Biodiversität

Tsunami: Überleben mit dem sechsten Sinn

Die Flutkatastrophe in Südasien gibt der Naturschutzbehörde Sri Lankas mit Blick auf die Tierwelt Rätsel auf: Nach den verheerendsten Flutwellen in der jüngsten Geschichte ist die Region übersät mit menschlichen Leichen, bislang sind jedoch keine Kadaver wilder Tiere gefunden worden.

10.01.2005

Das Erdbeben der Stärke neun hatte gigantische Flutwellen ausgelöst, die bis zu drei Kilometer weit in den Yala Nationalpark peitschten. In diesem größten Naturschutzreservat Sri Lankas leben Hunderte wilder Elefanten und Leoparden. "Das Seltsame ist, dass wir keine toten Tiere entdecken konnten", sagte H.D. Ratnayake, Vizedirektor der Naturschutzbehörde, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. "Es gibt keine toten Elefanten, nicht einmal einen toten Hasen oder ein totes Kaninchen", fügte er hinzu. "Ich glaube, die Tiere können Katastrophen spüren. Sie haben einen sechsten Sinn. Sie wissen es, wenn diese Dinge passieren."

Auch den Meeressäugetieren wie Walen und Delfinen dürfte aus diesem Grund wenig zugestoßen sein, urteilte Michael Keogh, Unterwasserökologe an der Universität Melbourne. "Delfine können solche Dinge spüren und sich wahrscheinlich in tiefere Gewässer in Sicherheit bringen", sagte er. Wesentlich düsterer ist die Prognose für die als Taucherparadiese bekannten Korallenriffs der Region. Keogh zufolge sind in diesem empfindlichen Öko-System wahrscheinlich große Schäden entstanden. Da Korallen nur einen halben Zentimeter pro Jahr wachsen, könnte es "sehr lange Zeit dauern", bis sich die Riffs erholt haben.

Man muss jedoch davon ausgehen, dass die überlebenden Tiere stark unterernährt, dehydriert und teilweise krank sind. Schon seit einigen Tagen sind deswegen WSPA-Rettungsteams in den betroffenen Regionen unterwegs, um den Tsunamiopfern unter den Tieren zu helfen. Die Mitglieder der Rettungsteams bestehen aus erfahrenen Experten, Tierärzten und Helfern, die bereits viele Male erfolgreich Tieren in Krisenregionen geholfen haben. Bei ihrer Arbeit werden die Experten von den örtlichen Tierschutzorganisationen unterstützt.

Martin Riebe, Geschäftsführer der WSPA Welttierschutzgesellschaft in Deutschland, erklärte dazu: "Das Ausmaß und die Folgen des Seebebens und der darauffolgenden Flutwelle sind eine humanitäre Tragödie von nie da gewesener Dimension. In den am stärksten verwüsteten Ländern sind die Menschen seit jeher auf ihre Tiere angewiesen. Sie sichern ihnen ihr Überleben. Rechtzeitige tierärztliche Hilfe, etwa in Form von Medikamenten, kann über Leben und Tod entscheiden. Nach einer solchen Katastrophe ist die Hilfe für Tiere in Not also ein langfristiger Beitrag zum Wiederaufbau der zerstörten Existenzen der Menschen."


Die WSPA Welttierschutzgesellschaft ist ein internationaler,
UN-anerkannter Dachverband mit knapp 500 Mitgliedsorganisationen
weltweit.
Quelle: UD
 
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