Respekt als Prinzip – Nachhaltigkeit bei Kyocera
Eine vorbildliche Zusammenarbeit mit einer NGO – davon sprechen viele Firmen. Bei Kyocera ist das gelebter Alltag. Dafür gab es in diesem Jahr den Deutschen CSR-Preis 2017. Wir sprachen über den Preis und das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen mit Daniela Matysiak. Sie ist die CSR-Beauftragte von Kyocera Document Solutions Deutschland.
13.11.2017
Die Kooperation zwischen Kyocera und der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gibt es bereits seit erstaunlichen 30 Jahren. Was ist das Geheimnis einer derart langen Partnerschaft?
Daniela Matysiak: Kontinuität und ein offener Austausch sind uns wichtig - wir unterstützen nicht nur DUH-Projekte, sondern wir haben regelmäßig gemeinsame Treffen und diskutieren dabei auch, was sich bei uns tut. Auch bei neuen Produktentwicklungen binden wir die DUH ein. Zur Partnerschaft gehört auch eine regelmäßige Überprüfung entlang der gesamten Wertschöpfungskette unserer Produkte. Auf diese Weise erzielen wir nicht nur Transparenz, sondern können auch belastbare Aussagen über den Erfolg unseres Engagements treffen.
Und wie sehr nehmen Sie Kritik an?
Matysiak: Vor einige Jahren kam zum Beispiel aus Japan das Thema „Biotoner“. Ein Teil des Produkts war auf Palmölbasis. Hier hat uns die DUH dringend abgeraten, Palmöl zu verwenden. Schließlich haben wir aus Deutschland heraus weltweit das Projekt gestoppt.
Was gehört neben der DUH-Kooperation noch alles zu Ihren Aufgabenfeldern?
Matysiak: Ich beschäftige mich sowohl mit Themen innerhalb der Organisation, als auch mit Anforderungen der Stakeholder an uns. Ein großer Teil der Arbeit ist Kommunikation. Es geht auch darum, dass die Belegschaft wirklich dahinter steht. Nachhaltigkeit muss natürlich von der Chefetage angestoßen werden, aber sie sollte auch von jedem Mitarbeiter gelebt werden. Jeder schaut in seinem Einflussbereich, was man verbessern kann, wo man vielleicht Fahrwege reduzieren kann oder Produkte entwickelt, die die Umwelt schonen.
Hier schauen wir nicht nur auf uns, sondern auch auf unsere Kunden: Was wünschen die sich im Bereich Nachhaltigkeit? Ressourcenschonung ist dabei ein wichtiges Thema, sowohl ökologisch als auch ökonomisch. So haben wir bereits vor über 25 Jahren unsere ressourcenschonende ECOSYS-Technologie entwickelt. Wir haben auch schon früh gemerkt, dass immer mehr Unternehmen das Thema Klimaschutz für sich entdeckt haben. Deshalb haben wir uns überlegt, wie wir unsere Kunden hierbei unterstützen können. Heraus kam dabei das PRINT GREEN Programm, mit dem wir klimaneutrales Drucken fördern.
Die Konzern-Federführung liegt am Ende immer in Japan. Wie sehr prägt das?
Matysiak: Das Unternehmen KYOCERA wurde 1959 von Kazuo Inamori in Japan nach der Philosophie gegründet „Respect the divine and love people“ (Sinngemäß: Respektiere die Natur und liebe die Menschen). Schon unser Firmengründer wünschte sich also eine harmonische Koexistenz mit Natur und Gesellschaft. Das ist bis heute Grundlage für den gesamten Konzern in allen Industriesparten.
Das klingt sehr philosophisch ...
Matysiak: In der Tat. Es zeigt sich aber auch ganz praktisch im Alltag: Kazuo Inamori hat zum Beispiel auch gesagt, dass ein Unternehmen sich aus der Natur und der Gesellschaft bedient und deshalb auch etwas zurückgeben muss, indem es Steuern zahlt. Das kennt man ja von den „Großen“ dieser Welt nicht immer so.
Wie wichtig ist für Sie dieser „Tone from the top“?
Matysiak: Manch anderer im CSR-Umfeld hat das Gefühl, gegen Windmühlen anzukämpfen, weil die Chefetage das nicht wirklich unterstützt. Das ist bei Kyocera anders, und das verdanken wir Kazuo Inamoris Weitsicht.
Sie haben eine grüne Technologie. Die nennt sich Ecosys. Was ist daran nachhaltig?
Matysiak: Zunächst einmal muss man ganz ehrlich sagen: Drucken benötigt Papier, Strom und Verbrauchsmaterialien. Das ist so. Unsere Ecosys-Technologie basiert darauf, dass wir das Ganze Ressourcen-schonender machen. Eine Grundlage dafür ist unsere amorphe Siliziumtrommel: Die ist mit einer Art Keramik beschichtet, dadurch extrem hitze- und verschleißbeständig und hat deshalb eine wesentlich längere Lebensdauer. So verzichten wir auf Kombikartuschen– die verbinden nämlich Tonerkartusche und Bildtrommel in einem Produkt. Das heißt, jedes Mal, wenn ich den Toner wechsele, schmeiße ich auch die Bildtrommel weg! Das ist eine unsinnige Ressourcenvergeudung. Dadurch, dass bei uns die Bildtrommel meist über die komplette Produkt-Lebenszeit im System verbleiben kann, brauchen wir als Verbrauchsmaterial nur die reine Tonerbox. Die bestehen aus sortenreinem Kunststoff und ein paar wenigen Komponenten. Dadurch werden bis zu 75 Prozent Abfall eingespart. Für die leeren Tonerboxen haben wir zudem ein kostenfreies Rücknahmesystem eingerichtet. Die Boxen werden nach der Rücknahme geschreddert und als Rohstoff wieder dem Wertstoffkreislauf zugeführt.
Und dann gibt es noch das Print Green-Programm. Was ist das?
Matysiak: Wir versuchen, unsere Kunden zusätzlich im Bereich Klimaschutz zu unterstützen. Dabei spielt das Thema CO2-Kompensation eine wichtige Rolle. Mit Hilfe der Deutschen Umwelthilfe haben wir hierzu ein stimmiges Konzept entwickelt. Das geht vom Prinzip „vermeiden vor vermindern vor kompensieren“ aus. Aber CO2-Emissionen lassen sich aktuell nicht komplett vermeiden, und so ist in Deutschland das Projekt CO2-neutraler Toner entstanden. Seit Mai 2013 sind alle unsere Toner CO2-neutral gestellt. Gemeinsam mit der Klimaschutzorganisation myclimate haben wir eine Lebenszyklusanalyse unserer Toner vorgenommen und geprüft, wie viel CO2 in den einzelnen Phasen anfallen. So haben wir einen klassischen CO2-Fußabdruck ermittelt. Diesen Impact kompensieren wir über ein hochwertiges Gold-Standard-Projekt der Klimaschutzorganisation myclimate.
Vielen Dank für das Gespräch!