Biodiversität

Droht ein großes Artensterben?

Bislang fanden im Laufe der Erdgeschichte fünf Wellen großen Artensterbens statt, bei denen bis zur Hälfe aller Tiere und Pflanzen für immer vom Planeten verschwanden. Nach Erkenntnissen britischer Forscher hat auf der Welt bereits das sechste Massensterben begonnen.

12.04.2004

Die Wissenschaftler griffen dabei auf Daten der vergangenen 40 Jahren über den Rückgang der Artenvielfalt zurück. Dabei untersuchten die Forscher vom Winfrith Technology Centre in Dorchester die Verbreitung hunderter Pflanzen-, Vogel-, und Schmetterlingsarten in Großbritannien. Bei allen drei Gruppen wurde ein deutlicher Rückgang festgestellt. Besonders die Schmetterlinge sind von großen Verlusten betroffen. 13 Prozent ihrer angestammten Lebensräume gingen in den letzten Jahrzehnten verloren. Der Studie zufolge wurden rund 71 Prozent der Schmetterlingsarten in Großbritannien dezimiert oder ganz ausgerottet.

Die Schmetterlinge dienten den Forschern für ihre These als Schlüsselindikatoren. „Wenn Insekten anderswo auf der Welt ähnlich empfindlich sind, dann haben die Aussterberaten von Pflanzen und Tieren eine bislang nicht gekannte Entsprechung im Insektenreich“, erklärt Jeremy Thomas, Leiter der britischen Forschergruppe. Diese Schlussfolgerung unterstützt die These, dass auf der Erde das sechste große Massensterben bereits begonnen hat.

Eine andere Studie aus Großbritannien will die Vermutung belegt haben, dass der Gebrauch von Stickstoff viele Pflanzenarten gefährde. Durch das in Dünger und Industrieemissionen enthaltene Gas werden Arten begünstigt, die viel Stickstoff zum Wachsen benötigen. Andere Pflanzen können davon nicht profitieren und werden verdrängt.

Auch auf der UN-Konferenz zur Biologischen Vielfalt (CBD) in Kuala Lumpur im Februar wurde erneut vor der wachsenden Bedrohung zahlreicher Tier- und Pflanzenarten gewarnt. Gerade die Ausbeutung der Weltmeere durch Fischfangmethoden oder den schonungslosen Abbau von Rohstoffen ist Grund für das Verschwinden vieler bedrohter Meeresarten. Sensible Ökosysteme wie die Korallen-Riffe oder Meerestiere wie Delphine werden durch den Menschen massiv in ihrem Fortbestand gefährdet. Nur 0,5 Prozent der Weltmeere stehen nach Aussagen des WWF-Artenschützer Roland Melisch unter Naturschutz.

Der WWF schätzt weiter, dass allein jede Stunde drei Tier- und Pflanzenarten aussterben. Pro Jahr verschwinden somit über 25.000 Arten von Oberfläche des Planeten. Auch die Zahl der Arten auf den oberen Gefährdungsstufen der Roten Liste wächst bedrohlich an. Nach Angaben der Weltnaturschutzunion IUCN stehen insgesamt 12.259 Tier- und Pflanzenarten unmittelbar vor dem Aussterben.
Quelle: UD
 
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