Biodiversität

Artenvielfalt: Einwanderungsland Deutschland

Mehr als 1000 fremde Tier- und Pflanzenarten sind in Deutschland gelistet. Davon haben sich 250 Arten bereits etabliert. Das geht aus einer Studie hervor, die im Auftrag des Umweltbundesamtes (UBA) vom Institut für Biodiversitätsforschung der Universität Rostock erstellt wurde. "Unsere Liste ist noch nicht endgültig, denn mit den Insekten sind wir noch nicht durch", so Institutsleiter Ragnar Kinzelbach.

25.07.2003

Zu den Fremdlingen gehört etwa der in Bremen eingewanderte Laubholz-Bockkäfer aus Südchina. Der weiß gepunktete, drei Zentimeter lange Käfer tauchte im vergangenen Jahr in der Hansestadt auf und ist seitdem eine große Gefahr für Ahorn, Pappel, Platane und andere Weichhölzer. Vor sechs Jahren wurde der Käfer bereits in Amerika entdeckt, wo er schon einen großen Bestand von Park- und Waldbäumen zerstört hat. Hierzulande wurde der Käfer im Verpackungsholz chinesischer Keramik eingeschleust. Jens-Georg Unger von der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft in Braunschweig meint, die Einfuhrkontrollen seien so gut wie unwirksam.

"Pro Jahr werden in deutschen Häfen über 300.000 Holzcontainer aus China angelandet. Höchstens 180 davon werden untersucht." Die Einwanderer kommen auf den verschiedensten Wegen nach Europa. Viele Arten werden von Übersee per Schiffsfracht eingeschleppt, andere entfliehen aus Zoos oder Zuchtbetrieben. Das Bundesamt für Naturschutz (BfN) und der UBA appellieren daher an alle Bürgerinnen und Bürger: Verzichten Sie darauf, fremde Arten aus dem Urlaub mitzubringen, Exoten in die Natur zu entlassen oder auch gebietsfremde Arten im Garten anzusiedeln.

Von den über 1000 Fremdlingen werden einige als "invasive", sich schnell verbreitende und ökologisch, ökonomisch oder gesundheitlich bedenkliche Arten bezeichnet. Aber nicht jede gebietsfremde Art ist "invasiv". Viele Arten werden eingeschleppt, verschwinden bald nach ihrem Auftreten oder fügen sich in das Ökosystem ein. Andere jedoch gefährden durch Lebensraumveränderungen und Verdrängung heimischer Arten. Neue Arten können jedoch auch freie ökologische Nischen besetzen, so Kinzelbach. Die Wandermuschel, die erstmalig 1840 im Rhein auftauchte und sich von dort über alle Gewässer ausgebreitet hat, ist im Bodensee zur wichtigsten Nahrung für überwinternde Enten geworden. "Dieses Tier hat sich perfekt ins Ökosystem eingefügt,“ so der Rostocker Zoologe.

Wissenschaftler wie der Tropenmediziner Rüdiger Disko warnen vor einem stetig anwachsenden Zustrom fremder Tierarten, die sich in Deutschland ansiedeln und einheimische Arten dezimieren und verdrängen könnten. "Der Mensch bringt das räumliche und zeitliche Gefüge der Arten durcheinander", sagte er dem Nachrichtenmagazin "Spiegel". "Und dieses Problem spitzt sich durch die Globalisierung immer weiter zu." Denn die Globalisierung von Handel und Tourismus hat die natürlichen Barrieren wie Berge, Flüsse und Meere, die die Arten an der ungehemmten Ausbreitung hindern, außer Kraft gesetzt - exotische Tiere werden in Gebiete eingeschleppt, die sie ohne menschliche Hilfe nie erreicht hätten.

Auch in anderen Ländern gibt es Probleme mit tierischen und pflanzlichen Einwanderern. Die hochgiftigen tellergroßen Agakröten aus Südamerika, die 1935 ursprünglich zur Insektenbekämpfung in Australien eingeführt wurde, zählen heute zu einer der größten Plagen auf dem fünften Kontinent. Wegen solch schlechten Erfahrungen sind die Kontrollen an australischen Flughäfen besonders streng. Aus Angst vor weiteren invasiven Eindringlingen, dürfen keine Früchte, Insektenarten oder Pflanzensamen eingeführt werden.
Quelle: UD
 
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