Biodiversität

Waldzustandsbericht 2004: Baumsterben durch Klimawandel

Jetzt ist es amtlich: Dem deutschen Wald geht es so schlecht wie schon lange nicht mehr. Die Waldschäden sind sprunghaft angestiegen und haben einen Höchststand erreicht. Das belegt der Waldzustandsbericht, den Bundesministerin Renate Künast vorstellte.

09.12.2004

Der Waldzustandsbericht weist die stärkste Schadenszunahme seit dem Beginn der Aufzeichnung auf. Im Gegensatz zu früheren Jahren sind nicht nur Nadelbäume massiv betroffen, sondern auch Laubholzarten. Wenn sich Standorte verändern, leiden darunter am meisten die Baumarten, die sich am Rande ihres Ausbreitungsgebietes befinden. Dies trifft vor allem auf die Buche zu, die nach der Eiche die am schwersten geschädigte Baumart ist.

Die Luftschadstoffbelastung liegt in Deutschland seit Jahrzehnten über den kritischen Belastungsgrenzen, die Böden leiden unter dem Eintrag von Säuren. Dazu kommen hohe Ozonwerte und Trockenheitsstress. Als Folge der globalen Klimaerwärmung muss zusätzlich mit heißen und trockenen Sommern gerechnet werden. Der Sommer 2003 war der heißeste in Deutschland seit Beginn der Messreihen im Jahre 1901: Die mittlere Tagestemperatur von 19,6 Grad Celsius lag 3,4 Grad über dem langjährigen Mittelwert. In Zentraleuropa war es zwischen Juni und August 2003 im Durchschnitt 5, 1 Grad Celsius wärmer als im 140- jährigen Mittel.

Angesichts der alarmierenden Zahlen im jetzt vorgestellten Waldzustandsbericht hat der Naturschutzbund NABU gefordert, konsequentere Maßnahmen gegen Luftverschmutzung und die Ursachen von Ozonbelastungen und Klimaveränderungen zu ergreifen. "Der Wald steht unter Stress", sagte NABU-Vizepräsident Christian Unselt. Man dürfe sich aber nicht dazu verleiten lassen, das Problem allein auf den Jahrhundertsommer 2003 zu schieben, denn auch Ozon, das vor allem für die Schäden an den Laubbäumen verantwortlich sei, spiele eine bedeutende Rolle. Daher müssten der Schadstoffausstoß und der Durchschnittsverbrauch neuer Fahrzeuge gesenkt werden. Ein weiteres Problem stellten laut NABU die nach wie vor hohen Stickstoffeinträge aus der Landwirtschaft dar, die unbedingt reduziert werden müssten.

Ökologisches und ökonomisches Potenzial

„Der derzeitige Zustand des Waldes darf nicht zu falschen Schlussfolgerungen führen", warnt dagegen Dirk Alfter, Vorstandsvorsitzender des Holzabsatzfonds in Bonn. Eine Einschränkung der Bewirtschaftung zur Schonung der Wälder wäre der falsche Weg. "Eine Schonung würde nicht zu einer Verbesserung des Waldzustandes führen, sondern nur zu einer weiteren Verschlechterung", erläutert Dr. Heino Polley, Wissenschaftlicher Direktor der Bundesforschungsanstalt für Forst- und Holzwirtschaft am Institut für Forstökologie und Walderfassung in Eberswalde, das sowohl am Waldzustandsbericht als auch an der kürzlich veröffentlichten Bundeswaldinventur beteiligt ist.

Durch nachhaltige Pflege und Bewirtschaftung ist die Waldfläche seit 1987 in den alten Bundesländern um jährlich 3.500 Hektar gewachsen. Das waren bis zum Jahr 2002 insgesamt 52.500 Hektar - eine Fläche, die fast so groß ist wie die Ferieninsel Ibiza. Gleichzeitig sind die Holzvorräte auf 320 Kubikmeter pro Hektar angestiegen. Jährlich wachsen ca. 80 Millionen Kubikmeter Holz heran, das industriell verwendet werden kann. Tatsächlich werden derzeit jedoch nur rund 50 Millionen Kubikmeter genutzt. Die aktuelle Bundeswaldinventur hat gezeigt, dass Deutschland mit insgesamt fast 3,4 Milliarden Kubikmetern die größten Holzvorräte in ganz Europa hat- sogar mehr als die klassischen Holzländer in Skandinavien. "Das ist ein ökologisches und ökonomisches Potenzial, das es zu erschließen und zu nutzen gilt", so Alfter. Eine stärkere Holzverwendung würde dem Wald helfen, vitaler zu werden und Stressfaktoren wie extreme Trockenheit besser zu verkraften. Und sie würde der heimischen Forst- und Holzwirtschaft neuen Auftrieb geben. Die Forst- und Holzwirtschaft gehört mit einem Umsatz von mehr als 100 Milliarden Euro und rund 1,1 Millionen Beschäftigen schon heute zu den bedeutendsten Industriebranchen und größten Arbeitgebern in Deutschland.
Quelle: UD
 
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