286 Facetten der Unternehmens-Nachhaltigkeit
Trotz Corona steigt das Umweltbewusstsein der Kunden exponentiell. Aber nicht alle Unternehmen sind in der Lage, Umweltschutz in das tägliche Handeln in allen Geschäftsbereichen zu integrieren. Hier kommt nun das Unternehmens-Benchmarking Green Management & Leadership Award GreenMLA ins Spiel.
10.05.2021
Es reicht nicht aus, nur ein ausgeprägt starkes Umweltmanagementsystem zu haben. Vielmehr ist es erforderlich ein gesamtheitliches Vorgehen zu etablieren, in dem alle Unternehmensbereiche eingebunden sind. Dafür entwickelten Professoren des Steinbeis Global Institute Tübingen der Steinbeis-Hochschule Berlin ein eigenes Verfahren zur Nachhaltigkeitsbewertung, das Unternehmens-Benchmarking Green Management & Leadership Award GreenMLA.
„Aktuell sind Unternehmen damit beschäftigt, wie sie die Coronakrise meistern können. Nichtsdestotrotz ist die nachhaltige Positionierung bei vielen Betrieben in der Agenda ganz oben, da insbesondere die sozialen Aspekte der Nachhaltigkeit in der Krisenzeit sichtbar sind. Im Mittelpunkt steht die Einbindung der Mitarbeiter, der Umgang mit internationalen Lieferanten. Natürlich noch ein Betriebsklima, das Homeoffice und Arbeiten im Unternehmen gleichermaßen ermöglicht. Damit Geschäftsführer ihre Zukunftspläne mit Blick auf eine Nachhaltigkeitsoptimierung präzisieren können, haben wir ein Benchmarking initiiert“, erklärt Herr Prof. Dr. Lohmüller, einer der Entwickler des Projekts.
Vorgehen des GreenMLA Benchmarkings
Der Ansatz des Steinbeis Global Institute Tübingen bettet die ESG-Kriterien in eine Management-Matrix ein, um Merkmale der Nachhaltigkeit umfassend abzudecken. Es sei relevant, eine Gesamtheitsbetrachtung für das tägliche Geschäft zu haben, sagt Herr Prof. Dr. Rolf Pfeiffer, der Erfinder des kybernetischen Modells IMLead Integriertes Management and Leadership. Die Rückkopplungen, also Geschäftsentscheidungen und ihrer Wirkung auf unterschiedliche Unternehmensbereiche waren bei der Entwicklung des Modells und ihrer Umsetzung bei mehreren dutzenden Familienunternehmen zentral. Die sieben sich gegenseitig beeinflussenden Felder dieses Management-Heptathlon sind: Unternehmensführung, Menschen (Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Kundinnen und Kunden, Lieferanten, Partner), Informationsmanagement, Zukunftsplanung, Produktions- und Geschäftsprozesse, Veränderungsmanagement sowie Finanzen. Die ESG-Kriterien sind in diesen Feldern zugeordnet, was in der folgenden Abbildung dargestellt ist:
Im umfangreichen Fragebogen wird eine Vielzahl von Key Performance Indikatoren erfasst. Mit denen wird die Position eines Unternehmens im Vergleich zu den anderen teilnehmenden Organisationen berechnet. „Aus der gesamten Datenmenge werden acht bis zehn KPIs zusammengefasst und normiert. Diese Vorgehensweise hat sich in unseren internationalen Benchmarking-Projekten Best Factory Awards und Best Service Awards bewährt. Daraus wird ein anonymisiertes Ranking aller Unternehmen erstellt und in einer Performance-Matrix dargestellt. Damit bekommen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer konkrete Hinweise, wo noch Ausbaupotenzial besteht“, sagt Herr Prof. Dr. Lohmüller.
Insgesamt werden im GreenMLA 286 Kriterien evaluiert. Manche Kriterien sind für Nachhaltigkeitschecks typisch, manche sind dagegen vollkommen neu:
• Welcher Anteil der internationalen Betriebsstätten haben Sie, an denen eine Überprüfung auf Einhaltung der Menschenrechte durchgeführt wurde?
• Gibt es eine grüne Governance-Philosophie/Richtlinien/Vorschriften? Falls ja, welche Bereiche sind abgedeckt?
- Grundsätze (1)
- Mitarbeiter (2)
- Partnerunternehmen (3)
- Kunden (4)
- Führungsstil (5)
- Unternehmen als Teil der Gesellschaft (6)
- Finanzielle Anreize (7)
- Andere bitte angeben (8)
• Haben Sie sich am Boykott der Werbung bei Facebook zur Löschung und Markierung von Falschmeldungen und Hassreden beteiligt?
Datenzuverlässigkeit ‒ ein zweischneidiges Schwert?
Das A und O jedes Benchmarkings ist eine Anonymisierung und die Transparenz. Die Clearing Stelle des Projekts, die Steinbeis-Hochschule Berlin, hat sich dazu verpflichtet, dass keine Daten an Dritte weitergeben werden. „Das Institut bearbeitet die ausgefüllten digitalen Fragebögen anhand von Codenummern. Erst wenn alle Daten ausgewertet sind und der Report unter der Nummer erstellt ist, wird er zurücktransformiert und mit dem Unternehmens-Namen verknüpft,“ erklärt Herr Prof. Dr. Pfeiffer.
Eine andere Herausforderung ist, die Daten, die von Unternehmen kommen, zu validieren. Die Organisatoren vertrauen darauf, dass berichteten Daten verlässlich sind. Um dieses sicherzustellen, werden Videogespräche mit den Spitzenreitern vereinbart und die Kennzahlen hinterfragt. Letztendlich nehmen die Unternehmen am Benchmarking teil, um ihr wahres Nachhaltigkeitsniveau herauszukristallisieren und Optimierungsvorschläge zu sammeln, die eventuell neue Wege aus der Krise aufzeigen.
Mit dem gebührenfreien Benchmarking wollen die Organisatoren und Kooperationspartner, unter anderem DZ Bank AG und Maleki Corporate Group insbesondere KMUs zur Teilnahme motivieren. Diese sind wichtige Multiplikatoren, die häufig noch erste Schritte in der Nachhaltigkeitsoptimierung planen. Ihr Agieren ist ein wertvoller Baustein, um neue Lösungen zur Verlangsamung des Klimawandels zu schaffen und den Lebensstandard zu erhöhen.
Weitere Informationen zur Nachhaltigkeitsbewertung durch Benchmarking finden Sie auf der Webseite www.greenmla.de.