Müllsammelschiff Seekuh kurz vor Fertigstellung
Plastikmüll in den Meeren? Das Konzept der "Maritimen Müllabfuhr“ von Günther Bonin, Gründer des Umweltvereins One Earth - One Ocean, will dieses Problem mit dem Müllsammelschiff Seekuh angehen, über das bereits viele Medien Anfang des Jahres berichtet haben. Die Fertigstellung des über zehn Meter langen Katamarans steht kurz bevor und wurde zu großen Teilen von der Röchlingstiftung finanziert, Stapellauf ist voraussichtlich im Sommer.
27.05.2016
Nach einer aktuellen Studie der MacArthur Foundation sollen bis zum Jahre 2050 mehr Plastikteile als Fische in den weltweiten Meeren schwimmen. Bereits heute befinden sich mehr als 140 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen und jedes Jahr gelangen mindestens weitere 8 Millionen Tonnen hinzu. Plastikmüll hat eine Lebensdauer von bis zu 450 Jahren und gelangt als Mikroplastik (kleinste Teilchen) durch die Nahrungsaufnahme der Fische in unsere Nahrungskette. Damit schadet Plastik in den Ozeanen nicht nur dem fragilen Ökosystem, sondern insbesondere auch uns Menschen.
Um dieses Menschheitsproblem zumindest ansatzweise zu bekämpfen, hat sich ein Netzwerk von zehn deutschen Unternehmen zu einem ZIM-Projekt (ZIM = Zentrales Innovationsprogramm Mittelstand) zusammengeschlossen, das den Plastikmüll mit einer industriellen, maritimen Systemlösung umweltverträglich abfischen und stofflich und energetisch verwerten will. Das Konzept "Marine-Debris-to-Energy-Ship-System" (MDE-Ship-System) wurde jetzt in Kiel der Öffentlichkeit vorgestellt. Es beruht auf Günther Bonins Grundidee der "maritimen Müllabfuhr".
Die am vom Bundeswirtschaftsministerium geförderten ZIM-Kooperations-Netzwerk beteiligten Unternehmen wollen mit gebrauchten und umzubauenden Schiffen und einer speziell entwickelten Netz- und Fangtechnik den Plastikmüll an besonders verschmutzten Küstenregionen weltweit auffischen, an Bord von Mutterschiffen prozessieren und anschließend stofflich verwerten. Ziel des ZIM-Projekts MDE-Ship-System ist "die Entwicklung, Projektierung, Herstellung und der weltweite Vertrieb eines Gesamtsystems für die Beseitigung und stoffliche Nutzung von sichtbarem Plastik an den Küsten unserer Meere und Ozeane".
Erstmals werden damit Kompetenzen aus der Maritimen- und der Umweltschutz-Industrie synergetisch zusammenarbeiten. Durch das Projekt sollen in den Zielländern nicht nur Arbeitsplätze vor Ort geschaffen werden. Auch Strom und Trinkwasser als Endprodukte der Prozesskette kommen den Menschen der Zielländer zugute.
2015 hat Günther Bonin sein ehemaliges IT-Unternehmen Securion AG umgewidmet in eine AG zur Reinigung von Gewässern, die den Verein OEOO administrativ unterstützt. Da keine NGOs, sondern nur kommerzielle mittelständische Unternehmen an einem ZIM-Projekt teilnehmen können, ist Bonin mit der Securion AG beteiligt. Vorausgesetzt, das Finanzierungskonzept wird erfolgreich umgesetzt, soll die Securion AG Betreiber des gesamten MDE-Ship-Systems sein. Das Unternehmen von Günther Bonin hat zu solchen maritimen Reinigungslösungen bereits ein deutsches Patent angemeldet.
Die von Günther Bonin gegründete Umweltorganisation One Earth - One Ocean e.V. aus Garching bei München hat sich seit ihrer Gründung vor über fünf Jahren die Reinigung der globalen Gewässer vom Plastikmüll auf ihre Fahnen geschrieben und wurde dafür bereits 2013 mit dem renommierten GreenTec Award, Europas größtem Umwelt- und Wirtschaftspreis, ausgezeichnet. Günther Bonin hat dafür bereits 2011 das Konzept der "Maritimen Müllabfuhr" entwickelt, das auf einer Reihe von Spezialschiffen unterschiedlicher Größe zur Sammlung des Plastikmülls aus dem Wasser basiert.
Seine Vision gliedert sich in mehrere Stufen: In einem ersten Schritt wird der Plastikmüll mit speziell von ihm entwickelten Schiffen auf den Meeren eingesammelt, sortiert und zerkleinert. Trennung und Recycling des Mülls erfolgt an Land. In einer späteren Phase soll das gesammelte Plastik direkt an Bord von Tankern in Öl rückverwandelt werden. Aus einer Tonne Plastik lassen sich so ca. 900 Liter Öl rückgewinnen. Auch die Netztechnik zum maximal effizienten "Auffischen" von Plastik unter Berücksichtigung minimalen Fischbeifangs basiert auf Ideen von Günther Bonin.
In Phase II des ZIM-Projekts sollen dann 12 Netzwerkpartner - kleine und mittlere Unternehmen (KMU), etablierte Großunternehmen (GU) und Forschungsinstitute - an der Umsetzung des MDE-Ship-Systems zu einer weltmarktfähigen Systemlösung zur Säuberung der Meere und Ozeane von Plastikmüll arbeiten.
Erste Seekuh vor der Fertigstellung
Erste Schritte zur Umsetzung der "maritimen Müllabfuhr" geht One Earth - One Ocean e.V. bereits seit Jahren mit seinen Spezialschiffen. Nach dem "Seehamster" zum Einsatz in Binnengewässern, der kürzlich in der ARD-Show "Die große Show der Naturwunder" von Ranga Yogeshwar und Frank Elstner vorgestellt wurde, folgt noch in diesem Sommer der Stapellauf der ersten "Seekuh" zur Reinigung küstennaher Bereiche und Flussmündungen. Von der Funktionsweise der Seekuh war eine Animation in der ARD-Show zu sehen. Hauptsponsor ist die Mannheimer Röchlingstiftung.