Die Hälfte der deutschen Meeresschutzgebiete müssen nutzungsfrei bleiben
Um auf die bedrohte Vielfalt in den heimischen Meeren aufmerksam zu machen, ist der NABU derzeit unterwegs auf einer zehntägigen Segelreise durch die Nord- und Ostsee. Zur Halbzeit der „NABU macht Meer-Tour“ machte die Crew des Traditionsseglers „Ryvar“ jüngst in Kiel fest. Dort stand die Debatte um die Zukunft der deutschen Meeresschutzgebiete im Mittelpunkt.
25.08.2017
„Mindestens 50 Prozent der Fläche der ausgewiesenen Meeresschutzgebiete Deutschlands müssen der Natur vorbehalten sein. Sonst können wir den zunehmenden Verlust der Artenvielfalt nicht stoppen. Es ist unerträglich, dass dort wo Schweinswale, Rochen und seltene Seevögel eine sichere Zuflucht finden sollen, tausende Schiffe fahren, Rohstoffe abgebaut und mit Grundschleppnetzen und Stellnetzen gefischt werden darf“, sagte NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Bei einer öffentlichen Podiumsdiskussion vor dem Kieler Landtag diskutierte der NABU mit dem Staatssekretär des Bundesumweltministeriums Jochen Flasbarth und Vertretern des Landesumweltministeriums und des Deutschen-Segler-Verbands.
Etwa 45 Prozent der deutschen Nord- und Ostsee stehen unter dem Schutz von Natura 2000. Dazu zählen die Meeresschutzgebiete nach Fauna-Flora-Habitat- und Vogelschutz-Richtlinie. Doch bis heute stehen viele der bereits vor mehr als zehn Jahren ausgewiesenen Flächen nicht unter rechtlich-verbindlichem Schutz und haben kein regulierendes Management, welches die Artenvielfalt wirklich sichert. „Es ist traurig, dass erst ein Blauer Brief und ein Vertragsverletzungsverfahren aus Brüssel dazu führen, dass Bewegung in die Umsetzung des marinen Natura-2000-Netzwerkes kommt. Wir haben viel Zeit verloren und immer wieder blockieren sektorale Wirtschaftsinteressen und einzelne Ministerien dringend notwendige Meeresschutzmaßnahmen“, kritisierte Kim Detloff, NABU-Meeresschutzexperte. Nach aktueller Roter Liste gelten ein Drittel der Arten und Lebensräume in Nord- und Ostsee als gefährdet.
Neben der Diskussion um die Zukunft der Meeresschutzgebiete ging aus Kiel ein weiteres Signal zum Schutz von Nord- und Ostsee aus. In einem Schiffskorso segelten Aktive des Deutschen-Segler-Verbands, des Deutschen Kanu-Verbands und des Verbands Deutscher Sporttaucher gemeinsam mit dem NABU und der „Ryvar“ am Kieler Landtag ein. Das Bild steht für das Engagement der Verbände gegen die zunehmende Vermüllung der Meere, Flüsse und Seen. Auf der gemeinsamen Internetplattform können Müllfunde gemeldet, Reinigungsaktionen organisiert und nützliche Tipps zur Müllvermeidung abgerufen werden.
Hintergrund
Die Kieler Aktionen sind Teil der „NABU macht Meer“-Segeltour vom 15. bis 25. August. Entlang der Route von Warnemünde über Fehmarn, Kiel, Husum, Cuxhaven bis nach Hamburg macht der NABU auf die faszinierende und gleichermaßen bedrohte Vielfalt an unseren Küsten aufmerksam. Mit an Bord der „Ryvar“ sind Wissenschaftler des Instituts für Technische und Angewandte Physik Oldenburg und der Universität Magdeburg-Stendal, die Untersuchungen zu Mikroplastik und Unterwasserschallbelastung durchführen.