Biodiversität

Maja in Gefahr: Milbe aus Asien vernichtet deutsche Bienenvölker

Die Honigernte droht in diesem Jahr so niedrig auszufallen wie noch nie. Der Grund: Ein Parasit aus Asien, die so genannte Varroa-Milbe, hat unter den deutschen Bienenvölkern ein nie gekanntes Massensterben ausgelöst.

10.07.2003

Wenn Hippokrates, der Ur-Vater aller Ärzte, unter seiner großen Platane auf der griechischen Insel Kos saß und seine Studenten unterrichtete, so wurde
er nicht müde, die segensbringenden Wirkungen der Götterspeise "Ambrosia" zu preisen. Ob zur Behandlung von Gicht oder Gallensteinen, Husten oder Hautverletzungen - der Honig, so Hippokrates, sei Wunderwaffe gegen viele Gebrechen.

Das war vor gut 2.400 Jahren. Die Platane des griechischen Gelehrten steht immer noch am Hafen der Insel, und geblieben ist auch der gute Ruf des gelben Goldes. "Echter, naturbelassener Bienenhonig ist ein hochwertiges Lebensmittel und ein nahezu idealer Energielieferant für den menschlichen Körper", sagt Dr. Fritz Gestermann, Vorsitzender des Vereinigten Imkervereins Leverkusen, Bayer und Schlebusch e.V.. Neben wertvollen Kohlehydraten streicht sich der Honigfreund nämlich auch wichtige Eiweißbestandteile, Vitamine und Mineralstoffe aufs Brot. Kein Wunder, dass
sich Bienenhonig aus deutschen Landen höchster Beliebtheit erfreut. Mit stattlichen 1,3 Kilo Jahresverzehr sind wir Deutsche Weltmeister im Honigfuttern.

Aber: In diesem Jahr droht die Ernte des süßen Sekrets so niedrig auszufallen wie noch nie. Der Grund: Ein Parasit, die so genannte Varroa-Milbe, hat unter den deutschen Bienenvölkern ein nie gekanntes Massensterben ausgelöst. "Wir haben in Deutschland rund eine Million Bienenvölker, und ausnahmslos alle sind befallen", sagt der passionierte
Imker Gestermann, der auf mehr als 40 Jahre Erfahrung mit Bienen zurückblickt und solch nennenswerte Verluste bislang nicht kannte.

Schlimmer noch: Der Deutsche Imkerbund schätzt die Verluste bundesweit auf fast 30 Prozent. Nach Einschätzung des Imkerverbands Rheinland müssen einige hauptberufliche Bienenzüchter bereits um ihre Existenz bangen. Die Honigproduktion, so der Verband, dürfte im laufenden Jahr von gut 25.000 auf nur noch 15.000 Tonnen sinken.

"Es ist einfach gespenstisch, wie Bienenkästen plötzlich leer sind, ohne dass tote Bienen gefunden werden", berichtet Gestermann aus leidvoller Erfahrung. Und: Die Vorräte sind noch in den Waben. Die gerade einmal 1,6 Millimeter große Varroa-Milbe bohre die fleißigen Bienen regelrecht an, ernähre sich von deren Blut, der Hämolymphe. Entwickelt sich die Milbe ungestört, führt dies schließlich zu verkrüppelten Bienen und fehlgebildeten Flügeln. Das Volk ist dem Angriff von Krankheitserregern nahezu schutzlos ausgeliefert.

Fachleute wie Prof. Nikolaus Koeniger vom Institut für Bienenkunde der Universität Frankfurt im hessischen Oberursel vermuten als eine der Ursachen des massiven Befalls zwei aufeinander folgende milde Winter, in denen die Varroa-Milbe leichtes Spiel hatte. Sie befällt bevorzugt die Drohnen. Und da die Bienenvölker zudem wegen der damals warmen Witterung außergewöhnlich früh mit der Brut begonnen hätten, habe der tödliche Parasit sich außergewöhnlich gut vermehren können. "Was wir im letzten Winter erleben mussten, ist eine bittere Lehre", bekennt Dr. Fritz
Gerstermann. Und eine Mahnung, die Bienenvölker vor der Killermilbe regelmäßig und wirksam zu schützen. "Schon im November, also in der
Ruhezeit, müssen Imker den Varroa-Befall auf ein möglichst niedriges Niveau
drücken", appelliert Bayer-Bienenexperte Dr. Rainer Will. Ein geeignetes Hilfsmittel ist Perizin von Bayer HealthCare. "Das Arzneimittel wird mit Wasser vermengt und über die Bienen geträufelt", erklärt Will. Die Bienen leckten sich nach der Behandlung gegenseitig ab, das Medikament werde wie bei einer gegenseitigen Fütterung von Rüssel zu Rüssel weiter gereicht, die Milbe abgetötet.

In Verbindung mit biologischen Bekämpfungsmaßnahmen sollte es ein Leichtes sein, das Massensterben im Bienenstock zu verhindern und auch zukünftig den Honig auf dem Frühstückstisch zu sichern. Andernfalls käme es zum vermehrten Import von Honig aus Asien - dem Herkunftsort der gefährlichen Milbe ...
Quelle: UD
 
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