Artenvielfalt allein macht Ökosysteme nicht stabil
Asynchronie über die Arten hinweg hält sowohl die Tier- als auch Pflanzengemeinschaft trotz äußerer Eingriffe stabil. Um die Existenz eines Ökosystems langfristig zu sichern, ist demnach nicht nur die biologische Vielfalt vonnöten. Das heißt: Je unterschiedlicher die Arten sich entwickeln, desto weniger stark gerät das Ökosystem ins Wanken. Dabei rückt Diversität auf Platz zwei der zu berücksichtigenden Faktoren, wie Forscher der Technischen Universitäten (TU) München und Darmstadt ermittelt haben.
17.02.2016
Die Stabilität der Artengemeinschaften in einem Ökosystem ist deshalb so wichtig, weil sie den Kreislauf des Systems gewährleisten. Doch eine Nutzung durch den Menschen führt zur Reduktion der Artenzahl in vielen Ökosystemen. Um eine Vielfalt der Arten zu erhalten und natürliche Ressourcen nachhaltig zu schützen, ist daher die Stabilität einer solchen Tier- und Pflanzengemeinschaft das Hauptziel von Naturschutz und Management von Ökosystemen.
Im Umkehrschluss bedeutet das: Eine höhere Artenzahl und eine höhere Asynchronität können die Stabilität der Artengemeinschaft erhöhen. Für ihre Studie haben die Forscher über einen Zeitraum von sechs Jahren über 2.600 Arten von Insekten und Spinnen über Vögel bis zu Fledermäusen und krautigen Gewächsen ausgewertet. Die Daten wurden von 150 Wäldern und 150 Weiden sowie Wiesen aus drei Regionen Deutschlands zusammengetragen.
Vögel und Fledermäuse wichtig
"Die Nutzungsänderung einer Landschaft, wenn beispielsweise ein bewirtschafteter Wald zu Grünland umgewandelt wird, destabilisiert die Tier- und Pflanzengemeinschaft", so Martin Goßner von der TU München. "Genauso wie eine Intensivierung der Landnutzung zu einer Destabilisierung der Tier- und Pflanzengemeinschaft führt, was wiederum das gesamte Ökosystem beeinträchtigt", fügt seine Münchner Kollegin Nadja Simons hinzu. Dabei zeigten Tiere eine stärkere Reaktion als Pflanzen - allen voran Vögel und Fledermäuse.
Je asynchroner sich die Arten folglich entwickeln und miteinander agieren können, desto stabiler wird das System. "Wir können das mit der Börse vergleichen, wo zumindest risikoscheue Anleger dazu angehalten werden, nicht alles auf eine Karte zu setzen, sondern ein Portfolio aus unterschiedlichen Wertpapieren zusammenzustellen. Es ist dann die Rede vom Portfolio-Effekt. Dabei gilt genauso wie in der Natur, dass nicht nur viele, sondern untereinander verschiedene Anlagen im Portfolio sein sollten, um die zeitlichen Schwankungen insgesamt abzumildern", schildert Nico Blüthgen vom Fachbereich Biologie der TU Darmstadt.