Biodiversität

Touristen droht Haftstrafe, wenn sie das Waltöten nicht unterstützen

Die färöische Polizei hat Touristen, die die Inselgruppe besuchen, mit möglichen Inhaftierungen und Strafverfolgung für den Fall gedroht, dass sie den lokalen Behörden Sichtungen von wandernden Walen und Delfinen nicht melden. Das berichtet die Tierschutzorganisation Sea Shepherd.

30.06.2015

Touristen droht Haftstrafe, wenn sie das Waltöten nicht unterstützen

Nach den verschärften färöischen Gesetzen müssen Touristen, die die Inseln besuchen, alle Sichtungen von Walen und Delfinen den lokalen Behörden melden, sodass die Wale als Zielgruppe zur Abschlachtung für die berüchtigten Treibjagden – bekannt als Grindadráp – festgelegt werden können. Besucher, die sich nicht an dieses Gesetz halten, müssen mit Verhaftung und Strafverfolgung rechnen, verbunden mit Geldstrafen in Höhe von 25.000 Färöischen Kronen (ca. 3.350 Euro) und bis zu zwei Jahren Haft.

Der stellvertretende Leiter von Operation Sleppid Grindini, der schottische Schauspieler Ross McCall und die Leiterin des Landteams, Rosie Kunneke aus Südafrika, bestätigten, dass sie von den lokalen Behörden der Färöer-Inseln in einer Reihe von Besprechungen darüber informiert wurden. Bei diesen informellen Besprechungen betonten die Beamten – eingeschlossen der stellvertretende Polizeichef, der zuständige Hauptkommissar sowie der stellvertretende Oberstaatsanwalt der Färöer-Inseln – dass dieses Gesetz gegenüber allen einreisenden Touristen Anwendung findet, somit nicht nur gegenüber vermeintlichen Sea Shepherd-Anhängern.

„Ich kann mir nur zu gut vorstellen, wie Gegner der Grindadráp-Tradition oder völlig unwissende Touristen auf solch ein Gesetz reagieren. Anstatt sich an dem Wunder, diese Meeressäuger in ihrem natürlichen Lebensraum zu sehen, wirklich zu erfreuen, musst du nun damit rechnen, inhaftiert zu werden, falls du es unterlässt, die Polizei zu benachrichtigen und die Einheimischen auf deine Entdeckung aufmerksam zu machen – was wiederum dazu führen würde, dass sie genau diese Wale an einem Strand vor Ort töten. Ich schlage vor, die Behörden informieren alle einreisenden Touristen über dieses Gesetz, und ebenso über die festgelegten Strafen, wenn es verletzt wird. Ich kann mir vorstellen, dass der Tourismus hier schon bald nur noch aus Reisenden besteht, die Spaß an einer Jagd haben“, sagte McCall.

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"Toursiten werden unfreiwillig in die Abschlachtung hineingezogen"

Kunneke fügte hinzu: „Dieses Gesetz zwingt jeden Touristen, der die Färöer besucht, und zufällig wandernde Grindwale und Delfine sieht, aktiv an der Abschlachtung des Grindadráp teilzunehmen. Selbst Touristen, die auf Whale-Watching-Touren unterwegs sind, können völlig unfreiwillig in die Abschlachtung mit hineingezogen werden. Obwohl diese Gesetze offenkundig darauf abzielen, die Wirksamkeit von Sea Shepherd beim Schutz der Grindwale einzugrenzen, werden die ernsten Konsequenzen mit hoher Wahrscheinlichkeit Touristen mit ihrem Geld aus dieser Region abziehen.“

Trotz dieser Gesetze und verschärften Strafen hat die dänische Marine bestätigt, dass sie weder mit Sichtungsmeldungen, noch anderweitig, beim Grindadráp unterstützend eingreifen wird. Die frühere Angehörige der Königlichen Niederländischen und der Königlichen Australischen Marine, und Kapitänin von Sea Shepherds schnellem Trimaran, der „Brigitte Bardot“, Wyanda Lublink, hat diese Bestätigung gelobt. „Als Marineoffizier hast du die Verantwortung übergeben bekommen, Unschuldige und diejenigen, die sich selbst nicht schützen können, zu verteidigen. Anders zu handeln, wäre eine komplette Missachtung des beabsichtigten Zwecks deiner Mission. Dennoch scheint es hier einen Widerspruch zu geben, wenn die dänische Marine von der zwingenden Teilnahme am Grind ausgenommen wird, andere Touristen - einschließlich EU-Bürger - aber nicht“, so ihr Kommentar.

Die internationalen Enthüllungen zum Grindadráp haben bereits zu negativen Reaktionen aus Teilen der Tourismusindustrie geführt. Seit 2013 haben schon zwei deutsche Kreuzfahrtgesellschaften, AIDA und Hapag-Lloyd, öffentlich ihre Besorgnis über das Grindadráp gegenüber der färöischen Regierung geäußert, und riefen zu einem Ende dieser Abschlachtung auf.

Der Geschäftsführer von Sea Shepherd Global und Leiter der Operation Sleppid Grindini, Alex Cornelissen, sagte: „Das letzte, was du erwartest, wenn du in deinem Urlaub eine entlegene Inselgruppe besuchst, ist, dass du in die größte Abschlachtung von Meeressäugern in Europa gezwungenermaßen hineingezogen wirst. Das wäre so, wie nach Simbabwe zu gehen, und gezwungen zu werden, bei der Wilderei von Nashörnern zu helfen – oder auf eine Taucherreise zu gehen, und gezwungen zu werden, Haien die Flossen abzuschneiden. In all ihrem Enthusiasmus, diese neuen Strafen in Kraft zu setzen, haben die färöischen Behörden anscheinend das Drohpotenzial gegenüber dem Tourismus übersehen, mit Auswirkungen, die wahrscheinlich extrem unpopulär sein werden.“

Seit Hunderten von Jahren treiben die Menschen der dänischen Färöer-Inseln wandernde Grindwale aus dem Meer in seichte Gewässer und schlachten sie ab. Das Grindadráp löscht ganze Familien von Walen und Delfinen mit einem Mal aus. Die Tötungssaison 2015 begann auf schreckliche Art am Samstag, dem 6. Juni, als 154 Grindwale am Strand von Miðvágur auf der Insel Vága im Nordwesten der Färöer-Inseln abgeschlachtet wurden. Dieser Grind fand noch vor der Ankunft von Sea Shepherd statt, und war die größte Abschlachtung auf den Inseln seit 2013. Operation Sleppid Grindini wird Sea Shepherds sechste Kampagne auf den Färöer-Inseln sein, und wird von der bisher stärksten Flottenpräsenz der Organisation in dieser Region angeführt.

Quelle: UD/pm
 

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