Biodiversität
Sahelzone droht eine neue Dürre
Westafrika droht in den nächsten 20 Jahren eine verheerende Dürre, sollte die Zerstörung der Wälder weiter voran schreiten. Zu dieser Prognose kommen Meteorologen der Universität Bonn, die das Klimageschehen in den Ländern südlich der Sahara mit verbesserten Klimamodell-Prognosen simuliert haben. Demnach ist der Einfluss der Vegetationsbedeckung auf das Klima in der Sahelzone zumindest mittelfristig viel größer als der des Treibhauseffekts.
12.07.2005
Um mehr als 100 Millimeter könnte die jährliche Niederschlagsmenge in Benin, Guinea oder Mali in den nächsten 20 Jahren abnehmen - das wäre je nach Region bis zu einem Viertel weniger als heute. Zum Vergleich: In der letzten großen Dürreperiode Mitte der 80er Jahre fielen an der Küste Guineas bis zu 150 Millimeter weniger Regen als im langjährigen Mittel. Gleichzeitig steigen nach den Berechnungen die Temperaturen im Sommer und Herbst um zwei bis drei Grad. Die Extremwerte lägen dann sogar sieben Grad höher als heute - eine zusätzliche Gefahr für Pflanze, Tier und Mensch.
Zu diesen Zahlen kommt der Bonner Geograph Heiko Paeth in seiner Habilitationsschrift, in der er vor allem den drohenden Klimawandel im westafrikanischen Benin untersucht. "Wir wollten uns in unserer Studie nicht einseitig auf den Einfluss der Atmosphäre fokussieren - also die 'wärmenden' Treibhausgase oder die 'kühlenden' Sulfataerosole aus Vulkanausbrüchen und Autoabgasen", betont Paeth. "Gerade für das regionale Klima ist die Vegetationsbedeckung ein extrem wichtiger Einflussfaktor. Das gleiche gilt für die Bodendegradation - dass also beispielsweise aufgrund der zunehmenden Verdichtung und Versiegelung des Bodens weniger Niederschlag versickert."
Wie wichtig diese Einflüsse sind, zeigt ein Computerprogramm, dass die Bonner Wissenschaftler eigens für diesen Zweck weiterentwickelt haben: Das "Regionale Klimamodell", kurz REMO. Damit spielen die Meteorologen "Was wäre, wenn...?": Was wäre beispielsweise, wenn die Vegetation in Westafrika um 25, 50, 75 oder gar 100 Prozent abnähme, die restlichen Klimafaktoren aber gleich blieben? Und wie sähe es im Vergleich aus, wenn aufgrund des Treibhaus-Effekts die Meerestemperatur vor Afrikas Küsten um zwei Grad stiege - einen Wert, mit dem viele Forscher zum Ende des 21. Jahrhunderts rechnen?
Die Ergebnisse sind erschreckend: Zwar errechnet das Modell aufgrund des Treibhaus-Effekts für die Küstenregionen Westafrikas einen stärkeren Monsunregen. In der ohnehin schon trockenen Sahelzone geht der Niederschlag dagegen weiter zurück. "Resultat könnte sein, dass viele Menschen aus den Trockengebieten in den feuchteren Süden ziehen und dort den Bevölkerungsdruck weiter erhöhen", befürchtet Paeth.
Wälder reichen das Wasser weiter
Der Verlust der Vegetationsdecke würde zu noch dramatischeren Niederschlagseinbußen führen. Gerade Gebiete wie das Kongobecken, die sich im Moment noch nicht über Regenmangel beklagen können, müssten dann mit einem starken Rückgang rechnen. Dieser fällt laut REMO umso größer aus, je stärker die Pflanzendecke geschädigt wird. Grund: Die
Pflanzen halten den lebenswichtigen Kreislauf aus Verdunstung und Niederschlag im Gang. Gerade Wälder geben Tag für Tag riesige Wassermengen an die Luft ab. In ihrer Umgebung fällt daher erheblich mehr Regen - Wälder reichen das Wasser gewissermaßen weiter.
