Studium & Beruf

Vorsprung beginnt im Kopf (Teil 2)

Die Hochschullandschaft ist heute ohne Drittmittel aus der Wirtschaft kaum noch vorstellbar. Doch welche Themen werden gefördert und welche Interessen stecken dahinter? Und wie ist der Umgang mit den Urheberrechten geregelt? Das Beispiel Audi zeigt, dass Wissenschaftskooperationen klar und transparent geregelt sein müssen. Dann sind sie für alle Beteiligten nutzbringend, sagt Dr. Peter F. Tropschuh, Leiter Corporate Responsibility und Wissenschaftskooperationen bei Audi, im Interview mit UmweltDialog.

28.07.2014

Vorsprung beginnt im Kopf  (Teil 2) zoom

UmweltDialog: Die AUDI AG fördert eine Vielzahl an Hochschul-Aktivitäten im In- und Ausland. Das reicht von Abschlussarbeiten, Promotionen bis hin zu Stiftungsprofessuren. Dabei wollen Sie natürlich auch Ergebnisse. Wie funktioniert der Umgang mit Forschungsergebnissen, den Intellectual Properties?

Dr. Tropschuh: Wenn wir gemeinsam mit einer Partnerhochschule an einem Thema forschen, dann wollen wir die Ergebnisse anschließend natürlich auch in konkrete Projekte überführen. Wir haben daher mit allen Kooperationspartnern einen Rahmenvertrag vereinbart, in dem der Umgang mit Patenten klar geregelt ist. In der Regel überträgt die Hochschule das Patent auf Audi und erhält dafür eine Vergütung.

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UmweltDialog: Sie sagten, Sie möchten Themen fördern, die aktuell sind oder bald werden. Was sind solche Themen von Morgen?

Dr. Tropschuh: Ein großer Trend, den man in den letzten Jahren beobachten konnte, ist der Übergang von klassisch mechanischen hin zu mechatronischenThemen. Ich nehme gerne das Fahrwerk als Beispiel: Dieses besteht in der Regel aus Federn, Achsen, Bolzen und dergleichen sowie der Lenkung – und zwar ehemals einer ganz mechanischen mit Lenkhilfen. Heute ist ein Fahrwerk, angefangen mit ABS und ESP über Sensoren bis hin zur Traktion, ein hochkomplexes elektromechanisches Gebilde. Die Lenkung funktioniert in weiten Bereichen immer noch mechanisch, aber nun elektrisch unterstützt. Elektrifizierung und Informationstechnik spielen in allen Bereichen des Automobils eine immer bedeutendere Rolle.

Dr. Peter F. Tropschuh, Leiter Corporate Responsibility und Wissenschaftskooperationen bei Audi
Dr. Peter F. Tropschuh, Leiter Corporate Responsibility und Wissenschaftskooperationen bei Audi

Der zweite große Trend, der uns alle beeinflusst, ist das Verschwinden der Systemgrenzen. Das fasst man unter dem Begriff „Connectivity“ zusammen. Wir nutzen das Auto, um uns an jedem beliebigen Ort über soziale Medien via Internet oder Telefon zu verbinden. Dabei geht es nicht nur um das Empfangen von Informationen, sondern auch um das Senden. Ein Beispiel: Während ich nach Hause fahre, könnte ich vom Auto aus schon die Kaffeemaschine oder die Heizung zuhause anschalten. Es geht aber auch um Car-to-Car-Informationen über den Straßenzustand oder Unfälle.

Ebenfalls spannend sind die Nutzungsgewohnheiten der Fahrer: Welche Rolle spielt das Automobil in der Zukunft? Mit diesen Fragen beschäftigen wir uns heute schon, um auch im Jahr 2030 oder 2050 Produkte anbieten zu können, die attraktiv für unsere Kunden sind. Das sind für mich die Entwicklungen, die bereits begonnen haben, sich aber noch stark beschleunigen werden.

Ein wichtiges Forschungsfeld im nichttechnischen Bereich ist für uns Marketing und Vertrieb. Wie verändert sich die Kundenbeziehung im Internet? Woher wissen Sie, dass der Schuh, den Sie online kaufen, Ihnen auch passt? Erwarten Sie ein Umtauschrecht? Wenn Sie das Auto im Internet konfigurieren, dann bauen wir es nach Ihren Wünschen und Farben. Was passiert, wenn Ihnen plötzlich die Farbe, die Sie ausgewählt haben, nicht mehr gefällt: Schicken Sie das Auto dann zurück? Ich überzeichne jetzt bewusst. Aber die Beziehung zwischen Kunde und Hersteller – was passiert im Handel, welchen Service und welche Dienstleistungen erwarten Sie – ist ein ganz großes Forschungsgebiet.

UmweltDialog: International gibt es Initiativen wie Principles for Responsible Management Education (PRME), die versuchen, das Thema Nachhaltigkeit stärker in die Lehrpläne einzubinden. Wie erleben Sie bei den vielfältigen Wissenschafts- und Hochschulkooperationen die Bedeutung des Themas Nachhaltigkeit?

Dr. Tropschuh:
Das Thema ist heute bei allen Professoren angekommen. Sie finden immer mehr Bachelor- und Mastervertiefungsfächer sowie ganze Studiengänge. Und immer mehr Bewerber sprechen uns darauf an. In den letzten Jahren haben wir daher das Thema Verantwortung und Nachhaltigkeit bei Hochschulkooperationen deutlich in den Vordergrund gerückt.

UmweltDialog: Wir danken Ihnen herzlich für das Gespräch!

Quelle: UD
 

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