Social Media ist Nährboden für Elfenbeinhandel
Der illegale Wildtierhandel hat nun auch das Social Web erreicht. Das Netzwerk Traffic, das den illegalen Handel von Wildtierprodukten beobachtet, hat in nur einem Monat tausende Elfenbein-Fabrikate entdeckt, die auf der chinesischen Social-Media-Plattform WeChat von Händlern vertrieben werden. Zusätzlich fanden sich in diesem Zeitraum 77 Nashorn-Produkte und 46 Schildschnabel-Helme.
08.05.2015
"Nachfrage nach solchen Produkten gibt es hauptsächlich in China, Vietnam, Taiwan und Singapur. Leider herrscht in diesen Kulturen nach wie vor der Irrglaube, dass gemahlene Hörner und Stoßzähne Krebs heilen oder die Potenz steigern könnten. Das geht sogar so weit, dass in europäische Museen eingebrochen wurde, um die Hörner von Nashörnern zu stehlen", erklärt Franko Petri, Pressesprecher von WWF Österreich, im Gespräch mit pressetext.
Soziale Netzwerke knacken
Während der Handel auf E-Commerce-Plattformen trotz Einsatzes von Codewörtern wie "gelbe Materialien", "weißes Plastik" oder "Gelee" auf Seiten der Händler relativ gut überwacht werden kann, stellen soziale Netzwerke Traffic vor neue Herausforderungen. "Meine Kollegen in China haben sich viele Internetseiten angeschaut und der Handel verlagert sich von bestimmten Plattformen auf andere. Vor einigen Jahren konnte man illegale Produkte auch in Deutschland noch leicht auf eBay finden", erzählt Volker Homes, Traffic-Verantwortlicher in Deutschland, gegenüber pressetext.
Die chinesische Abordnung von Traffic versucht indessen, die sozialen Kreise der Händler zu infiltrieren, wie das Magazin "Pacific Standard" berichtet. Die Beobachter müssen sich mit den Händlern anfreunden, um bei privaten Accounts mitlesen zu können. Nicht immer handeln die Zielpersonen direkt mit ihren Kunden, manche agieren über Mittelsmänner oder die Händler blockieren Kontakte wieder, wenn sie nicht bald Kaufintentionen zeigen, was den Zugriff auf die Verantwortlichen weiter erschwert.
Der Handel mit den Wildprodukten ist international größtenteils verboten. Jedoch gibt es laut Petri Ausnahmen: "Thailand stellt ein großes Schlupfloch dar, da dort der Verkauf von Elfenbein, das von thailändischen Elefanten stammt, erlaubt ist. Deswegen bringen mafiaartig organisierte Banden im Auftrag der Wilderer die Beute dorthin, weil im Nachhinein schwer nachzuweisen ist, woher das Elfenbein tatsächlich stammt. Es gibt aber bereits Verhandlungen mit der Militärregierung, um den Handel zu verbieten."
Europa hat andere Probleme
Auch wenn Asien stärker vom Wildtierhandel betroffen ist, kann sich Europa nicht auf die faule Haut legen, meint Homes: "Es ist wichtig, auch hier die Szene zu beobachten. In Europa ist es eher der Handel mit lebenden Tieren, wie etwa Reptilien, der besser überwacht werden muss." Letztlich können für Artenschutzprojekte auch die Vorteile der sozialen Netzwerke herangezogen werden: "Social Media wird massiv eingesetzt, um Kampagnen für Artenschutz, gegen den Handel mit Elfenbein und auch gegen den Souvenirkauf im Ausland weltweit zu verbreiten", sagt Petri abschließend.