Vielfalt als Schlüssel zu einer nachhaltigen Zukunft bei Porsche
Sylvia Hofer-Jendros fungiert als Projektleiterin für Diversity & Inclusion bei Porsche und erläutert, welche Rolle die Vielfalt der Perspektiven und die Chancengleichheit für eine zukunftsfähige Gesellschaft spielen. Sie erklärt, auf welche Weise Porsche von den verschiedenen Blickwinkeln profitieren kann und wie das Unternehmen sich sowohl innerhalb seiner Mitarbeiterschaft als auch in der breiten Gesellschaft für Werte wie Toleranz, Offenheit und „Inclusion“ engagieren möchte.
05.12.2024
Sylvia, was bedeutet für dich Perspektivenvielfalt und welche Verbindung hat diese mit Nachhaltigkeit?
Sylvia Hofer-Jendros: Bei Nachhaltigkeit geht es für mich darum, Menschen eine echte Chance auf eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Niemand sollte hierbei ausgeschlossen werden – ganz nach dem Motto „Leave no one behind“. Wir stehen vor gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen, die uns Menschen in allen Teilen der Welt beeinträchtigen werden. Um sie erfolgreich zu bewältigen, müssen wir zusammenhalten und als Gemeinschaft agieren. Genau hier kommt Vielfalt ins Spiel, denn sie ist eine immense Stärke: Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen bringen verschiedene Perspektiven, Talente und Erfahrungen mit, die gemeinsam noch bessere Ideen und Lösungen hervorbringen können. Wenn wir dieses Potenzial stärker nutzen, können wir die Herausforderungen gemeinsam meistern und positive Veränderungen anstoßen.
Welche Berührungspunkte hattest du beruflich und privat bereits mit diesem Thema? Welche Schlüsse konntest du daraus persönlich für dich ziehen?
Hofer-Jendros: In meiner bisherigen Laufbahn habe ich mich immer wieder mit den Themen Kommunikation und Ethik auseinandergesetzt – und dabei viel über die unterschiedlichen Sichtweisen, Hindernisse und Bedürfnisse verschiedener Interessensgruppen gelernt. Nach meinem Studium der Philosophie und einigen Jahren in der Werbung sowie im Digital Business habe ich bei einer deutschen Nachhaltigkeitsberatung die Kommunikationsabteilung mitaufgebaut und über mehrere Jahre geleitet. Außerdem habe ich seit einigen Jahren die Möglichkeit, mein Wissen über Nachhaltigkeitskommunikation sowie Einstellungs- und Verhaltensveränderung als freiberufliche Dozentin an der Universität Ulm weiterzugeben. Ich habe gelernt, Menschen dort abzuholen, wo sie stehen und mitzunehmen auf einen Weg der stetigen Weiterentwicklung. Dabei habe ich immer mehr den Wunsch verspürt, mich für die Menschen einzusetzen, die strukturell benachteiligt sind. Deshalb freue ich mich sehr, diese Gelegenheit dazu seit Anfang 2022 als Projektleiterin Diversity & Inclusion bei Porsche zu haben.
Wie kann Porsche von Perspektivenvielfalt profitieren und welchen Beitrag kannst du mit deinen Kolleginnen und Kollegen dazu leisten?
Hofer-Jendros: In meinen bisherigen Stationen habe ich immer wieder erkannt, dass „Inclusion“ – also eine Kultur, in der sich alle Menschen in ihrer Einzigartigkeit wertgeschätzt und ermutigt fühlen, ihre Perspektive einzubringen – sich positiv auf ein gutes Miteinander auswirkt. Insbesondere Unternehmen können dadurch widerstandsfähiger, innovativer und attraktiver werden. Diese Denkweise möchten wir auch bei Porsche stärken. Meine Verantwortung ist es, Angebote zu schaffen, mit deren Hilfe sich unsere Führungskräfte sowie Mitarbeitende mit den dafür notwendigen Fähigkeiten ausstatten können. Dadurch möchte ich das Bewusstsein für die Chancen aller im Zusammenhang mit „Diversity und Inclusion“ im gesamten Unternehmen.
Was tut Porsche konkret, um Perspektivenvielfalt im Unternehmen zu fördern?
Hofer-Jendros: Um in allen Porsche Gesellschaften eine „inclusive“ Kultur fördern und ein tiefes Bewusstsein für Vielfalt verankern zu können, arbeiten wir an verschiedenen Schwerpunkten. Dazu gehört, dass wir uns vorgenommen haben, bewusst den Frauenanteil zu erhöhen. Ebenso möchten wir gemischte Teams bilden und dadurch unterschiedliche Persönlichkeiten, Stärken und Kompetenzen zusammenbringen. Uns liegt es außerdem am Herzen, verschiedene Herkünfte, die Zusammenarbeit zwischen den Generationen innerhalb unserer Belegschaft sowie die Inklusion von Mitarbeitenden mit Behinderung zu fördern. Wir treten für die LGBTQIA+ Community ein und wollen sie stärken. Innerhalb dieser Bereiche setzen wir uns im Diversity-Team strategische Ziele, die wir durch konkrete Projekte über das Jahr hinweg sowie darüber hinaus erreichen möchten.
