Biodiversität

Korallenriffe im kühlen Norden

Nachdem im vergangenen Jahr im Nordatlantik vor den Lofoten im Norden Norwegens das größte Tiefwasser-Korallenriff der Welt entdeckt und auf Initiative des WWF unter Schutz gestellt wurde, kündigte die Norwegische Regierung heute weitere Schritte an, um die einmaligen Kaltwasserkorallen vor weiterer Zerstörung zu bewahren.

04.07.2003

Das zwei Kilometer lange Tisler Riff im Grenzgebiet zu Schweden soll nunmehr ebenfalls tabu für Fischerei, Öl- und Gasbohrungen werden. Der WWF begrüßte die Entscheidungen als richtungsweisend und zeichnete sie als so genanntes "Geschenk an die Erde" aus. Norwegen sei das erste europäische Land, das Anstrengungen zum Schutz von Kaltwasserkorallen umgesetzt habe. "Die Entscheidung kommt im Vorfeld der anstehenden Konferenz der Anrainerstaaten zum Schutz von Nordostatlantik (OSPAR) und Ostsee (HELCOM), wie gerufen", freut sich Stephan Lutter. Der Leiter der WWF-Delegation auf der Konferenz, hofft auf Nachahmer: "Wir müssen den weitgehend unerforschten Lebensraum überall in Europa besser schützen, um Kaltwasserkorallen als Kinderstube für zahlreiche Fischarten zu erhalten."

Auf dem rund 100 Jahre alte Tisler Riff im Skagerrak leben in einer Tiefe von 75 bis 150 Meter Seefedern, Seesterne, Seeigel Schwämme, Krebstiere und zahlreiche Fischarten. Im Gegensatz zu tropischen Riffen, die wegen ihrer großen Artenvielfalt und ihrer Bedeutung für Fischerei im Blickpunkt stehen, wurden Kaltwasserkorallen lange Zeit vernachlässigt. Der WWF schätzt, dass
bereits mehr als ein Drittel dieser kostbaren, langsam wachsenden Lebensräume durch Boden- Schleppnetze und Meeresverschmutzung stark
geschädigt oder vernichtet wurden.

Der WWF appelliert an die zuständigen Minister, auf der OSPAR-HELCOM Konferenz dafür zu sorgen, dass, Gebiete mit Kaltwasserkorallen für die Bodenfischerei wie vom Internationalen Rat für Meeresforschung (ICES) empfohlen gesperrt werden. Die Regionen um die empfindlichen Riffe müssen zudem von Öl- und Gasbohrungen ausgenommen werden. Nur so könne man den zerbrechlichen Lebensraum nachhaltig sichern. "Die Einrichtung von Meeresschutzgebieten macht nur Sinn, wenn auch gegen die Zerstörung auf See vorgegangen wird," sagte Stephan Lutter vom WWF. Noch immer blockieren aber mehrere Fischereinationen und die EU die Verabschiedung einer Liste gefährdeter Arten und Lebensräume im Meer und entsprechender Fischereimaßnahmen.
Quelle: UD
 
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