Biodiversität

Living Planet Report 2004: WWF zur Lage der Welt

Der natürliche Reichtum der Wälder, Flüsse und Meere hat in den vergangenen 30 Jahren rapide abgenommen. Zu diesem Ergebnis kommt der WWF in seinem jetzt vorgestellten "Living Planet Report 2004". Bei dem Index handelt es sich um eine umfassende Langzeituntersuchung über die Entwicklung der biologischen Vielfalt in den vergangenen 30 Jahren.

27.10.2004

Die Erhebung beruht auf der Basis der Bestandszahlen von 1.145 ausgewählten Tierarten, die charakteristisch für die unterschiedlichen Land-, Meeres- und Süßwasserökosysteme der Erde sind. Der WWF-Bericht zeigt, dass sich der massive Abwärtstrend bei der Artenvielfalt fortsetzt. Die Verluste liegen sowohl in den Meeren als auch in landgebundenen Lebensräumen bei etwa 30 Prozent. Noch dramatischer ist der Rückgang an biologischer Vielfalt in den Flüssen und Feuchtgebieten. Hier haben sich die Bestandszahlen seit 1970 nahezu halbiert. Die Untersuchung zeigt, dass die Menschheit deutlich über ihre Verhältnisse lebt: Die Menschen verbrauchen 20 Prozent mehr als der Planet an Naturschätzen produziert.

"Derzeit erleben wir den größten Rückgang von Tier- und Pflanzenbeständen seit dem Verschwinden der Dinosaurier. Dieser Trend wird sich noch verstärken, denn der Druck auf die Natur nimmt weiter zu", betont Dr. Peter Prokosch, Geschäftsführer des WWF Deutschland. Im "Living Planet Report" wird vorgerechnet, dass pro Kopf durchschnittlich 2,2 Hektar gebraucht werden, um die Bedürfnisse an Nahrung, Energie und Infrastruktur der Erdenbürger zu befriedigen. In den Industriestaaten ist der Bedarf noch erheblich höher. Jeder Deutsche benötigt z.B. im Schnitt 4,8 Hektar. Das ist eindeutig zu viel: rechnet man die zur Verfügung stehende Fläche auf die Weltbevölkerung um, sind pro Kopf nur 1,8 Hektar vorhanden. Die Analyse beruht auf einer Modellrechnung, dem so genannten "ökologischen Fußabdruck". Der Ansatz rechnet den Verbrauch an Rohstoffen in Fläche um. Der Landverbrauch für die Nahrungsmittel- und Holzproduktion wird ebenso berücksichtigt wie die für Städte, Straßen und andere Infrastruktur benötigten Gebiete. Zudem bezieht man die nötige Fläche ein, um den Kohlendioxidausstoß aufzunehmen.

Der WWF-Report zeigt, dass der westliche Lebensstil zu einer gefährlichen Schieflage des Planeten führt. "Wenn jeder Mensch so viel natürliche Ressourcen konsumieren und den gleichen Ausstoß an Kohlendioxid produzieren würde wie US-Amerikaner, Deutsche oder Franzosen, bräuchten wir fast drei weitere Planeten", so Peter Prokosch. Besonders alarmierend sei der Energiehunger der Welt. Der Energiebedarf habe sich zwischen 1961 und 2001 versiebenfacht. Ein Großteil davon werde durch die Verbrennung von fossilen Rohstoffen wie Kohle Gas und Öl erzeugt. Die dadurch verursachten Klimaveränderungen seien eine große Gefahr für Mensch und Natur. Der WWF hält es deshalb für besonders wichtig, Druck auf die Entscheidungsträger in aller Welt auszuüben, um erneuerbare Energien und effiziente Technologien voranzutreiben.
Quelle: UD
 
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