Rahmenwerk für ein ethisches Finanzsystem
Wie können ethische Werte in Anlagestrategien umgesetzt werden? Welche Verantwortung tragen dabei religiöse Organisationen als Investoren? Diese und weitere Fragen wurden im Rahmen der internationalen Ethical Finance Conference vom 22. bis 23. Oktober 2018 in Edinburgh mit über 300 Vertretern unterschiedlicher Glaubensrichtungen, Finanzexperten, Politikern und Finanzmarktakteuren aus der ganzen Welt diskutiert.
12.11.2018
Ausgerichtet wurde die Konferenz unter anderem von dem Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen (UNDP) und der schottischen Regierung.
Der Höhepunkt dieser hochkarätig besetzten Veranstaltung war die Veröffentlichung der „Edinburgh Finance Declaration“, die in einem mehrjährigen Prozess vom Verband islamischer Finanzen in Großbritannien (UK Islamic Finance Council - UKIFC) und der schottischen Kirche erarbeitet wurde. Dieses interreligiöse Werterahmenwerk kann als das erste seiner Art weltweit angesehen werden und bildet zugleich den Endpunkt der ersten Phase einer im Februar 2016 begonnenen Zusammenarbeit zwischen der schottischen Kirche und dem UKIFC zur Entwicklung eines gemeinsamen christlichen und islamischen Wertekanons für ethisch-nachhaltige Geldanlagen. Im sich nun darauf aufbauenden Prozess soll die Edinburgh Finance Declaration weitere Glaubensgruppierungen einbinden, weiterentwickelt werden und so religionsübergreifend ethisch-nachhaltige Geldanlagen ermöglichen. Ziel ist es, die Entwicklung von Finanzprodukten zu stärken, die eine nachhaltigere Wirtschaftsweise unterstützen.
Vorreiter für Nachhaltigkeit im Finanzsektor
Tommy Piemonte, Leiter Nachhaltigkeitsresearch bei der Bank für Kirche und Caritas (BKC), war als deutscher Experte für ethisch-nachhaltige Geldanlagen einer katholischen Organisation als Podiumsreferent vertreten. Er berichtete den Konferenzteilnehmern unter anderem über die praktische Umsetzung einer ethisch-nachhaltigen Anlagestrategie über alle Anlageklassen hinweg. „In Edinburgh wurde ein symbolträchtiger Schritt auf dem Weg zu einem verantwortungsvolleren Finanzsystem über alle Konfessionen hinweg gelegt. Die in der Edinburgh Finance Declaration formulierten Werte – Verantwortung, Nächstenliebe, menschliche Entfaltung, Nachhaltigkeit und Zweckmäßigkeit, Gerechtigkeit und Fairness sowie Gemeinwohl – sind zugleich konsistent mit den aktuellen Nachhaltigkeitsdiskussionen auf den Finanzmärkten. Hierin geht es etwa um die Berücksichtigung des Klimawandels oder die Ausrichtung auf die UN-Ziele für eine nachhaltige Entwicklung in Investitionen. Es freut mich, dass wir uns als katholische Kirchenbank im Rahmen dieser internationalen Konferenz in die Diskussion über ethisch-nachhaltige Geldanlagen einbringen konnten“, berichtet Piemonte.
Die Bank für Kirche und Caritas ist eine der Vorreiterinnen im Markt ethisch-nachhaltiger Geldanlagen. Bereits 2003 wurden die Eigenanlagen und sämtliche Bankprodukte unter das Vorzeichen der Nachhaltigkeit gestellt. In diesem Zusammenhang hat die BKC eine ethisch-nachhaltige Anlagestrategie entwickelt, um Umwelt-, Sozial- und Governance-Kriterien (ESG) in ihren Investitionen zu berücksichtigen. Dabei orientieren sich die ESG-Kriterien an den Leitmotiven des Schutzes des menschlichen Lebens, des Friedens, der Gerechtigkeit und der Schöpfung. Die ethisch-nachhaltige Anlagestrategie setzt sich aus einer Mischung aus Ausschluss-, Negativ- und Positivkriterien zusammen, die sowohl zum Ausschluss und zur Priorisierung von Anlagen führen. Zur ethisch-nachhaltigen Anlagestrategie gehört darüber hinaus auch das sogenannte „Engagement“, bei dem die BKC ihren Einfluss als Investor bei Unternehmen geltend macht und sie zu einer verstärkten Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten anhält.