifiziert, dass sie deutlich Kohlendioxid (CO2) einsparen. Etwa durch die Verbrennung von Distickstoffoxid bei der Produktion von Adipinsäure oder auch durch die Schließung alter Kohlekraftwerke bei Dormagen. Insgesamt sanken im Berichtszeitraum die absoluten Treibhausgasemissionen bei Bayer auf 5,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente in 2004 bzw. 3,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr 2005. Vergleicht man dies mit den Zahlen von 1990, so bedeutet dies ein Minus von über 70 Prozent. Bei einem von Experten angenommenen Emissionspreis von rd. 15/Tonne entspricht dies einem Wert von 165 Mio. Euro im Jahr.
Transparentes Zahlenwerk
Gerade an diesen Bilanzierungsbeispielen fällt ein positiver Transparenzfaktor dieses Nachhaltigkeitsberichtes auf: Bayer erwähnt und notiert durchaus auch Geschäftsfelder, die mittlerweile verkauft wurden, wie etwa die Erdölchemie oder Lanxess. Ohne deren CO2-Ausstoß hätte sich der Konzern deutlich „schöner“ rechnen können, aber jeglicher Vergleich zu früheren Berichten wäre unmöglich geworden.
Diese Transparenz wird wohl nicht nur bei Umweltorganisationen positiv aufgenommen werden, sondern auch Aktionäre und Finanzexperten sind zufrieden: So schaffte es Bayer auf Anhieb in den neuen „Climate Leadership Index“, der die besten zwölf Prozent der 500 weltweit größten Konzerne listet. Das Prädikat „überdurchschnittlich“ vergaben auch die Nachhaltigen Investmentindices „Dow Jones Sustainability Index STOXX“, „FTSE4Good“ sowie der „Storebrand Principle Global Fund“. „Die Berücksichtigung nicht finanzieller Risiken trägt sowohl im unternehmerischen Risikomanagement als auch in der Aktienanalyse zu einer deutlichen Verbesserung der Beurteilungsqualität bei. Sie verändert dadurch im positiven Sinn die Beziehungen zwischen dem Unternehmen und seinen Eigentümern, den Aktionären,“ erläutert Rüdiger von Rosen, Vorstand des Deutschen Aktieninstituts.
Die Aussagen von Rosens bestätigen sich in der Praxis: Längst hat nachhaltiges Engagement nicht nur einen wirtschaftlichen Effekt auf die kleine Fachcommunity, sondern auch auf den etablierten Markt. Als Bayer im Sommer 2005 als erstes Privatunternehmen eine milliardenschwere „Hybridanleihe“ an den Börsen emittierte, war diese schnell überzeichnet. Das Besondere an dieser Meldung: Die Bayer-Anleihe hat eine Laufzeit von 100 Jahren und beweist damit das Vertrauen der Anleger in einen langfristigen Geschäftserfolg. Und dieser ist heute mehr denn je mit nachhaltigen Lösungsstrategien verbunden, wie das Beispiel des Emissionshandels zeigt.
Auch das Nachhaltigkeitsthema ist im Management in den letzten Jahren dabei neu positioniert worden und stärker im neuen Konzernleitbild verankert: Der Slogan „Science for a better Life“ diene als Richtschnur, die ausdrücken soll, dass es nicht alleine nur um Wissen und Erfolg gehe, sondern auch um Respekt gegenüber Mensch und Natur, nämlich all jene Komponenten, die den Begriff „life“ ausfüllen. Die konzernweite Steuerung obliegt dem „Bayer Corporate Sustainability Board“, dem höchsten Gremium für das Nachhaltigkeitsmanagement. Seine Mitglieder setzen sich aus den Forschungs- und Technologie-Vorständen der Teilkonzerne sowie den Leitern der Personal-, Kommunikations- und Umweltabteilungen zusammen. Dazu heißt es im Report: „Bei ihren vierteljährlichen Treffen unter Leitung des Konzernvorstands für Innovation, Technologie und Umwelt legen sie gemeinsam Strategie und Ziele fest, beschließen Konzern-Richtlinien sowie wesentliche Initiativen.“
Faktor Klima
