Auszeichnungen

Deutscher Umweltpreis für Nachhaltigkeits- und Klimaforscher

Signal für den Schutz der Erde, damit auch zukünftig Entwicklung auf ihr möglich bleibt: Mit der Verleihung ihres Deutschen Umweltpreises appelliert die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) an die internationale Staatengemeinschaft, bei den 2015 noch anstehenden Konferenzen in New York und Paris die Weichen in Richtung Zukunftssicherung der Menschheit auf einem stabilen Planeten zu stellen, wie ihr Generalsekretär Dr. Heinrich Bottermann jetzt betonte.

23.09.2015

Deutscher Umweltpreis für Nachhaltigkeits- und Klimaforscher
Die Träger des Deutschen Umweltpreises 2015 der DBU (v.l.): Prof. Dr. Mojib Latif, Prof. Dr. Johan Rockström und Ehrenpreisträger Prof. em. Dr. Michael Succow

Am 8. November werden in Essen aus der Hand von Bundespräsident Joachim Gauck der Klima- und Meeresforscher Professor Dr. Mojib Latif und der global agierende Nachhaltigkeitswissenschaftler Professor Dr. Johan Rockström den größten und unabhängigen Umweltpreis Europas in Empfang nehmen. Das Tempo für eine wirklich nachhaltige Entwicklung ist viel zu langsam. Die Fakten liegen auf dem Tisch. Unser Planet gerät ernsthaft in Gefahr, wenn nicht entschlossen gehandelt wird, sagte Bottermann. Der Preis ist mit insgesamt 500.000 Euro dotiert.

Bei einer Ende September in New York stattfindenden Generalversammlung der Vereinten Nationen (UN) sollen die thematischen Prioritäten der künftigen globalen Nachhaltigkeitsziele festgelegt werden. Ende November in Paris soll dann bei der UN-Klimakonferenz als Nachfolgevertrag für das Kyoto-Protokoll ein neues Abkommen mit verbindlichen Klimazielen für alle 194 Mitgliedsstaaten der UN-Klimarahmenkonvention vereinbart werden. Mit der erstmalig gleichzeitigen Auszeichnung zweier Nachhaltigkeits- und Klimaforscher betont die DBU die Wichtigkeit der kommenden Konferenzen.

Mojib Latif sei in seiner jahrzehntelangen Arbeit getrieben von der persönlichen Sorge um den Zustand des Planeten. Als einer der herausragenden Klimaforscher Deutschlands weise er unter anderem darauf hin, dass unser Planet ohne intakte Ozeane für Menschen unbewohnbar zu werden drohe. In seinem Buch „Das Ende der Ozeane“ biete er eine äußerst lehrreiche und lesenswerte Einführung in die aktuelle Meeresforschung. Darin würden das Leben im Meer, die komplexen und wenig anschaulichen physikalischen Zusammenhänge zwischen Klima und Meer wie auch die Folgen der Meeresverschmutzung für die Meeresbewohner und auch für die Menschen verständlich und in anschaulichen Bildern vermittelt.

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Latif ist Leiter des Forschungsbereiches Ozeanzirkulation und Klimadynamik im GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel. Er ist unter anderem Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg, der Deutschen Gesellschaft Club of Rome und Vorsitzender des Deutschen Klima-Konsortiums. 2001 und 2007 war er Mitautor der Berichte des Weltklimarates IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change). Seit 2003 ist er Professor an der Universität Kiel.

Den Kollaps verhindern

Rockström ist seit 2007 Direktor des Stockholm Resilience Centre. Unter Resilienz versteht man im Kern das Vermögen, sich in Krisensituationen trotz Störungen verändernden Bedingungen anzupassen und weiter zu entwickeln. Ein wichtiges Feld in der aktuellen Resilienzforschung, in dem sich Rockström besonders hervorgetan hat, ist der Versuch, die Risiken zu verstehen, die durch das Überschreiten kritischer Grenzen auf planetarer Ebene entstehen, um die menschliche Weiterentwicklung nicht zu gefährden.

Mit seinen wissenschaftlich fundierten Konzepten habe er Handlungsrahmen für Politik, Wirtschaft und Gesellschaft entwickelt, als „Ingenieur der Zukunft“ einen sicheren Aktionsraum für die Erde festgelegt und die Grenzen angegeben, innerhalb derer eine verträgliche öko-soziale Entwicklung auch für die Zukunft möglich bleibe, heißt es von Seiten der DBU.

Wissenschaftlich akribisch und konstruktiv-optimistisch habe er gemeinsam mit namhaften internationalen Experten weltweit verfügbare Daten zum Zustand der Erde zusammengeführt und gewichtet, die ökologischen Prozesse analysiert, die die Stabilität des Planeten regulieren. Mit seinem Konzept der „planetaren Grenzen“ habe er auf der Basis konkreter Messgrößen biophysische Belastungsgrenzen für die Erde definiert, die den Planeten von seinem jetzigen, für den Menschen wünschenswerten, stabilen Zustand abbringen könnten – wie zum Beispiel bei dem Ziel der internationalen Klimapolitik, die globale Erwärmung auf weniger als eineinhalb bis zwei Grad gegenüber dem Niveau vor Beginn der Industrialisierung zu begrenzen. Seine wissenschaftlichen Arbeiten hätten zu einem grundsätzlichen Paradigmenwechsel im Verständnis des Planeten Erde als System beigetragen. 

Rockström entwickelte Prinzipien, mit denen er das sozial-ökologische System Mensch/Biosphäre für die Zukunft sichern und den Kollaps verhindern will. Damit hat er „zu einer Versachlichung in der Umweltdebatte beigetragen und eine dringend notwendige Mentalitätsveränderung ermöglicht hin zu einer Welt, die sich innerhalb wissenschaftlich festgelegter Grenzen für kritische, globale, die Stabilität des Planeten regulierende Parameter einsetzt“. Rockström übersetzt wissenschaftliche Erkenntnisse in konkrete Handlungsrahmen und vermittle sie an die Entscheider in der Welt. Nicht zuletzt deshalb habe die Weltgemeinschaft nun in New York die Chance, die globalen Risiken anzugehen, die Menschen und den Planeten miteinander zu versöhnen und so für gerechte Lösungen zu sorgen. Rockström ist auf dem Gebiet der ökologischen Nachhaltigkeit ein „großer Denker und Kommunikator des Umweltschutzes unserer Zeit“ und stehe „in seiner epochalen Wirkung in einer Linie mit dem 1972 erschienenen Bericht ‚Grenzen des Wachstums‘ des Club of Rome.

Ehrenpreis

Mit dem Ehrenpreis zeichnet die DBU in diesem Jahr Professor Dr. Michael Succow aus. Er gilt national wie international als Ausnahmepersönlichkeit im Naturschutz, sein Engagement für große Wildnisgebiete in Deutschland als einmalig. Innerhalb kürzester Zeit war es ihm zum Zeitpunkt der deutschen Wiedervereinigung gelungen, mit dem Nationalparkprogramm für den Osten Deutschlands auf einen Schlag zwölf Prozent der Landesfläche der ehemaligen DDR mit einem einstweiligen sowie rund fünf Prozent mit einem endgültigen Schutzstatus als Nationalpark, Biosphärenreservat und Naturpark zu sichern.

Quelle: UD/pm
 

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