Biodiversität

UN-Bericht: Wildhüter wildern selbst

Einem neuen Bericht der Vereinten Nationen zufolge werden Straftaten in Zusammenhang mit Wildtieren in vielen Teilen der Welt vor allem von korrupten Beamten begangen, statt von Terrororganisationen oder indigenen Völkern, wie häufig behauptet. Die Ergebnisse des Berichts fallen zusammen mit zahlreichen Festnahmen von Forstbeamten in Afrika und Asien. Die Sorge nimmt zu, dass es sich um eine weltweite „Epidemie“ handelt: bewaffnete Wildhüter, die eigentlich gefährdete Arten schützen sollen, machen sich selbst der Wilderei und Korruption schuldig.

29.06.2016

UN-Bericht: Wildhüter wildern selbst zoom

Kürzlich wurden in Kamerun der Wildhüter Mpaé Désiré und ein hochrangiger Polizist verhaftet. Gegen sie besteht der Verdacht, dass sie in den illegalen Handel mit Elfenbein verwickelt sind, der auf dem angestammten Land der Baka-„Pygmäen“ und anderer Regenwald-Völker betrieben wird. Mitglieder der Baka beschuldigen Mpaé, Angehörige ihres Volkes zusammengeschlagen und eines ihrer Waldlager in Brand gesteckt zu haben, unter dem Vorwand, sie betrieben Wilderei.

In diesem Teil Kameruns finanziert der WWF mindestens seit dem Jahr 2.000 Wildhüter, obwohl es Berichte gibt, wonach einige von ihnen indigene Jäger festnehmen, schlagen und foltern.

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Den wahren Wilderern auf die Spur gekommen

2013 erklärte ein Baka gegenüber Survival International: „Wildhüter haben immer wieder Leoparden mit geöffneten Sardinendosen geködert, um diese dann zu jagen und ihnen das Fell abzuziehen.“

Ein anderer Indigener erzählte: „Die Wildhüter wollen niemanden im Wald haben, um sicherzustellen, dass niemand die Schüsse hören kann, wenn sie wildern.“

In einem ähnlichen Fall wurden zuletzt vier Mitarbeiter in einem Nationalpark in Indien festgenommen, da sie in Wilderei verwickelt waren. Ihre Beute war das gefährdete Panzernashorn, das in dem für Wilderei berüchtigten Kaziranga-Nationalpark lebt. In diesem sind Wildhüter gehalten, sofort auf mögliche Wilderer zu schießen. 62 Menschen wurden so innerhalb von nur neun Jahren getötet.

In dem für seine Tiger bekannten Pench-Nationalpark in Zentral-Indien wurde Berichten zufolge der Wildhüter Vipin Varmiya festgenommen, da er eine Tigerin und ihre beiden Jungen getötet habe.

Ein kürzlich erschienener Bericht der Brookings Institution bestätigte, dass es großen Naturschutzorganisationen nicht gelingt, den wahren Wilderern das Handwerk zu legen – Kriminelle, die sich mit korrupten Beamten zusammentäten. Berichte über eine Verbindung zwischen Korruption und Wildtier-Straftaten gibt es auch für Tansania, Südafrika, Kenia, Simbabwe, Uganda und Indonesien.

Kritik an bewaffnetem Naturschutz

Die Verwicklung bewaffneter Wildhüter wirft die Frage auf, ob es ratsam ist, zum Schutz von Flora und Fauna auf zunehmende Militarisierung, Gewalt und Einschüchterung zu setzen. In vielen Teilen der Welt hat bewaffneter Naturschutz zu Gewalt gegen die heimischen indigenen Völker geführt, unter anderem in Kamerun und Indien, wo Hinrichtungen an Ort und Stelle im Namen des Naturschutzes zunehmen.

Im Februar dieses Jahres reichte Survival International eine OECD-Beschwerde gegen den WWF ein. Dieser beteilige sich an der Finanzierung repressiver und häufig gewalttätiger Naturschutzprojekte im Südosten Kameruns, statt gegen die wahren Wilderer vorzugehen. Wer die besten Verbündeten der Umwelt verfolgt, statt entschieden die systemischen Probleme anzupacken, der schadet dem Naturschutz.

Neusten Berichten zufolge ist Wildhüter Mpaé Désiré aus dem Gewahrsam entlassen worden und wartet nun auf seinen Prozess.

Hier finden Sie den UN-Bericht.

Quelle: UD/pm
 

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