Herausforderungen und Möglichkeiten für Gründerinnen in Deutschland
Gründerinnen werden in der deutschen Medienlandschaft zunehmend sichtbar. Der Deutsche Startup Monitor berichtet außerdem das vierte Jahr in Folge von einem Anstieg des Frauenanteils bei Unternehmensgründungen. Ist Deutschland auf dem Vormarsch in Richtung Gründungsparität?
01.04.2019
Ein genauer Blick auf die Entwicklung der Zahlen lohnt sich: Zwar steigt der Frauenanteil kontinuierlich, jedoch verhältnismäßig sehr langsam: Während der Prozentsatz im Jahr 2013 13 Prozent betrug, sind es im Jahr 2018 14,6 Prozent. Ein Anstieg von 1,6 Prozent innerhalb von sechs Jahren bedeutet ein durchschnittliches, jährliches Wachstum von gerade einmal 0,26 Prozent. Betrachtet man nur die Technologiebranche, sinkt der Frauenanteil sogar auf fünf Prozent - von Gründungsparität kann hier also nicht die Rede sein.
Vor diesem Hintergrund haben es sich Wissenschaftler zur Aufgabe gemacht, durch repräsentative Umfragen herauszufinden, welche Gründungsmotivationen und Hürden für Frauen und Männer eine wichtige Rolle spielen. Dabei unterscheiden sich die Ergebnisse nur teilweise. Einen besonders signifikanten Unterschied zwischen den Geschlechtern gibt es in Bezug auf monetäre Anreize: Während über ein Drittel der Männer angibt, „mehr Geld verdienen zu wollen“ sei einer der Gründungsmotivationen, sind es nur 13 Prozent der Frauen, die dieser Aussage zustimmen.
Um erweiterte Erkenntnisse, vor allem über die Trendentwicklung der vergangenen Jahre zu gewinnen, hat nun eine neue Untersuchung analysiert, nach welchen Themen potentielle Gründer in diesem Zusammenhang recherchieren. Der Softwareanbieter SEMrush untersucht dabei das Google-Suchverhalten von Nutzern sowie die Veränderungen seit 2015. Dabei wurden knapp 15.000 Keyword- und Trafficdaten herangezogen.
Was googeln potenzielle Gründer?
Die Möglichkeit der flexiblen Zeiteinteilung, vor allem zugunsten des Privat- und Familienlebens, gewinnt zunehmend an Wichtigkeit für potentielle Gründer. Darüber hinaus scheinen Benachteiligungen am Arbeitsplatz, im Vergleich zu den vergangen Jahren, mehr ins Bewusstsein zu rücken. Seit 2015 stiegen die Suchanfragen für folgende Begriffe:
- + 24 % „Work Life Balance“
- + 100 % „Familie und Beruf vereinbaren“
- + 18 % „Kündigung wegen Schwangerschaft“
- + 118 % „Gläserne Decke Frauen“
Die Häufigkeit von Suchanfragen kann auch indirekt auf signifikante Probleme hinweisen, wie z.B. Belästigungen und/oder Diskriminierungen am Arbeitsplatz. In diesem Zusammenhang waren 2018 folgende Themen für Nutzer besonders relevant: Es gab durchschnittlich 4.392 monatliche Suchanfragen für „Gender Pay Gap“ und 1.825 monatliche Suchanfragen für „Sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz“.
Die Finanzierung spielt eine wichtige Rolle
Wie eine repräsentative Studie von METRO aus dem Jahr 2018 zeigt, gehört die mangelnde finanzielle Unterstützung zu den größten Hürden für Gründerinnen. Weitere Herausforderungen sind außerdem fehlendes Know-How (bzw. die fehlende Beratung) sowie bürokratische Hindernisse. Zurückzuführen sind diese Hürden laut des DIHK Gründerreports auf die klassische Rollenverteilung sowie Geschlechterklischees. Während Männer in der Regel institutioneller Arbeit nachgehen, dabei Kapital akkumulieren, Erfahrung sammeln und Kontakte knüpfen, ist das für Frauen, die oft unbezahlte Care-Arbeit erledigen, nicht möglich. Ohne Eigenkapital wiederum gestaltet sich die Beschaffung eines Gründerkredits problematisch – vom Netzwerk & fachlichem Know-how abgesehen.
Wer für seine Unternehmung allerdings nur einen geringen Kapitalbedarf hat, ist möglicherweise mit einem sogenannten Mikrokredit oder Crowdfunding geholfen. Auch die Nachfrage nach diesen Suchbegriffen wurde durch SEMrush analysiert. Seit 2015 gewannen folgende Suchbegriffe an Popularität:
- + 82 % Existenzgründung Kredit
- + 267 % Mikrokredit für Selbstständige
- + 81 % Crowdfunding für Startups
Über die SEMrush-Studie:
Die Daten beziehen sich auf Google, die in Deutschland meistgenutzte Suchmaschine. Insgesamt wurden mit dem Online Marketing-Analysetool SEMrush über 14.960 Datensätze analysiert und im Anschluss ausgewertet. Zur Studie gelangen Sie hier.