Biodiversität

Unsichtbare Giftfracht gefährdet das Wattenmeer

WWF-Studie zeigt Auswirkungen der hohen Schadstoffbelastung auf die Meeresumwelt und Anforderungen an eine neue EU-Chemikalienpolitik

29.01.2003

Trotz verschiedener Abkommen zum Schutz der Meere gelangen immer noch viel zu viele Schadstoffe ins Wattenmeer. Es handelt sich um Zusätze in Kunststoffen, Waschmitteln und Kosmetika sowie einige Pestizide und Biozide. Neben der hohen Konzentration der Schadstoffe sind langlebige, schwer abbaubare und hormonell wirksame Chemikalien besonders gefährlich. Sie können bei den Bewohnern des Wattenmeeres langfristig gravierende Schäden wie Immunschwäche, Fruchtbarkeitsstörungen oder Krebs verursachen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie, die der WWF jetzt vorgestellt hat.

Das jüngste Beispiel, zu dem die Schadstoffbelastung einen entscheidenden Beitrag geleistet hat, war das Seehundsterben im
vergangenen Jahr, dem 10.000 Tiere, fast die Hälfte des Bestandes im
Wattenmeer, zum Opfer fielen. "Seehunde gleichen einer schwimmenden
Schadstoffdeponie. Sie stehen im Nahrungsnetz des Wattenmeeres an
oberster Stelle und fressen Fische, die bereits hoch belastet sind.

Diese Substanzen reichern sich im Fettgewebe der Seehunde an und
schwächen ihr Immunsystem, so dass sie anfälliger für Krankheiten
sind", sagte Patricia Cameron vom WWF. Der WWF fordert die Bundesregierung auf, sich im Zuge der geplanten Reform der europäischen Chemikalienpolitik für effektive Maßnahmen einzusetzen, um den Schadstoffeintrag ins Wattenmeer so schnell wie möglich zu beenden.

12.000 Chemikalien befinden sich auf dem europäischen Markt, ohne
dass sie vorher auf mögliche Risiken für Mensch und Umwelt hin geprüft wurden. Viele haben sich im Nachhinein als giftig herausgestellt und die Schadwirkungen durch verschiedene Stoffe können sich noch addieren. "Die enorme Belastung durch eine Vielzahl von Chemikalien verlangt ein schnelles Handeln der Entscheidungsträger", forderte Cameron.
Quelle: pr
 
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