Nashorn-Wilderei nimmt weiter zu
Die Wilderei auf afrikanische Nashörner nimmt seit Jahren dramatisch zu. Mit 1.342 erlegten Tieren in nur einem Jahr hat sie 2015 einen traurigen Höhepunkt erreicht. Auf dem Schwarzmarkt in China und Vietnam werden für ein Kilogramm Rhinozeros-Horn nach aktuellen Schätzungen derzeit bis zu 100.000 US-Dollar bezahlt - damit ist es wertvoller als Gold. Anlässlich der CITES-Konferenz in Johannesburg ist die Diskussion um eine Freigabe des Handels mit Nashorn-Horn aufgeflammt.
30.09.2016
So möchte Swaziland seine Lagerbestände und durch Enthornung gewonnenes Nashorn-Horn an asiatische Kunden verkaufen. Eine neue Studie der NABU International Naturschutzstiftung zeigt aber: Selbst die weltweite Nashorn-Population von knapp 30.000 Tieren würde nicht annähernd ausreichen, um die enorme Nachfrage an Rhinozeros-Horn zu befriedigen.
"Den Markt mit legalem Horn zu fluten, um durch den Preisverfall den Anreiz für Wilderer und Händler zu reduzieren, ist eines der Hauptargumente der Handelsbefürworter. Aus unserer Studie geht jedoch klar hervor: Ein solches Szenario ist nicht realistisch. Eine Freigabe des internationalen Handels mit Nashorn-Horn würde im Gegenteil dafür sorgen, dass die Nashorn-Wilderei weiter eskaliert und somit den Todesstoß für die Nashörner weltweit bedeuten", erklärte Barbara Maas, Artenschutzexpertin der NABU International Naturschutzstiftung und Autorin der Studie.
Die Studie untersucht unterschiedliche Angebot- und Nachfrage-Szenarien und zeigt die Diskrepanz zwischen tatsächlich verfügbarem Horn und der Nachfrage in den beiden größten Verbrauchermärkten Vietnam und China auf. Als Basis für die Berechnungen dienten, neben der in der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM) empfohlenen Dosis für eine Einzelbehandlung mit Nashornpulver, der potenzielle Markt an erwachsene Konsumenten in Vietnam und China sowie die geschätzten 141 Tonnen Horn, die von allen in Freiheit lebenden Nashörnern theoretisch "geerntet" werden könnten.
Die Analyse zeigt: Schon eine einzige Standard-Dosis von drei, fünf oder 50 Gramm Nashornpulver, die von lediglich 3,8 Prozent, 1,3 Prozent oder 0,2 Prozent der chinesischen und vietnamesischen Erwachsenen eingenommen wird, würde das gesamte, weltweit zur Verfügung stehende Horn aufbrauchen. "Egal, welches Szenario wir durchgerechnet haben - die Ergebnisse zeigen eindeutig: Eine 'Marktüberflutung' ist völlig illusorisch - schon bei einer einzigen Nashorn-Pulver-Dosis versagt das Argument", erklärte Maas.
Um die drohende Ausrottung der letzten Nashörner zu verhindern, fordert NABU International nationale und internationale stark kontrollierte Handelsverbote sowie gezielte Kampagnen zur Reduzierung der Nachfrage in Abnehmerländern wie Vietnam und China. Dazu unterstützt die Stiftung eine Initiative der International Buddhist Confederation in Vietnam, dem weltweit größten Abnehmerland für Nashorn-Horn.