Um die Klimaentwicklung einer Region zu prognostizieren, reicht eine isolierte Betrachtung einzelner Faktoren natürlich nicht aus. Daher hat Paeth REMO mit realistischen Rahmendaten gefüttert. "Die Welternährungsorganisation FAO rechnet beispielsweise damit, dass die Waldfläche in Westafrika bis 2020 auf 68 Prozent gegenüber heute zurückgeht", sagt der Geograph. "Außerdem haben wir in REMO die Weltklima-Prognose und die künftige Temperatur der Weltmeere aus dem Hamburger Klimamodell berücksichtigt, das von vielen Arbeitsgruppen weltweit genutzt wird." Zusätzlich floss die vermutliche Entwicklung der Treibhausgas-Konzentration und der Bodendegradation in das Szenario ein. Die Ergebnisse wurden eingangs bereits geschildert. "Wenn die Länder Westafrikas nicht durch eine schonende Landnutzung gegensteuern, droht ihnen bis 2020 mit großer Wahrscheinlichkeit die nächste Dürre", befürchtet Paeth. Ganz sicher ist das allerdings nicht; dazu sei REMO noch zu ungenau.
Zu diesen Zahlen kommt der Bonner Geograph Heiko Paeth in seiner Habilitationsschrift, in der er vor allem den drohenden Klimawandel im westafrikanischen Benin untersucht. "Wir wollten uns in unserer Studie nicht einseitig auf den Einfluss der Atmosphäre fokussieren - also die 'wärmenden' Treibhausgase oder die 'kühlenden' Sulfataerosole aus Vulkanausbrüchen und Autoabgasen", betont Paeth. "Gerade für das regionale Klima ist die Vegetationsbedeckung ein extrem wichtiger Einflussfaktor. Das gleiche gilt für die Bodendegradation - dass also beispielsweise aufgrund der zunehmenden Verdichtung und Versiegelung des Bodens weniger Niederschlag versickert."
Wie wichtig diese Einflüsse sind, zeigt ein Computerprogramm, dass die Bonner Wissenschaftler eigens für diesen Zweck weiterentwickelt haben: Das "Regionale Klimamodell", kurz REMO. Damit spielen die Meteorologen "Was wäre, wenn...?": Was wäre beispielsweise, wenn die Vegetation in Westafrika um 25, 50, 75 oder gar 100 Prozent abnähme, die restlichen Klimafaktoren aber gleich blieben? Und wie sähe es im Vergleich aus, wenn aufgrund des Treibhaus-Effekts die Meerestemperatur vor Afrikas Küsten um zwei Grad stiege - einen Wert, mit dem viele Forscher zum Ende des 21. Jahrhunderts rechnen?
Die Ergebnisse sind erschreckend: Zwar errechnet das Modell aufgrund des Treibhaus-Effekts für die Küstenregionen Westafrikas einen stärkeren Monsunregen. In der ohnehin schon trockenen Sahelzone geht der Niederschlag dagegen weiter zurück. "Resultat könnte sein, dass viele Menschen aus den Trockengebieten in den feuchteren Süden ziehen und dort den Bevölkerungsdruck weiter erhöhen", befürchtet Paeth.
Wälder reichen das Wasser weiter
Der Verlust der Vegetationsdecke würde zu noch dramatischeren Niederschlagseinbußen führen. Gerade Gebiete wie das Kongobecken, die sich im Moment noch nicht über Regenmangel beklagen können, müssten dann mit einem starken Rückgang rechnen. Dieser fällt laut REMO umso größer aus, je stärker die Pflanzendecke geschädigt wird. Grund: Die
Pflanzen halten den lebenswichtigen Kreislauf aus Verdunstung und Niederschlag im Gang. Gerade Wälder geben Tag für Tag riesige Wassermengen an die Luft ab. In ihrer Umgebung fällt daher erheblich mehr Regen - Wälder reichen das Wasser gewissermaßen weiter.
Um die Klimaentwicklung einer Region zu prognostizieren, reicht eine isolierte Betrachtung einzelner Faktoren natürlich nicht aus. Daher hat Paeth REMO mit realistischen Rahmendaten gefüttert. "Die Welternährungsorganisation FAO rechnet beispielsweise damit, dass die Waldfläche in Westafrika bis 2020 auf 68 Prozent gegenüber heute zurückgeht", sagt der Geograph. "Außerdem haben wir in REMO die Weltklima-Prognose und die künftige Temperatur der Weltmeere aus dem Hamburger Klimamodell berücksichtigt, das von vielen Arbeitsgruppen weltweit genutzt wird." Zusätzlich floss die vermutliche Entwicklung der Treibhausgas-Konzentration und der Bodendegradation in das Szenario ein. Die Ergebnisse wurden eingangs bereits geschildert. "Wenn die Länder Westafrikas nicht durch eine schonende Landnutzung gegensteuern, droht ihnen bis 2020 mit großer Wahrscheinlichkeit die nächste Dürre", befürchtet Paeth. Ganz sicher ist das allerdings nicht; dazu sei REMO noch zu ungenau.
Quelle: UD