Doch wie funktioniert dieses Management in der Praxis? Das Beispiel Emissionshandel und CO2-Reduktionen gibt einen Einblick in Lösungen und Reaktionen: Bayer ist mit insgesamt zwölf Anlagen in Deutschland, Großbritannien und Spanien in den europäischen Emissionshandel der Europäischen Union eingebunden. Im Startjahr 2005 bekam man ausreichend Emissionsberechtigungen zugeteilt, das heißt: Der Verbrauch entsprach genau der Anzahl der vorliegenden Gratiszertifikate. Doch in der nahen Zukunft muss der Konzern effizienter werden oder Rücklagen für entsprechende Kosten bilden. In der zweiten Handelsperiode von 2008 bis 2012 soll nämlich die Gesamtzuteilung an die Wirtschaft um rund 15% deutlich verringert werden. Im Nachhaltigkeitsbericht heißt es dazu: „Das wird sich aus unserer Sicht negativ auf das wirtschaftliche Wachstum auswirken, da ein verknapptes Angebot den Preis der Zertifikate und folglich die Kosten unseres Strom- und Wärmebezugs weiter erhöhen wird. Da wir an den deutschen Standorten auch Energie von externen Versorgern beziehen, sind wir von Preiserhöhungen unmittelbar betroffen.“
Bei Bayer versucht man dieser Entwicklung durch effizienteres Ressourcenmanagement entgegenzusteuern. Laut Nachhaltigkeitsbericht hat man die Produktionsprozesse zum Teil so modifiziert, dass sie deutlich Kohlendioxid (CO2) einsparen. Etwa durch die Verbrennung von Distickstoffoxid bei der Produktion von Adipinsäure oder auch durch die Schließung alter Kohlekraftwerke bei Dormagen. Insgesamt sanken im Berichtszeitraum die absoluten Treibhausgasemissionen bei Bayer auf 5,6 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente in 2004 bzw. 3,9 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente im Jahr 2005. Vergleicht man dies mit den Zahlen von 1990, so bedeutet dies ein Minus von über 70 Prozent. Bei einem von Experten angenommenen Emissionspreis von rd. 15/Tonne entspricht dies einem Wert von 165 Mio. Euro im Jahr.
Transparentes Zahlenwerk
Gerade an diesen Bilanzierungsbeispielen fällt ein positiver Transparenzfaktor dieses Nachhaltigkeitsberichtes auf: Bayer erwähnt und notiert durchaus auch Geschäftsfelder, die mittlerweile verkauft wurden, wie etwa die Erdölchemie oder Lanxess. Ohne deren CO2-Ausstoß hätte sich der Konzern deutlich „schöner“ rechnen können, aber jeglicher Vergleich zu früheren Berichten wäre unmöglich geworden.
Diese Transparenz wird wohl nicht nur bei Umweltorganisationen positiv aufgenommen werden, sondern auch Aktionäre und Finanzexperten sind zufrieden: So schaffte es Bayer auf Anhieb in den neuen „Climate Leadership Index“, der die besten zwölf Prozent der 500 weltweit größten Konzerne listet. Das Prädikat „überdurchschnittlich“ vergaben auch die Nachhaltigen Investmentindices „Dow Jones Sustainability Index STOXX“, „FTSE4Good“ sowie der „Storebrand Principle Global Fund“. „Die Berücksichtigung nicht finanzieller Risiken trägt sowohl im unternehmerischen Risikomanagement als auch in der Aktienanalyse zu einer deutlichen Verbesserung der Beurteilungsqualität bei. Sie verändert dadurch im positiven Sinn die Beziehungen zwischen dem Unternehmen und seinen Eigentümern, den Aktionären,“ erläutert Rüdiger von Rosen, Vorstand des Deutschen Aktieninstituts.
Die Aussagen von Rosens bestätigen sich in der Praxis: Längst hat nachhaltiges Engagement nicht nur einen wirtschaftlichen Effekt auf die kleine Fachcommunity, sondern auch auf den etablierten Markt. Als Bayer im Sommer 2005 als erstes Privatunternehmen eine milliardenschwere „Hybridanleihe“ an den Börsen emittierte, war diese schnell überzeichnet. Das Besondere an dieser Meldung: Die Bayer-Anleihe hat eine Laufzeit von 100 Jahren und beweist damit das Vertrauen der Anleger in einen langfristigen Geschäftserfolg. Und dieser ist heute mehr denn je mit nachhaltigen Lösungsstrategien verbunden, wie das Beispiel des Emissionshandels zeigt.
Quelle: UD