„Neue Wege gehen“: Nachhaltigkeitsbericht 2009 der Deutschen Post DHL
Im April legten die Bonner Logistiker ihren dritten Nachhaltigkeitsbericht vor. Das Berichtsjahr 2008 brachte für den Konzern große Umbrüche. Dennoch ging der Konzern weitere wichtige Schritte auf dem Weg zu einem nachhaltigen Global Player. Als erstes weltweit tätiges Logistikunternehmen hat sich die Post nämlich das ehrgeizige Ziel gesetzt, die CO2-Effizienz ihrer Produkte bis 2020 um 30 Prozent zu verbessern. UmweltDialog hat den Bericht näher untersucht.
11.05.2009
Seit gut zwölf Monaten bewegt sich der internationale Marktführer für Logistik und Postdienstleistungen in schwierigem Fahrwasser: die Steueraffäre Zumwinkel, der Rückzug aus dem hart umkämpften US-Markt, wo DHL vergeblich versuchte, als Expressdienstleister Fuß zu fassen, Umstrukturierungen im Konzern, der jetzt aus den beiden Marken „Deutsche Post“ und DHL, dem Logistikunternehmen, besteht und schließlich der Nachfrageeinbruch in Folge der Wirtschaftskrise setzen dem Unternehmen hart zu. Nur dank der Sondererlöse aus dem Verkauf der Postbank an die Deutsche Bank erreichte der Gewinn unter dem Strich noch knapp die Schwelle von einer Mrd. Euro. Kein Wunder also, dass Franz Appel, seit Februar letzten Jahres neuer Chef der Bonner Logistiker, auf der diesjährigen Hauptversammlung ankündigte, künftig „noch stärker“ auf die Kostenbremse treten zu wollen. Aktionärsvertreter sehen zusätzlich Handlungsbedarf in Sachen Transparenz. „Der Konzern Deutsche Post ist intransparent und arbeitet zu wenig wettbewerbsorientiert", sagte Union-Investment-Portfoliomanager Michael Gierse während der Hauptversammlung in Frankfurt. „Eine Radikalkur ist notwendig."
Vor diesem Hintergrund also ist der aktuelle dritte Nachhaltigkeitsbericht der Deutschen Post DHL zu lesen. Er wurde nach den Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI) erstellt, ergänzt durch das branchenspezifische „GRI Sector Supplement for the Logistics and Transportation Sector“. Ergebnis der (unternehmenseigenen) Bewertung ist die Note B+. Eine durchaus gerechtfertigte Bewertung, die auch von den externen Prüfern bestätigt wird, hat doch die Deutsche Post DHL auch im vergangenen Jahr klare Fortschritte in allen Nachhaltigkeitsbereichen erzielen können.
Lob für Klimaziele
Die Schwerpunkte des 60-seitigen Reports mit dem Titel „Neue Wege gehen“ liegen in den Bereichen Umwelt, Mitarbeiter und Gesellschaft. Lob verdienen die ehrgeizigen Ziele und bisherigen Erfolge im Klimaschutz. Der Start des konzernweiten Klimaschutzprogramms GoGreen im April vergangenen Jahres war ein Meilenstein im Umweltengagement der Deutschen Post DHL. Mit GoGreen hat sich der Logistikdienstleister als erstes Unternehmen der Branche ehrgeizige Klimaschutzziele gesetzt: Bis 2020 will der Konzern die CO2-Effizienz bei seinen eigenen Geschäftsaktivitäten und bei den Transporten durch seine Subunternehmer um 30 Prozent verbessern. Die bisherigen Erfolge beim Klimaschutz fanden Anerkennung. Der Logistikkonzern ist als einziger Transport- und Logistikdienstleister im Carbon Disclosure Global 500 Leadership Index 2008 gelistet und erhielt 66 von 100 möglichen Punkten.
Auch das Engagement der Post gegen Korruption ist vor dem Hintergrund aktueller Skandale ein begrüßenswerter Schritt. In einem hausinternen Code of Conduct hat sich der Konzern ausdrücklich zu diesem Thema positioniert. Seit Anfang 2009 ist das Unternehmen zudem Mitglied in der „Partnering Against Corruption Initiative“ (PACI), einer gemeinschaftlichen Initiative des World Economic Forums, von Transparency International und des Basel Institute on Governance, geworden. PACI hat sich zum Ziel gesetzt, industrie- und länderübergreifende Prinzipien und Praktiken auf der Basis von Integrität, Fairness und ethischen Grundsätzen zu entwickeln, um so Bestechung und Korruption entgegenzuwirken. Im Gegensatz zu vielen anderen ausführlich im Nachhaltigkeitsbericht dargestellten Programmen und Maßnahmen gibt es jedoch nur einen kurzen Absatz zum Thema Korruptionsbekämpfung. Hier hätte man sich vielleicht etwas mehr wünschen können, etwa eine ausführlichere Darstellung von Themen wie etwa Mitarbeiteraufklärung und -schulung.
Der demographische Wandel und der damit einhergehende verschärfte Wettbewerb um qualifizierte Mitarbeiter sowie die aktive Einbindung der Mitarbeiter in alle CSR-Aktivitäten definiert der Konzern als weitere Herausforderungen für die Zukunft. Mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket will der sechstgrößte Arbeitgeber der Welt bei seinen 500.000 Mitarbeitern punkten. Dazu gehören Mentoringprogramme, Diversity Management und Familienfreundlichkeit. Im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Engagements sollen zukünftig die Themen Bildung, Umwelt und Katastrophenhilfe stehen.
Interne CSR-Systeme
Damit das gesellschaftliche Engagement zu greifbaren Ergebnissen führt, ist eine regelmäßige Überprüfung und Kommunikation der Maßnahmen unerlässlich. Genau hier sehen der Konzern selbst, aber auch die Wirtschaftsprüfer von PricewaterhouseCoopers, die den Bericht begutachteten, noch Handlungsbedarf. Mit der mittlerweile etablierten konzernweiten Mitarbeiterbefragung sei man aber auf einem guten Weg. Die Gutachter empfehlen weiterhin, die Managementstrukturen und deren Entwicklung besser an die Stakeholder zu kommunizieren. Auch seien trotz einiger Fortschritte bei der Datenerhebung für den Nachhaltigkeitsbericht notwendige Kontrollverfahren noch nicht auf allen organisatorischen Ebenen eingeführt. Empfohlen wird deshalb, ein konzernweites internes Kontrollsystem einzuführen. Der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht der Deutschen Post DHL zeigt, dass der Logistikkonzern trotz eines schwierigen wirtschaftlichen Umfeldes auch weiterhin in eine nachhaltige Unternehmensentwicklung investiert. Für die Zukunft gilt, dass die sog. „Nachhaltigkeitsperformance“ weiter verbessert werden soll.