Wie könnt ihr diese Themen in den Arbeitsalltag bei Porsche integrieren?
Hofer-Jendros: Wir erreichen das auf verschiedenen Wegen: Beim Onboarding, bei internen Mitarbeiterveranstaltungen oder unseren sogenannten Vielfaltstagen erzeugen wir Aufmerksamkeit für unsere Themen und bringen sie den Teilnehmenden näher. Das tun wir auch mithilfe unserer regulären Trainings- und Mentoring-Programme für unsere Mitarbeitenden sowie unsere Führungskräfte. Einen Fokus setzen wir aktuell zum Beispiel auf die Themen Internationalität und Frauen in Führungspositionen. So wurden Führungskräften Zielgrößen an die Hand gegeben, die für ein ausgewogeneres Geschlechterverhältnis in den oberen Führungsebenen und für internationalere Teams sorgen sollen. Außerdem machen wir seit Neuestem einen regelmäßigen Diversity-Check mit unserem Top-Management in Bezug auf Perspektivenvielfalt und Chancengleichheit in ihrem Verantwortungsbereich. Damit wollen wir Entwicklungspotenziale aufdecken und dafür praxisnahe und wirksame Lösungsansätze ermöglichen. Unser Anspruch ist es zudem, uns nicht nur im Unternehmen, sondern auch in der Gesellschaft für ein offenes Miteinander einzusetzen – im Rahmen unserer Möglichkeiten. Gerade in Zeiten, in denen sich die Gesellschaft immer weiter voneinander zu entfernen droht, ist es wichtig, Haltung zu zeigen, unsere Werte zu leben und sich besonders für Minderheiten stark zu machen.
Warum und wie setzt sich Porsche für Minderheiten ein?
Hofer-Jendros: Es gibt Menschen, die nicht der Gruppe angehören, die unsere „Normen“ prägen. Diese laufen Gefahr, durch systemische und strukturelle Benachteiligung gesellschaftlich an den Rand gedrängt und schlechter behandelt zu werden. Dem wollen wir entgegenwirken: Wir sensibilisieren unsere Kolleginnen und Kollegen für Vorurteile und diskriminierendes Verhalten und ergreifen konkrete Maßnahmen entlang der durch das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz geschützten Vielfaltsdimensionen. Ein gutes Beispiel ist auch ein umfangreiches Inklusionsprojekt, dass wir im vergangenen Jahr für mehr Sicherheit und chancengerechte Arbeitsbedingungen für alle in unseren Werken gestartet haben. Dabei haben wir uns neben Hürden der Digitalisierung vor allem angeschaut, wie wir unsere Gebäude barrierefreier gestalten können. So wollen wir zum Beispiel künftig in den Werken Fluchtwege auch mit Blindenschrift kennzeichnen. Darüber hinaus haben sich in den vergangenen Wochen und Monaten unser Vorstand, unser Betriebsrat und weitere Stimmen von Porsche klar in der Öffentlichkeit positioniert: „Vielfalt ist unsere Stärke“!
Wie könnt ihr eure Belegschaft in diese Themen miteinbeziehen?
Hofer-Jendros: Es gibt viele Gelegenheiten, wie sich Kolleginnen und Kollegen einbringen können. Zum Beispiel, indem sie an Veranstaltungen wie dem „Christopher Street Day“ in Stuttgart teilnehmen. Dort zeigen wir als Porsche aktiv Flagge und fördern gegenseitige Unterstützung innerhalb unserer Belegschaft. Zuletzt sind 2024 über 150 Mitarbeitende mitgelaufen. Ein weiteres Projekt: Im Rahmen der Initiative „Porsche hilft“ haben sich 2024 bereits zum zweiten Mal Mitarbeitende als ehrenamtliche Helfer beim sogenannten Inklusionsspieltag des Basketball-Bundesligisten MHP Riesen Ludwigsburg engagiert – und sich damit für Toleranz und Akzeptanz im Basketball, Sport und in der Gesellschaft eingesetzt.
Was würdest du dir generell für eine nachhaltigere Zukunft wünschen?
Hofer-Jendros: Ich bin überzeugt: „Diversity und Inclusion“ hilft uns, Barrieren zu überwinden, Brücken zu bauen und gemeinsam eine Zukunft zu gestalten, in der jeder sein volles Potenzial entfalten kann. Wir sollten offen sein für Andere, jeden respektieren, wie er ist und seine Einzigartigkeit wertschätzen. Mit Vielfalt gut umzugehen ist ein Lernprozess für uns alle. Dazu gehört auch, dass wir Fehler machen auf dem Weg. Denn letztlich sind wir alle Menschen. Wenn wir dies im Hinterkopf behalten und über uns hinauswachsen, dann können wir die Herausforderungen der Zukunft meistern und heutigen und kommenden Generationen eine lebenswerte Welt ermöglichen. Die Hoffnung, dass uns dies gelingen wird, ist mein Antrieb.