Biodiversität

Rettet Nemo: Forscher wollen Zierfische züchten, um die Korallenwelten zu schützen

Im Kino sind die Abenteuer des kleinen Clownfischs Nemo gerade der Renner. Doch außerhalb der Cartoon-Welt ist ihr Leben weniger lustig. In der Aquaristik sind Zierfische aus Korallenriffen tatsächlich sehr beliebt. Um die Riffe vor Überfischung und schädlichen Fangmethoden zu schützen, wird jetzt versucht, Zierorganismen in Marikulturanlagen aufzuziehen.

21.11.2003

Das Fangen von Zierfischen, Muscheln und Korallen aus dem Meer für den Aquarienhandel trägt zur Zerstörung der Korallenriffe bei. Einen langfristigen Schutz bieten Methoden, um kommerziell wichtige Zierorganismen in Gefangenschaft zu vermehren und aufzuziehen. Am Zentrum für Marine Tropenökologie ist zu Versuchszwecken eine Anlage entstanden, die die Lebensbedingungen im Meer nachbildet. Zur Zeit noch an heimischen Wolfsbarschen und Strandkrabben getestet, soll sie einmal tropischen Organismen zu Nachwuchs verhelfen.

Aquaristik ist in Industrienationen ein außerordentlich beliebtes Hobby für Naturverbundene. Weit verbreitet sind Süsswasserbecken, an die Haltung von Zierarten aus Korallenriffen hingegen wagen sich meist nur Spezialisten. Fuer die exotische Farbpracht eines Schmetterlingsfisches oder die bizarren Formen der Drachenköpfe müssen Riffaquarianer tief in die Tasche greifen. Denn marine Arten sind im Erwerb und in der Haltung viel teurer als Guppys oder Goldfische. Das komplexe Beziehungsgefuege eines Riffs ist im Aquarium schwer nachzubilden, die Aufzucht von Zierarten kaum möglich. Ihr Bestand rekrutiert sich vor allem aus Wildfängen. Häufige Fangmethode ist der Einsatz von betäubenden Giften. Cyanidrückstaende, Antibiotika und der lange Transport bescheren vielen Tieren eine kurze Lebensdauer, so dass
ständiger Nachschub erforderlich ist.

Für Tropenländer mit Korallenriffen ist der Fang von Zierarten ein lukratives Geschäft. Eine Riesenmuschel z.B. kann dem Aquarianer bis zu 150 Euro wert sein. Nach USA und Japan steht Deutschland an dritter Stelle der wichtigsten Importländer. Allein in Europa werden jährlich marine Zierarten in einem Wert von rund 16 Mio. Euro eingeführt. Der einmalige Artenreichtum der Riffe ist dadurch gefährdet. Fehlen jedoch Glieder im Nahrungsnetz des Riffs, kann das System völlig aus dem Gleichgewicht geraten.

Das ZMT hat verschiedene Initiativen gestartet, um dieser Entwicklung
entgegenzusteuern. In Jordanien, in einer Forschungsstation am Roten Meer, entsteht mit Unterstützung des BMBF eine ökologische Zierartenzucht. In einer geschlossenen Anlage, die praktisch keine Abwässer in die Umwelt entlässt, soll der Stoffkreislauf eines Korallenriffs nachgebildet werden. Am ZMT wurde eine Kreislaufanlage in verkleinertem Massstab zu Versuchs- und Demonstrationszwecken aufgebaut.

Um den marinen Lebewesen ein naturgetreues Milieu zu bieten, ist ein
ausgeklügeltes System an Massnahmen der Wasseraufbereitung notwendig.
An dem Verbundprojekt sind Firmen aus Norddeutschland und Suedostasien
beteiligt, die Knowhow in der Kreislauf-Technologie oder der Halterung
von Meerestieren einbringen.
Quelle: idw
 
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