Schutzabkommen für Kanadas Küstenregenwald geschlossen
Ab sofort sind 85 Prozent des Great Bear Regenwaldes und damit eine Waldfläche in etwa so groß wie Belgien vor Abholzung sicher. Dieses einzigartige Schutzabkommen folgt jahrelangen Verhandlungen und Protesten, die in den neunziger Jahren unter anderem von Deutschland ausgingen. Auch deutsche Zeitschriftenverleger schlossen sich damals an und drohten, Verträge mit kanadischen Lieferanten zu kündigen.
10.02.2016
"Das ist ein riesiger Erfolg für den Great-Bear-Regenwald und für den internationalen Waldschutz. Unser langer Atem in Verhandlungen und bei weltweiten Protesten gegen die Zerstörung dieser einzigartigen Waldlandschaft hat sich gelohnt", freut sich Sandra Hieke, Waldexpertin von Greenpeace. Bereits 2006 und 2009 konnte durch die weltweiten Proteste erste Schutzmaßnahmen erwirkt werden.
Die Regierung von British Columbia gab gemeinsam mit Vertretern von mehr als 20 indigenen Gemeinschaften, Forstunternehmen und den Umweltorganisationen ForestEthics, Sierra Club British Columbia und Greenpeace Anfang Februar den weitgreifenden Schutzplan bekannt: Auf mehr als drei Millionen Hektar bewaldeter Landfläche wird zukünftig kein industrieller Holzeinschlag mehr stattfinden. Weitere 550.000 Hektar des Great-Bear-Regenwaldes unterliegen strengsten rechtlichen Auflagen für kommerziellen Holzeinschlag. Die indigenen Gemeinschaften erhalten mehr Mitbestimmungsrechte in ihren Gebieten.
Der einst stark von Abholzung bedrohte Great-Bear-Regenwald ist einer der größten noch verbliebenen gemäßigten Küstenregenwälder der Welt. Die Waldtäler an der kanadischen Westküste mit bis zu tausend Jahre alten Bäumen sind Heimat indigener Gemeinschaften und Lebensraum seltener Tierarten wie dem so genannten Geister- oder Kermode-Bär. Dieser ist eine Unterart des nordamerikanischen Schwarzbären. Er hat weißes Fell, ist weltweit einzigartig und kommt nur in dieser Region vor.
Massive Proteste auch in Deutschland
"Dieses Abkommen ist weltweit beispielgebend für Waldschutz, die Berücksichtigung der Rechte von indigenen Gemeinschaften und den Kampf gegen den Klimawandel", so die Waldexpertin von Greenpeace. Seit knapp zwei Jahrzehnten setzen sich die Umweltschützer für den Erhalt des kanadischen Regenwaldes ein.
Infolge einer Protestwelle in Deutschland übten Ende der neunziger Jahre auch deutsche Papierhersteller und Zeitschriftenverleger Druck auf ihre kanadischen Handelspartner aus. Zahlreiche deutsche Kunden drohten mit Kündigung ihrer Lieferverträge mit Forstfirmen, die an der Zerstörung des Great Bear Regenwaldes beteiligt waren. Greenpeace-Aktivisten in Deutschland hatten unter anderem zusammen mit Vertretern der Nuxalk First Nation und der Aktivistinnen-Gruppe "Wütende Großmütter" protestiert, um auf die Mitverantwortung deutscher Unternehmen aufmerksam zu machen. Ein Totempfahl im deutschen Greenpeace-Büro erinnert noch heute an diese Proteste. Die Nuxalk hatten diesen damals bei ihrem Besuch in Deutschland geschnitzt und als Mahnmal und Zeichen der Verbundenheit übergeben.