Auszeichnungen

Gauck: „Mit Beharrlichkeit, Ideenreichtum und Weitblick andere Menschen ermutigt“

Bundespräsident Joachim Gauck würdigte die neuen Träger des Deutschen Umweltpreises der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU). Gauck: „Alle drei Preisträger zeigen uns: Wir können viele Dinge anders machen, wo vermeintlich eherne Sachzwänge walten. Wir haben Handlungsoptionen: politisch, wirtschaftlich, gesellschaftlich, technologisch. Wir können Entwicklungen beeinflussen.“ Aus seinen Händen nahmen in Kassel der Ökonom und Energieeffizienzexperte Prof. em. Dr. Peter Hennicke (72, Wuppertal) und der Wissenschaftler und Gründer der Firma UNISENSOR Sensorsysteme, Prof. Dr.-Ing. Gunther Krieg (72, Karlsruhe), den mit 500.000 Euro höchstdotierten unabhängigen Umweltpreis Europas in Empfang. Den Ehrenpreis erhielt Hubert Weinzierl (78, Wiesenfelden) für sein lebenslanges Naturschutz-Engagement.

27.10.2014

Gauck: „Mit Beharrlichkeit, Ideenreichtum und Weitblick andere Menschen ermutigt“ zoom
Verleihung des Deutschen Umweltpreises 2014

Mit außergewöhnlichem Engagement und wissenschaftlicher Kompetenz habe Hennicke erfolgreich für den ökologischen Umbau des Energiesystems, das Einsparen von Energie und die ökonomische Machbarkeit einer Vollversorgung aus erneuerbaren Energien gearbeitet, unterstrich die DBU. Der Ökonom und Professor für Wirtschaftspolitik und Energiewirtschaft habe maßgeblich dazu beigetragen, die wissenschaftlichen Grundlagen für die Energiewende zu schaffen und deren politische Umsetzung in Deutschland voranzubringen. Unter seiner Leitung sei eine Neukonzipierung des Forschungsprogramms am Wuppertal Institut für Klima, Umwelt und Energie erfolgt, das sich mit dem Umsetzen von Nachhaltigkeitsstrategien in die Praxis beschäftige.

Preisträger Krieg habe mit seinen einmaligen Mess- und Analysesystemen seine Vision in die Realität umgesetzt, das weltweite Verschwenden wertvoller Ressourcen einzudämmen. Krieg habe sich während seiner wissenschaftlichen Laufbahn an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Karlsruhe mit der optischen Analyse von Stoffen befasst und 1990 UNISENSOR gegründet. Die von ihm entwickelten Technologien seien Meilensteine im produktionsintegrierten Umweltschutz. Mit seinen revolutionären Verfahren könnten wertvolle Kunststoffe auf höchstem Qualitätsniveau wiederverwertet und Chemikalien etwa im Offsetdruck viel genauer dosiert und damit eingespart werden. Mit seinem technologischen Gespür und seiner Leidenschaft für neue Entwicklungen trage Krieg maßgeblich dazu bei, den verschwenderischen Verbrauch endlicher Ressourcen wie etwa Erdöl zu verringern und die Materialeffizienz zu steigern.

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Ehrenpreisträger Weinzierl würdigte die DBU als Vordenker und Visionär, einen der ganz wenigen Zeitzeugen, die den organisierten Naturschutz aus der Nische in das Zentrum der Gesellschaft gerückt hätten. Er gelte vielen als profiliertester Naturschützer Deutschlands und Integrationsfigur von klassischem Naturschutz und moderner Umweltpolitik. Der Ehrenpräsident des Deutschen Naturschutzringes (DNR) und Ehrenvorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) habe sich Zeit seines Lebens mit viel Zivilcourage in der Naturschutzbewegung engagiert. Er sei nicht eine, sondern die tragende Persönlichkeit des Naturschutzes in Deutschland und habe wichtige Akzente für Nachhaltigkeit, Schöpfungsverantwortung und den Schutz der Artenvielfalt gesetzt. Beispielhaft für den langjährigen Kuratoriumsvorsitzenden der DBU seien seine Impulse für die Umweltbildung, einen nachhaltigen Lebensstil sowie für den praktischen Artenschutz.

Die Preisträger selbst machten in Filmbeiträgen, die während des Festaktes eingespielt wurden, ihre Positionen und Einstellungen noch einmal deutlich. Hennicke unterstrich seine Sorgen mit Blick auf den Klimawandel, der sich so entwickelt habe, wie er es nur in Albträumen erlebt habe. Wenn es nicht gelinge, in den nächsten zehn, 20 Jahren das Ruder rumzureißen, „werden wir ziemlich katastrophalen Seiten als Menschheit entgegen sehen“. Andererseits wies der „besorgte Optimist“ mit Stolz darauf hin, dass die Vision einer winzigen Minderheit – die Energiewende – heute nicht mehr aus der Welt zu schaffen sei. Zwar fielen für heutige Generationen etwas höhere Kosten an als bisher, „aber unsere Kinder und Enkel werden die Gewinne einfahren“, weil nämlich die Risiken etwa der Atomenergie oder der Abhängigkeit von Öl beseitigt würden. Hennicke wünschte sich eine „Radikalität im Denken“, mit der das Wirtschaftssystem im Interesse folgender Generationen und der Schwellen- und Entwicklungsländer „gerechter und ökologisch verträglicher“ weiter entwickelt werde. Innovative Technologien könnten dazu einen wichtigen Beitrag leisten und zeigen, „dass die ökologischere Lösung durchaus auch die Günstigere sein kann“.

Krieg unterstrich seine Vision, durch die von ihm entwickelten Technologien und die vielfältigen Einsatzfelder seiner Sensorsysteme die Ressourcen der Erde bewahren helfen zu wollen. Wenn etwa durch seinen „Schnüffler“ ein und dieselbe Flasche rund zwanzigmal wiederverwendet werden könne, werde der Rohstoff Öl geschont und die Umwelt viel geringer belastet. Das sei möglich und auch wirtschaftlich, man müsse es nur tun. Denn „alles, was nicht wirtschaftlich ist, geht nicht, weil es niemand macht“. Auch die Auswirkungen auf den Treibhauseffekt seien enorm. Wenn seine Maschinen weltweit etwa 700.000 Tonnen Kunststoff recycelten, sei das so „als würde ich 700.000 Autos von der Straße nehmen, deren Treibhausgase, Kohlendioxid nicht mehr in die Atmosphäre gelangt“.

Ehrenpreisträger Hubert Weinzierl gestand ebenfalls in einem Filmbeitrag, dass er nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges habe feststellen müssen, dass sich die Menschheit noch immer in einem „finsteren Krieg“ befinde, nämlich dem gegen die Schöpfung. Deshalb habe er sich fortan für den Naturschutz engagiert, der „für mich zu einer Frage der Liebe geworden ist. Und wenn man sich in die Welt, die Schöpfung, die Lebewesen verliebt hat, dann lässt man davon nicht mehr ab.“ Ihm als „pathologischen Optimisten“ tue es gut, wenn die Schar derer wachse, die erkennt, dass es so nicht weitergehen könne. Weinzierl: „Die wächst weiter – und darauf setze ich meine Hoffnung.“

Quelle: UD/na
 

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