Ebolakrise bringt internationale Naturschutzpolitik in Bewegung
Die 12. UN-Vertragsstaatenkonferenz der Übereinkunft über die biologische Vielfalt CBD ist zu Ende. Trotz eindrücklicher Warnung eines erneuten Scheiterns der gesetzten Ziele waren die meisten Verhandlungsergebnisse eher kleine Schritte.
21.10.2014
Wie Krisen wie die derzeitige Ebola-Epidemie doch politisches Umdenken in Gang setzten
können, zeigte der Programmpunkt Gesundheit auf der Konferenz. Die Tatsache, dass die Störung von Ökosystemen zur Ausbreitung von Infektionen führt und die Erhaltung intakter Lebensräume wichtige Präventionsmaßnahmen für die Weltbevölkerung darstellen, wurde anerkannt und gewürdigt. Jetzt soll mehr in die Erforschung dieser Zusammenhänge investiert werden.
Angesichts der derzeitigen Ebola-Krise wurde explizit darauf hingewiesen, dass der Verlust biologischer Vielfalt und das vermehrte Auftreten übertragbarer Krankheiten gemeinsame Ursachen haben. Das Beschlusspapier, das im Vorfeld der Konferenz bestand, hatte diesen Aspekt noch nicht enthalten. Der Beschluss der COP12 lautet nun: „Die Staaten werden
ermutigt, die Zusammenarbeit der zuständigen Behörden für Umwelt und Gesundheit zu verbessern." Außerdem wird das CBD-Sekretariat aufgefordert, bis zur nächsten Vertragsstaatenkonferenz 2016 in Mexiko verfügbare Informationen über die Zusammenhänge von Biodiversitätsverlust und Krankheitsausbrüche zusammen zu stellen und eine entsprechende Forschung voranzutreiben.
Zudem begrüßte die COP12 ein von CBD und WHO gemeinsam verfasstes Papier, das den so genannten „One-Health-Ansatz" propagiert: Die menschliche
Gesundheit ist nicht losgelöst von der Gesundheit der Umwelt zu betrachten. Tatsächlich zeigen Studien, dass die massive Regenwaldrodung für Landnutzung, etwa für Palmölplantagen, zur Erhöhung von Infektionsraten führen können. Seit 1940 sind rund die Hälfte der neu entstandenen Infektionskrankheiten, die von Tieren auf den Menschen übersprangen (Zoonosen), auf Nutzung ehemaliger Wildgebiete für Landwirtschaft und Jagd
zurückzuführen. Im Falle von Fledermäusen, die häufig als Überträger von Viren fungieren, untersuchen deutsche Forscher derzeit den Einfluss der Lebensraumgesundheit auf das Infektionsrisiko von Menschen.
Leider haben CBD-Beschlüsse im Bereich Gesundheit keinen direkten Einfluss auf andere Verhandlungsbereiche wie Waldschutz, Landnutzung oder Klimawandel, wo direkt über menschliche Handlungen wie Rodungen, Förderung von Biosprit und nachhaltige Nutzungsformen entschieden wird. Doch gerade in den Bereichen, wo wirtschaftliche Interessen am stärksten wiegen, tut man sich nach wie vor schwer mit Politikwechseln.
Doch mit Epidemien wie Ebola werden die Menschen künftig immer häufiger konfrontiert sein, und in einer globalisierten Welt immer häufiger auch im eigenen Land, wie erste Fälle in den Krankhäusern zeigen. „Der wirksamste Schutz davor sind Investitionen in die Verbesserung der Lebensqualität der Entwicklungsländer", sagt Mikrobiologe Prof. Alexander Kekulé, Direktor des Instituts für Medizinische Mikrobiologie des Universitätsklinikums Halle.
Doch bisher halten sich diese Investitionen in Grenzen und biodiversitätsschädliche Agrarsysteme wie Palmöl werden weiter gefördert. Würde man neben den Subventionen noch die ebenfalls von der Gesellschaft getragenen Gesundheitskosten, die durch Infektionskrankheiten jährlich entstehen, einrechnen (allein die SARS-Epidemie 2003 kostete die Weltgemeinschaft geschätzte 30 bis 50 Milliarden Dollar), würden die Regenwaldrodungen auf ein gesundes Maß reduziert.