Biodiversität

Noch gibt es knappe Mehrheit für Walschützer

Seit knapp zwei Jahrzehnten hält das weltweite kommerzielle Walfangverbot. Japan und Norwegen versuchen es immer aufs Neue auszuhebeln. Bisher ohne Erfolg, aber die Lobby der Tierfreunde wird kleiner. Vor allem einige afrikanische Staaten, die großzügig japanische Entwicklungshilfe erhalten, gehören neuerdings zu den Befürwortern.

21.06.2005

Der erste Tag der Internationalen Walfangkommission (IWC) endete mit der Ablehnung zweier Vorschläge Japans, die eine gefährliche Aufweichung für den Walschutz bedeutet hätten: Tokios Versuch, die Diskussion um das Erhaltungskomitee, Schutzgebiete und den Tierschutz von der Tagesordnung zu streichen, wurde von den Walschutzländern abgeschmettert, ebenso das Durchsetzen einer geheimen Abstimmung. Doch die Walfangländer brauchen nur noch zwei Stimmen, um in der IWC eine Mehrheit zu erlangen - drei Verbündete sind bereits offiziell akkreditiert, müssen aber noch ihre Mitgliedsbeiträge zahlen, bevor sie abstimmen können. "Der Walschutz steht auf Messers Schneide", berichtet Dr. Sandra Altherr, die für die Umweltschutzorganisation PRO WILDLIFE an der IWC Tagung teilnimmt. "Noch läuft die IWC in unserem Sinne, aber dies kann sich täglich ändern". Für die Artenschützer geht es darum, das seit 1986 geltende kommerzielle Walfangverbot aufrecht zu erhalten.
 
Nur wenige hundert Meter vom Konferenzzentrum entfernt entdeckten Umweltschützer auf dem Fischmarkt zahlreiche Verkaufsstände mit Walfleisch
und -Speck. In Korea gibt es zwar seit 1986 offiziell keinen kommerziellen Walfang mehr, erlaubt ist allerdings der Verkauf von Tieren, die sich in den Fischernetzen verfangen haben. Ein solcher Wal aus angeblichem "Beifang" erzielt auf dem Markt bis zu 100.000 US$, 150 Tonnen Walfleisch werden allein in Korea jährlich verkauft. "Hier in Ulsan wird besonders deutlich, mit welchen Tricks Walfänger vorgehen: Die Fischer geben ganz offen zu, dass sie Wale gezielt fangen, die Regierung Koreas dagegen meldet dies lediglich als Beifänge" betont Altherr. Doch nicht nur dieses Thema wird die IWC in den nächsten Tagen diskutieren:
 
Japan will künftig u.a. auch Finn- und Buckelwale unter dem Deckmantel der
Wissenschaft töten und zudem das Schutzgebiet in der Antarktis auflösen
lassen. Auch das sog. Bewirtschaftungsverfahren (RMS) für Wale, das nach dem Willen der Walfangländer künftig das Verbot für kommerziellen Walfang
ablösen soll, steht auf der IWC-Tagung zur Diskussion. Doch der aktuelle
RMS-Entwurf birgt zahlreiche fatale Lücken, die die bisherigen   Eigenmächtigkeiten der Walfangländer auch weiterhin ermöglichen und
kommerziellen Walfang zudem rehabilitieren würden. "Mit der Verabschiedung
des RMS würde die wichtigste Schutzmaßnahme für die Meeresriesen geopfert,
um ein windiges, unverbindliches und völlig unzureichendes Alibi-Kontrollsystem einzuführen", warnt Altherr.
 
Nach Inkrafttreten des Moratoriums 1986 entwickelte die IWC einen
"Bewirtschaftungsplan" für Wale (engl. RMP) zur Festlegung ökologisch
vertretbarer Fangquoten. Um die Einhaltung dieser Quoten zu sichern, wird
parallel das RMS diskutiert. Die Walfangländer lehnen dabei eine unabhängige internationale Kontrolle ihrer Fangaktivitäten und des Handels mit Walprodukten vehement ab. Doch eine aktuelle Studie von PRO WILDLIFE, der WDCS und der Humane Society International belegt, dass von jeher Kontrollen des Walfangs versagt haben und die Vorgaben der IWC unterlaufen Wurden. "Wenn die Walschutzländer in den nächsten Tagen die Mehrheit behalten, können wir fatale Entwicklungen für die Meeresriesen verhindern", hofft die PRO WILDLIFE Sprecherin. "Unser wichtigstes Ziel ist es dabei, das Walfangverbot zu erhalten."
Quelle: UD
 
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