Seehechtfischerei in Namibia erhält MSC-Siegel
Die namibische Schleppnetz- und Langleinenfischerei auf Seehecht ist die erste Fischerei in Namibia und zugleich die zweite in Afrika, die die Anforderungen des weltweit anerkannten MSC-Umweltstandards für nachhaltige Fischerei erfüllt.
12.01.2021
Die Zertifizierung ist das Ergebnis des gemeinschaftlichen Engagements der namibischen Regierung und der örtlichen Fischindustrie für den Wiederaufbau des Seehechtbestands, der in der Vergangenheit aufgrund von Überfischung durch ausländische Flotten stark dezimiert worden war. Um das MSC-Siegel zu erhalten, musste die Fischerei nachweisen, dass der befischte Bestand eine nachhaltige Größe hat, dass die Umweltauswirkungen der Fischereiaktivität gering sind und dass es ein effektives Bestandsmanagement gibt.
Stefanie Kirse, MSC-Programmdirektorin für Deutschland, Österreich und die Schweiz
„Der Erfolg der namibischen Seehechtfischerei ist ein großartiges Beispiel dafür, wie der MSC gemeinsam mit Regierungen, Wissenschaftlern und der Industrie daran arbeitet, Veränderungen voranzutreiben. Rund 60 Prozent aller Meeresfrüchte werden in den Ländern des globalen Südens gefangen, wo sie eine wichtige Proteinquelle darstellen. Unser Ziel ist es, mit mehr Fischereien und Regierungen in der Region zusammenzuarbeiten. Wir hoffen, dass die namibischen Seehechtfischer anderen ein Vorbild sind."
Schätzungen der Weltbank zufolge, müssten die Fangmengen in afrikanischen Gewässern um mehr als 50 Prozent reduziert werden, um ein Gleichgewicht zu erreichen, das sowohl die Fischbestände schützt als auch die wirtschaftliche Rentabilität sichert.
Namibia: Wirtschaftsfaktor Fischerei
Innerhalb der namibischen Wirtschaft ist die Fischerei der drittgrößte Sektor. Der Löwenanteil entfällt dabei auf den Seehecht, der für mehr als 10.000 direkte Arbeitsplätze sorgt. Den Großteil dieser Arbeitsplätze besetzen die Frauen in der verarbeitenden Industrie: In den Fabriken rund um die Häfen, wo der Seehecht angelandet wird, säubern, filetieren und verpacken sie den Fisch für den Export. Von der MSC-Zertifizierung wird nun erwartet, dass sie zum weiteren Wachstum des Sektors beiträgt und mehr Arbeitsplätze schafft, was entsprechend der Wirtschaft und den Gemeinden zugutekommen wird.
Dr. A Kawana Minister für Fischerei und Meeresressourcen in Namibia:
„Als Hüter unserer natürlichen Ressourcen liegt es in unserer Verantwortung, die Fischereien Namibias so zu managen, dass die Gesundheit und die biologische Vielfalt in den Ozeanen langfristig gesichert werden. Gleichzeitig müssen wir dafür sorgen, dass unsere Fischindustrie in Übereinstimmung mit den Bestimmungen von Artikel 95(l) der namibischen Verfassung den Wert der Ressource Fisch für die heutige und zukünftige Bevölkerung Namibias maximieren kann. Wir haben hart daran gearbeitet, die Seehechtbestände, die lange Zeit überfischt waren, wieder aufzubauen. Die MSC-Zertifizierung des namibischen Seehechts ist die unabhängige Bestätigung dafür, dass unsere Bemühungen erfolgreich waren. Das ist ein deutliches Signal an Einzelhändler, Marken und Fischliebhaber in aller Welt."
Deutschland: Ein potentieller Absatzmarkt
Die namibische Seehechtfischerei, liefert bis zu 160.000 Tonnen nachhaltig gefangenen Seehecht pro Jahr. Tatsächlich ermöglicht es die MSC-Zertifizierung der Fischerei, eine Tür zum nordeuropäischen Markt zu öffnen. Denn die nordeuropäischen Supermärkte und Markenhersteller verlangen häufig von ihren Lieferanten, dass Fisch und Meeresfrüchte nachweislich nachhaltig gefischt wurden. Diesen Nachweis liefert das MSC-Siegel. So können die Fänge der namibischen Fischerei hierzulande beispielsweise für Anbieter von Weißfischprodukten, wie etwa Fischstäbchen oder Schlemmerfilets, interessant werden.
Dirk Scheuermann, Einkaufsleiter bei Greenland Seafood, Wilhelmshaven, einer der größten Tiefkühlfischproduzenten Europas:
„Etwa 75.000 Tonnen tiefgefrorene Fischrohwaren aus aller Welt erreichen Greenland Seafood jährlich zur Weiterverarbeitung, 79 Prozent davon aus nachhaltiger, MSC-zertifizierter Fischerei. Unser Unternehmen lebt vom Fisch – wir haben ein ureigenes Interesse daran, dass Fischbestände nachhaltig bewirtschaftet werden. Wir begrüßen die MSC-Zertifizierung der namibischen Kap-Seehechtfischerei sehr, da hier ein weiterer Schritt getan wird, abwechslungsreiche und marktgerechte Fischprodukte aus nachhaltiger Fischerei anzubieten. Wir vermarkten bereits südafrikanische Kap-Seehechtprodukte aus MSC-zertifizierter Fischerei auf verschiedenen Zielmärkten und sehen weiteres Potential für die qualitativ hochwertigen Produkte aus namibischer Produktion."
Peter Pahl, Vorsitzender des namibischen Seehechtfischereiverbands:
„Die Nachfrage nach nachhaltigem Seehecht wächst, insbesondere in Europa. Die MSC-Zertifizierung wird der namibischen Seehechtindustrie helfen, wettbewerbsfähig zu bleiben und die Nachfrage auf unseren bestehenden Märkten zu befriedigen. Zudem ermöglicht das Zertifikat es uns, jene neuen Märkte zu erschließen, in denen Einzelhändler und Marken bevorzugt MSC-zertifizierten Fisch anbieten, um die Anforderungen der Verbraucher zu erfüllen. Jetzt, wo wir zertifiziert sind, hoffen wir, dass unsere Zahlen sich positiv entwickeln, was dem namibischen Volk, den Gemeinden, der Wirtschaft und natürlich den Ozeanen zugutekommen wird."