Biodiversität

„Aktualisierung der Roten Liste nicht ausreichend“

Die Weltnaturschutzorganisation IUCN hat Anfang September 2016 in Honolulu eine bedeutende Aktualisierung ihrer weltweiten Roten Liste gefährdeter Arten verabschiedet. Diese Liste umfasst jetzt 82.954 Arten, von denen 23.928 vom Aussterben bedroht sind. Henrique M. Pereira, Professor bei iDiv und an der MLU, beurteilt Nutzen und Defizite der Roten Liste.

08.09.2016

„Die Rote Liste der IUCN ist vermutlich das beste Instrument um aktuelle Aussterberaten zu messen. Für die erfassten Arten ist es auch recht genau. Aber es hat zwei große Probleme: Erstens gibt es viel mehr Arten als von der Roten Liste erfasst werden - insbesondere die wirbellosen Tiere sind stark unterrepräsentiert. So sterben viele Arten aus, ohne dass wir davon erfahren. Zweitens gibt es einige Ungewissheit bei der Einordnung in die verschiedenen Gefährdungskategorien. Insofern ist die Rote Liste notwendig, aber nicht ausreichend“, so das Statement von Prof. Henrique M. Pereira. Er ist Leiter der Arbeitsgruppe „Biodiversität und Naturschutz“ am Deutschen Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig und der Martin-Luther-Universität Halle Wittenberg (MLU).

Pereira fordert verstärkte und bessere Monitoring-Aktivitäten, um die Entwicklung der globalen und regionalen Biodiversität systematisch zu überwachen: „Wir brauchen ein Frühwarnsystem für unsere bedrohte Artenvielfalt.“

Gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern entwickelt er daher im internationalen Netzwerk GEO BON (Hauptsitz am iDiv-Standort Leipzig) sogenannte „Essentielle Biodiversitätsvariablen“.

Prof. Henrique M. Pereira.
Prof. Henrique M. Pereira.

„Das sind die Messwerte, die eine möglichst große Aussagekraft über den Zustand der Biodiversität haben. Ein Beispiel: Im Fall der Meere ist es sinnvoll, das obere Ende der Nahrungskette zu überwachen, also Wale und Haifische zum Beispiel. Wenn deren Populationen in einem Gebiet schrumpft, ist dies ein Indikator für mögliche Überfischung oder Wasserverschmutzung. Man kann dann Maßnahmen ergreifen, um diese Probleme gezielt anzugehen. In anderen Fällen kann es sinnvoller sein, weniger spektakuläre Organismen zu überwachen, zum Beispiel Wildbienen und Wespen in der südafrikanischen Savanne“, sagt Pereira.

Ein systematisches Monitoring der Biodiversität ist auch politisch zwingend erforderlich. In der UNO-Biodiversitäts-Konvention (CBD) haben sich alle Unterzeichner inklusive Deutschland verpflichtet, den Artenschwund bis 2020 zu stoppen.

Pereira: „Wir können dieses Ziel nur überprüfen, wenn wir Informationen darüber bekommen, wie genau sich die Artenvielfalt verändert. Ausgerechnet in den Tropen, wo die Biodiversität-Hotspots sind und sich die Umwelt am schnellsten verändert, haben wir die wenigsten Informationen. Wir brauchen mehr Monitoring, mehr Wissenschaftler und forschende Bürger, die ihre Umgebung beobachten und sich für den Artenschutz engagieren.“

Quelle: UD/pm
 

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