Reporting

Nachhaltigkeitsberichte: Falsche Versprechen im Bereich Antikorruption

Die Antikorruptionsorganisation Transparency International Deutschland bemängelt, dass die Nachhaltigkeitsberichte deutscher Unternehmen im Bereich Antikorruption nicht halten, was sie versprechen. Dies geht aus einer von Transparency Deutschland veröffentlichten Studie hervor, die die Nachhaltigkeitsberichte von 21 Großunternehmen aus Deutschland analysiert. Es wurden die Nachhaltigkeitsberichte ausgewählt, die als besonders vorbildlich gelten und die höchsten GRI-Gütesiegel A oder A+ tragen. Bei 17 der 21 Berichte wurden diese Anwendungsebene von GRI geprüft und für richtig befunden. Nach der Analyse von Transparency erfüllen dennoch 20 der 21 Unternehmen die Anforderungen der GRI-Richtlinien im Bereich Antikorruption nicht.

05.12.2012

Foto: Marion Lenzen
Foto: Marion Lenzen
Edda Müller, Vorsitzende von Transparency Deutschland: „Unsere Studie zeigt, dass freiwillige Standards ohne wirksame Kontrolle und Anreize nicht funktionieren. Wir fordern, dass Unternehmen detailliert und umfassend über ihre Antikorruptionsmaßnahmen berichten.“
 
In der Mitteilung zur neuen EU-Strategie für die soziale Verantwortung der Unternehmen vom 25.10.2011 hatte die EU-Kommission im Hinblick auf die Berichterstattung einen Mix aus Verbindlichkeit und fördernden Elementen vorgeschlagen. Beispielsweise können durch das öffentliche Auftragswesen Anreize einer profunden Nachhaltigkeitsberichterstattung gesetzt werden.
 
Edda Müller, Vorsitzende von Transparency Deutschland: „Die unzureichende Berichterstattung zeigt, dass die bestehenden Anreize offensichtlich nicht ausreichen. Die Ablehnung der EU-Strategie durch Bundesregierung und die Wirtschaftsverbände ist daher unangebracht und dient nicht dem Interesse der wahrhaftig nachhaltigen Unternehmen.“ Transparency fordert eine sachgemäße, unabhängige Prüfung der Berichte und eine Ausweitung der Berichtsrichtlinien. Beispielsweise wird zurzeit nicht verlangt, dass Unternehmen über Hinweisgebersysteme berichten. Manfred zur Nieden, Studienleiter: „Die anstehende Revision der GRI-Richtlinien ist der richtige Anlass, um selbstkritisch die Mechanismen der Einhaltung und Überprüfung zu hinterfragen“.
 
Transparency hat sich am Konsultationsverfahren zur Revision der GRI-Richtlinien mit eigenen Vorschlägen beteiligt. Es wird gefordert, dass Unternehmen die Anzahl der Korruptionsvorfälle sowie die Zielgruppen der Antikorruptionsschulungen veröffentlichen müssen. Es wird weiterhin gefordert, dass Zahlungen an Parteien verbindlich berichtet werden müssen und dass die Lobbyingaktivitäten offen gelegt werden.
 
Über die Studie
 
Unter dem Titel „Nachhaltigkeitsberichte deutscher Großunternehmen. Untersuchung der Übereinstimmung mit den GRI-Richtlinien im Bereich Antikorruption“ beleuchtet Transparency Deutschland die Anwendung eines kleinen Ausschnitts der international anerkannten GRI-Richtlinien durch 21 große Unternehmen. Die Analyse umfasst die im Bereich Gesellschaft enthaltenen Indikatoren der Aspekte Korruption (die Kernindikatoren SO2, SO3 und SO4) und Politik (Kernindikator SO5 und zusätzlicher Indikator SO6). Die Studie analysiert, ob die Unternehmen in ihren Nachhaltigkeitsberichten formal vollständig nach den Vorgaben der GRI-Richtlinien berichten. Sie geht nicht auf die inhaltliche Qualität der Berichte ein und prüft auch nicht deren Wahrheitsgehalt. Falls über einen Indikator nur teilweise oder gar nicht berichtet wird, muss dies gekennzeichnet und erläutert werden. Das kann zum Beispiel aufgrund mangelnder Daten der Fall sein. Somit können Unternehmen die Richtlinie voll erfüllen, auch wenn sie nicht vollständig berichten können.
 
Die 21 untersuchten Unternehmen wurden um Stellungnahme zu den ihren Nachhaltigkeitsbericht betreffenden Einstufungen gebeten. Elf Unternehmen haben diese Möglichkeit genutzt, davon haben sechs einzelnen Bewertungen widersprochen. Sofern die Erklärung des Unternehmens plausibel war, wurde das Ergebnis angepasst.
Quelle: UD / na
 
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