17-Jähriger ist Europäer des Jahres 2015
Er ist erst 17 Jahre alt und ein Weltbotschafter für mehr Klimagerechtigkeit: Felix Finkbeiner und seine Kinder- und Jugendinitiative Plant-for-the-Planet pflanzten weltweit bereits Hunderte Millionen Setzlinge, um die Erde vor dem Klimakollaps zu retten. Für dieses Engagement zeichnen ihn die europäischen Ausgaben der Zeitschrift Reader’s Digest nun mit dem Titel „Europäer des Jahres“ aus. Der Schüler ist damit der jüngste Preisträger in der 20-jährigen Geschichte dieser Auszeichnung. Vor ihm wurden schon Persönlichkeiten wie Peter Eigen, Gründer der Antikorruptionsorganisation Transparency International, für ihren Einsatz für eine bessere Welt ausgezeichnet.
27.01.2015
Bis zum Jahr 2020 wollen Finkbeiner und seine Mitstreiter 1000 Milliarden Bäume pflanzen, 150 für jeden Menschen auf der Welt. Er selbst sagt über seine Vision: „So viele zusätzliche Bäume verträgt unsere Erde, ohne dass deswegen Wohngebiete oder landwirtschaftliche Ackerflächen wegfallen, und sie würden ein Viertel des weltweiten CO2-Ausstoßes aufnehmen.“ Den Grundstein für seine Initiative legte Felix Finkbeiner, als er neun Jahre alt war und in der Schule ein Referat über die Klimakrise halten sollte.
Bei der Recherche fand er im Internet einen Artikel über die kenianische Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai, die in ihrem Heimatland dafür sorgt, dass 30 Millionen Bäume in 30 Jahren gepflanzt werden. „Mir kam die Idee, dass wir das mit unserer Klasse auch machen können. Also pflanzten wir einen Baum“, sagt Finkbeiner in der Februar-Ausgabe des Magazins Reader’s Digest. Die Kinder starteten eine Website und gründeten die Initiative Plant-for-the-Planet, um Altersgenossen aus der ganzen Welt zu vernetzen und in jedem Land eine Million Bäume zu pflanzen.
Eine Frage der Gerechtigkeit
Das Projekt wurde in Windeseile bekannt, Finkbeiner wird seither weltweit zu Vorträgen eingeladen, hielt im Jahr 2011 eine Rede vor den Vereinten Nationen und präsentiert vor Politikern wie Unternehmern stets seine klare Botschaft: „Wir haben auf der Welt zwei Hauptkrisen: Eine Klima- und eine Gerechtigkeitskrise.“ Eine Milliarde Menschen müssen jeden Tag mit einem Dollar auskommen, 30.000 Menschen verhungern alle 24 Stunden.
Fazit des jungen Aktivisten: „Beide Krisen hängen unmittelbar zusammen, denn die Menschen in den ärmeren Ländern, die am wenigsten an der Klimaerwärmung schuld sind, werden am meisten darunter leiden. Man kann das Klimaproblem nicht lösen, solange das Gerechtigkeitsproblem existiert und andersherum.“
Vorbild für andere
Eine Sichtweise, die dem nun ausgezeichneten „Europäer des Jahres“ weltweit nahezu alle Türen öffnet und Unterstützung sichert. Ein Beispiel ist Fürst Albert von Monaco. „Felix ist ein außergewöhnlicher junger Mann. Ich bewundere ihn zutiefst“, sagt das Staatsoberhaupt in der neuen Ausgabe des Magazins Reader’s Digest. „Seiner Initiative sind Tausende junge Menschen auf der ganzen Welt gefolgt, und sie hat eine regelrechte Welle der Solidarität ausgelöst.“
Auch Ernst Ulrich von Weizsäcker, Ko-Präsident des Club of Rome, ist begeistert von dem jungen Deutschen: „Wenn einer wie Felix sich mit neun Jahren entschließt, einfach selber anzupacken, dann ist das eine riesige Ermutigung für andere Kinder und ihre Eltern weltweit und in Deutschland. Praktischer Klimaschutz und Schutz der Böden durch Bäume ist mit das Beste, was man heute für die nächsten Generationen tun kann!“
Inzwischen sind 100.000 Kinder und Jugendliche weltweit für Plant-for-the-Planet aktiv. Die Organisation hat elf hauptamtliche Mitarbeiter, die ausschließlich aus Spenden bezahlt werden. Und Felix Finkbeiner sieht sich noch lange nicht am Ziel.
Einfache Kosten-Nutzen-Rechnung
Nach dem Abitur will er in den USA studieren, auch um in Amerika für seine Vision zu kämpfen. „Dort sind viel zu viele Menschen davon überzeugt, dass es in der Geschichte der Erde schon immer extreme Klima- und Wetterphänomene gegeben hat. Aber 97 Prozent der Studien und Untersuchungen von Klimawissenschaftlern kommen zu dem Schluss, dass die aktuelle Klimakrise durch uns Menschen verursacht wurde und ernst genommen werden muss.“
Deshalb gelte es, aktiv zu werden – zum Beispiel bei der Energiewende, die nicht billig, aber preiswert sei. „Wenn wir davon ausgehen, dass die Energiewende in Deutschland
1000 Milliarden Euro kostet, wir aber jedes Jahr 100 Milliarden Euro für Öl, Gas und Uran an andere Länder zahlen, dann ist die Rechnung doch eigentlich einfach“, sagt Felix Finkbeiner.
Die Kosten für die Umstellung auf alternative Energien wären dann schon nach zehn Jahren amortisiert. Finkbeiner betont: „Ab dem Jahr 2050 dürfen wir in Deutschland keine Emissionen mehr in die Luft pusten. Die Technologien dafür haben wir bereits, wir müssen sie nur einsetzen und in Sachen Energiewende Vorbild sein.“