Studium & Beruf

Start-up im Studium

IT-Sicherheit studieren und dabei gleichzeitig eine Firma gründen – das bietet der Masterstudiengang „Entrepreneurial Cybersecurity“ an der Universität des Saarlandes. In nur vier Semestern entwickeln Studierende eine Gründungsidee der IT-Sicherheit und bringen erste Prototypen bis hin zur Marktreife.

01.04.2020

Start-up im Studium

Für die besten Ideen werden Gründerstipendien und Termine mit Investoren vermittelt. Dazu zählt zum Beispiel das Projekt „Wachhund für Heimnetzwerke“ des ersten Absolventenjahrgangs.

Der noch recht junge Masterstudiengang der Saar-Universität bietet die Chance, während des Studiums eigene Gründungsideen zu entwickeln und umzusetzen. Diese Mischung aus Studieren und Gründen ist weltweit einzigartig. Von Anfang an arbeiten die Studentinnen und Studenten in Gruppen an einer Geschäftsidee zu einem Thema der IT-Sicherheit. Diese verfeinern sie zusammen mit Mentoren aus Wissenschaft und Wirtschaft, um dann ihr Projekt einer Jury aus Forschern und Förderern vorzustellen, die über das Weiterkommen entscheidet – und über mögliche Beteiligungen. „Besonders motivierend an unserem Studiengang ist, dass man nicht irgendwelche beliebigen Projekte verfolgt, sondern an etwas Eigenem arbeitet, mit dem man nach dem Studium den Lebensunterhalt finanzieren kann“, sagt Marius Bleif. Gemeinsam mit seinen Teamkollegen Roman Tabachnikov und Alexander Fink wird er zu den ersten Absolventen des im Wintersemester 2018 gestarteten Studiengangs gehören.

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Ein „Wachhund“ für Heimnetzwerke

Die drei Saarbrücker Studenten entwickeln ein Produkt, das vernetzte Geräte im Heimnetzwerk absichern soll. In „Smart Homes“ kommen zahlreiche solcher Geräte zum Einsatz, ob als Lichtschalter, Personenwaage, Kamera oder Heizungsregelung. Sicherheitsmängel, mit denen Angreifer das Heim ausspionieren oder gar Geräte manipulieren können, sind hier ein weit verbreitetes Problem. Deshalb haben die Studenten einen „Wachhund“ für Heimnetzwerke entwickelt, den „Bitahoy Watchdog“. Der ungefähr zigarettenschachtelgroße Rechner mit nur einer Platine wird ins heimische Netzwerk eingebunden. Dort überwacht er das Netzwerk und die Kommunikation aller darin befindlichen Geräte. Verhält sich ein Gerät ungewöhnlich, alarmiert der Wachhund den Besitzer. Die auf dem Minirechner laufende Software nutzt dabei Algorithmen des Maschinellen Lernens und der Künstlichen Intelligenz. „Jede Form der Kommunikation im Internet weist ganz charakteristische Muster auf. Diese können wir mit unserem Programm erkennen und unmittelbar auswerten“, erläutert Roman Tabachnikov.

Wenn zum Beispiel ein Video gestreamt wird, sieht der Datenverkehr anders aus als bei einer Suchanfrage mit einer Suchmaschine. Verbindet man diese Kenntnisse über die sogenannten Metadaten mit dem Wissen darüber, welches Gerät gerade kommuniziert, lassen sich Rückschlüsse ziehen, ob das Gerät das tut, was es soll, oder ob es sich verdächtig verhält. In der Praxis wird die Künstliche Intelligenz des Wachhundes mit den Metadaten weit verbreiteter Heimnetzwerk-Geräte trainiert. Der Wachhund lernt also aus einem großen Fundus an Daten das „Normalverhalten“ eines Gerätes und vergleicht es im Einsatz mit dessen tatsächlichem Verhalten im heimischen Netzwerk. Weichen die Kommunikationsmuster in bemerkenswerter Weise voneinander ab, schlägt der Wachhund Alarm. Mit ihrem Produkt konnten die Studenten bereits das Interesse von Investoren wecken, für die weitere Vermarktung wollen sie jetzt eine Firma gründen.

Firmen- und Produktideen fördern

„Derartig innovative Projekte aus den Studierenden herauszukitzeln, ist das Ziel des Masterstudiums“, sagt Professor Andreas Zeller. Zusammen mit seinem Kollegen Bernd Finkbeiner hat er den Studiengang „Entrepreneurial Cybersecurity“ initiiert. Beide sind Informatik-Professoren an der Universität des Saarlandes und forschen am Helmholtz-Zentrum für Informationssicherheit (CISPA) in Saarbrücken. „Wir sind uns sicher, dass viele Informatik-Studierende ganz hervorragende Firmen- und Produktideen haben, die es wert sind, umgesetzt zu werden. Oftmals fehlen den jungen Leuten aber schlicht die nötige Erfahrung und Expertise, um erfolgreich zu gründen“, so Zeller weiter. Das will der neue Studiengang ändern: Ungefähr die Hälfte des Studiums besteht aus Vorlesungen und Seminaren zu Themen der Cybersicherheit und Informatik. Die andere Hälfte des Studiums umfasst das Gründungsprojekt nebst darauf aufbauender Masterarbeit – und hier bauen die Studierenden Prototypen, erforschen den Markt und entwickeln Businesspläne, sodass sie zum Ende des Studiums komplett „gründerbereit“ sind.

Die Universität des Saarlandes und ihr Umfeld mit außeruniversitären Forschungsinstituten bieten dafür die passenden Voraussetzungen. Für jedes Feld der IT-Sicherheit gibt es Expertinnen und Experten, die zum Beispiel die wissenschaftliche Validität einer Idee klären können oder den Studierenden Denkanstöße geben. Das Team des IT-Sicherheits-Inkubators auf dem Campus kümmert sich um alle Fragen und Probleme rund um das Thema Firmengründung. Fragt man das Gründerteam, wohin die Reise gehen soll, heißt es ambitioniert: „Der Watchdog ist nur der Anfang. Auf lange Sicht gesehen wollen wir mit Bitahoy zu einem Sicherheitsdienstleister für Heimnetz-Geräte werden.“

Die Landesregierung des Saarlandes hat den Masterstudiengang „Entrepreneurial Cybersecurity“ vor kurzem mit dem saarländischen Landespreis für Hochschullehre ausgezeichnet.

Die Bewerbungsfrist für das kommende Wintersemester endet am 15. Juli.

Quelle: UD/fo
 

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