SCHOTT gewinnt Innovationspreis für Wasserstofftechnik
Der Technologiekonzern SCHOTT setzt neue Maßstäbe in der Glasproduktion: Für den erstmaligen Einsatz von 100 Prozent Wasserstoff in Glasschmelzwannen erhielt das Unternehmen den „Innovationspreis Neue Gase“ 2024. Diese Leistung könnte den Weg zur klimaneutralen Industrie ebnen und stellt die Rolle alternativer Energien in den Fokus.
25.11.2024
Der großtechnische Einsatz von Wasserstoff in der Glasproduktion stellt eine erhebliche technologische Herausforderung dar und wurde bislang von keinem Unternehmen in Angriff genommen. Im Rahmen von Tests im Frühjahr 2024 prüfte SCHOTT über mehrere Tage hinweg in einem durchgehenden 24/7-Betrieb einer Glasschmelzwanne den Einsatz von Wasserstoff anstelle des bisherigen Energieträgers Erdgas. Dies ist besonders komplex, da Glasschmelzwannen aus technologischen Gründen nicht einfach ein- und ausgeschaltet werden können, da abkühlendes Glas die Wanne irreparabel beschädigen würde.
Zusätzlich analysierten die Fachleute, welche Auswirkungen die Umstellung auf den empfindlichen Schmelzprozess sowie auf die Qualität des Glases haben würde. Das Projektteam von SCHOTT konnte die anspruchsvollen technischen Herausforderungen meistern und erzielte somit erstmals erfolgreich die Schmelzung von optischem Glas mit reinem Wasserstoff. „Damit steht fest: Eine Umstellung von Erdgas auf Wasserstoff in der energieintensiven Glasproduktion ist tatsächlich ohne Kompromisse bei der Glasqualität möglich“, betonen die Projektverantwortlichen Dr. Lenka Deneke und Dr. Matthias Kaffenberger.
Die Jury des Innovationspreises, bestehend aus Vertreter:innen der Branche und der Wissenschaft, bewertete diese Errungenschaft anhand von Kriterien wie Effizienz, Umsetzungsgeschwindigkeit, Skalierbarkeit und Wirtschaftlichkeit. Jedes ausgezeichnete Projekt soll einen wesentlichen Beitrag zur Energiewende leisten, so das zugrunde liegende Prinzip.
In diesem Jahr wurde die Auszeichnung der Verbände aus der Gas- und Wasserstoffwirtschaft – BDEW, DVGW und Zukunft Gas – die seit 1980 alle zwei Jahre vergeben wird, erstmals unter dem neuen Titel „Innovationspreis Neue Gase“ verliehen. Dies hebt die gegenwärtig stattfindende Transformation vom fossilen Energieträger Erdgas hin zu Wasserstoff, Biogas und synthetischem Gas hervor, mit dem Ziel einer klimaneutralen Energieversorgung.
Glasunternehmen auch beim Publikumspreis ausgezeichnet
SCHOTT sicherte sich sowohl den Sieg in der Rubrik „Anwendungstechnologie“ als auch den zweiten Platz beim Publikumspreis, für den auf der Webseite des Innovationspreises abgestimmt werden konnte. Darüber hinaus wurden weitere Auszeichnungen in den Bereichen „Erzeugung“ sowie „Transport & Infrastruktur“ verliehen, nachdem aus über 100 Bewerbungen von Firmen, Forschungseinrichtungen und Start-ups jeweils drei Projekte für jede Kategorie ausgewählt worden waren. Zusätzlich erhielt ein besonders zukunftsweisendes Projekt einen Sonderpreis.
Für Prof. Dr. Frank Behrendt, Vorsitzender der Jury und Dekan der Fakultät Prozesswissenschaften der TU Berlin, gab es in diesem Jahr keine Verlierer: „Qualität und Quantität der Bewerbungen waren außergewöhnlich.“ Er betonte die Bedeutung solcher Pionierprojekte für die Energiewende und unsere Gesellschaft: „Gase werden künftig neben erneuerbarem Strom für ein klimaneutrales und resilientes Energiesystem sorgen. Deshalb brauchen wir innovative Ideen für Erzeugung, Transport und Anwendung von Gasen, die künftig nicht mehr Erdgas heißen werden, sondern Wasserstoff und Biogas.“
Für SCHOTT bestätigt der Gewinn des Innovationspreises erneut den großen Stellenwert des Erreichten auf dem Weg zur klimaneutralen Produktion des Unternehmens bis 2030. „Unsere Expert:innen haben großartige Pionierarbeit geleistet“, erklärte SCHOTT Vorstandsvorsitzender Dr. Frank Heinricht. „SCHOTT ist beim Wasserstoff in Vorleistung gegangen. Im Moment gibt es aber weder eine tragfähige Infrastruktur noch wettbewerbsfähigen Preise für grünen Wasserstoff. Wir appellieren an die Politik, bessere Rahmenbedingungen zu schaffen. Bis dahin fokussieren wir uns auf unseren zweiten Technologiepfad zur klimaneutralen Glasherstellung: die Elektrifizierung unserer Schmelzwannen mit Grünstrom.“