Biodiversität

Noch immer schlechte Karten für Fische

Obwohl sich alle EU-Mitgliedsstaaten 2014 rechtlich dazu verpflichtet haben, die Überfischung in den europäischen Gewässern bis 2015 oder schrittweise bis spätestens 2020 zu beenden, haben die EU-Fischereiminister jetzt zugestimmt, sich über rechtliche, wissenschaftliche und moralische Vorgaben hinwegzusetzen und die Überfischung vieler Fischbestände in der Nordsee und im Atlantik fortzusetzen.

22.12.2017

Noch immer schlechte Karten für Fische

Die EU-Fischereiminister verhandelten vom 11. bis zum 13. Dezember die Fangquoten im Jahr 2018 für mehr als 120 Fischbestände in der Nordsee und im Atlantik. In ersten Erklärungen des Rates heißt es, die zulässigen Gesamtfangmengen lägen inzwischen für 53 Fischbestände im Einklang mit wissenschaftlichen Gutachten für nachhaltige Fangquoten gegenüber 44 im Jahr 2017. Die Deutsche Umwelthilfe und Our Fish kritisieren, dass weiterhin für zu wenige Bestände der größtmögliche Dauerertrag als Nachhaltigkeitsmaßstab respektiert wird.

"Es scheint zwar kleine Fortschritte bei der Eindämmung der Überfischung gegeben zu haben, die EU-Fischereiminister zeigten sich aber nicht besonders ehrgeizig, das Ziel einer nachhaltigen Bewirtschaftung aller EU-Fischbestände sicher zu stellen", sagte Rebecca Hubbard, Direktorin des Our Fish-Programms. "Die nächtlichen Marathonverhandlungen der EU-Fischereiminister zeugen immer noch von einer gefährlichen Tradition. Sie verstoßen gegen das EU-Recht anstatt die Überfischung aller Fischbestände zu beenden."

"Die Frist, Überfischung in den europäischen Gewässern zu beenden, endet in zwei Jahren. Die Fischereiminister müssen politischen Mut beweisen, um die Zukunft der europäischen Fischbestände im Interesse ihrer Bürger zu gewährleisten und nicht nur die Interessen einiger weniger großer Industrieunternehmen zu schützen", fuhr Hubbard fort.

"Eines der größten Probleme, mit denen wir in den europäischen Meeren konfrontiert sind, ist, dass trotz einer bestehenden Anlandeverpflichtung die Rückwürfe nicht ausreichend kontrolliert werden. So können Rückwürfe weiterhin stattfinden, trotzdem werden gleichzeitig die zulässigen Gesamtfangmengen wegen der verpflichtenden Anlandungen erhöht. Dadurch ist der Erhalt der Bestandsgrößen stark gefährdet", sagte Sascha Müller-Kraenner, DUH-Bundesgeschäftsführer. "Vier Jahre nach der Fischereireform hätten wir von Landwirtschaftsminister Schmidt verstärkte Bemühungen erwartet, das Problem der Überfischung so anzugehen, wie es das Gesetz vorsieht. Völlig unzureichend sind zum Beispiel die nun vereinbarten dreimonatigen jährlichen Schließungen der kommerziellen Fischerei für über zwölf Zentimeter große Exemplare des vom Aussterben bedrohten europäischen Aals gegenüber dem ursprünglichen Kommissionsvorschlag, ein Fangverbot einzuführen."

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Im Einzelnen:

Europäischer Aal

Inzwischen existieren weniger als fünf Prozent der ursprünglichen Bestandsgröße des europäischen Aals. Die Fischereiminister fördern mit den neuen Fangquoten das Aussterben des Aals. Wissenschaftler empfehlen seit Jahrzehnten einen Fangstopp, die Europäische Kommission forderte ein Verbot der Fischerei auf erwachsene Aale.

Keltische See

Auch nach dem Ratstreffen bleibt die Keltische See eine Region, die besonders stark von Überfischung betroffen ist. Der Rat setzte die Fangmengen für Wittling, Kabeljau und Schellfisch deutlich oberhalb des Vorschlags der EU-Kommission fest, einschließlich einer außerordentlichen Erhöhung von 23 Prozent für Schellfisch.

Europäischer Barsch

Trotz der Tatsache, dass die Fischereiminister eine gewisse Verantwortung für die Begrenzung des Beifangs des europäischen Barsches bei industriellen Trawlern übernommen haben, wurde der große Schritt zur Sicherung der Zukunft des Seebarschs verpasst. Die Wissenschaftler raten seit zwei Jahren, die Fischerei auf Barsch in Europa auf Null zu setzen, da der Bestand seit 2010 stark zurückgegangen und die Zukunft des Barsches stark gefährdet ist.

Quelle: UD/na
 

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